Dänemark bittet betroffene Frauen auf Grönland um Entschuldigung, weil ihnen vor Jahrzehnten ohne ihre Zustimmung Spiralen eingesetzt wurden. Auch finanzielle Wiedergutmachung ist in Planung.
Dänemark entschuldigt sich offiziell bei Grönländerinnen

Dänemark hat offiziell bei vielen Grönländerinnen um Entschuldigung für das unangemessene Einsetzen von Spiralen zur Schwangerschaftsverhütung gebeten. Bei einer Zeremonie im Zentrum der grönländischen Hauptstadt Nuuk bat Ministerpräsidentin Mette Frederiksen die Betroffenen im Namen des dänischen Staates um Verzeihung.
«Heute ist ein besonderer Tag. Wir benennen ein Versagen, das schwerwiegende Folgen für grönländische Mädchen und Frauen hatte», sagte Frederiksen. Auch wenn eine Entschuldigung die Vergangenheit nicht ändern oder erlebten Schmerz lindern könne, sei sie doch eine Anerkennung des geschehenen Versagens. Viel zu lange habe man die Augen davor verschlossen, tue dies aber nicht länger. «Im Namen Dänemarks: Entschuldigung», sagte sie.
Darum geht es beim Spiralen-Skandal
In den 60er und 70er Jahren wurden Tausende von grönländischen Frauen und Mädchen von dänischen Ärzten Spiralen eingesetzt, ohne ihre Zustimmung zu erhalten.
Laut einer Untersuchung der dänischen Regierung haben bis Ende 1970 mindestens 4.070 Mädchen und Frauen solche Spiralen erhalten. Einige von ihnen waren zum Zeitpunkt des Eingriffs nur zwölf Jahre alt, wie das dänische Institut für Menschenrechte berichtet. Es wird vermutet, dass die dänischen Behörden damit das Bevölkerungswachstum in Grönland einschränken wollten.
Der Spiralen-Skandal ist Teil einer Reihe von schweren Versäumnissen, die die Grönländer dem dänischen Staat vorwerfen. Bis 1992 war Dänemark für das Gesundheitswesen in Grönland zuständig.
Die größte Insel der Erde ist mittlerweile weitgehend autonom, bleibt jedoch offiziell Teil des Königreichs Dänemark. US-Präsident Donald Trump hat wiederholt dieses Modell in Frage gestellt und die Übernahme der Kontrolle über die Eisinsel gefordert.
Versöhnungsfonds in Planung
Der grönländische Regierungschef Jens-Frederik Nielsen entschuldigte sich bei der Zeremonie für alle Fälle, in denen Frauen seit der Übernahme des Gesundheitswesens in Grönland auch Spiralen eingesetzt oder andere Eingriffe ohne ihre Zustimmung durchgeführt wurden. Bereits Ende August hatten er und Frederiksen sich in einer schriftlichen Erklärung bei den Betroffenen entschuldigt.
143 betroffene Grönländerinnen haben im letzten Jahr den dänischen Staat wegen Verletzung ihrer Menschenrechte verklagt. Jede von ihnen verlangt eine Entschädigung in Höhe von 300.000 dänischen Kronen (ca. 40.000 Euro). Vor ihrer Reise nach Nuuk hatte Frederiksen angekündigt, einen Versöhnungsfonds einzurichten, um den betroffenen Grönländerinnen und anderen auf der Insel aufgrund ihrer Herkunft falsch behandelten Menschen finanzielle Entschädigung zu ermöglichen.