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Darum ist der Mond trotz Finsternis heute nicht unsichtbar

Obwohl der Mond am Sonntag im Erdschatten liegt, zeigt er sich in rötlich-bräunlichen Tönen. Was dahintersteckt – und warum das Naturschauspiel einen Haken hat.

Bei einer Mondfinsternis leuchtet der Mond rötlich. (Archivbild)
Foto: Patrick Pleul/dpa

Heute können wir ein besonderes Himmelsspektakel erleben: Eine totale Mondfinsternis ist von ganz Deutschland aus sichtbar. Laut einer Prognose des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom Samstag ist freie Sicht gegeben. Abgesehen von Schleierwolken bleibt der Himmel am Sonntag klar. In der Nacht könnte die Bewölkung jedoch im Westen und Südwesten dichter werden.

Was passiert bei der Mondfinsternis?

Die voll beleuchtete Mondkugel wandert durch den Schatten der Erde und wird dabei verfinstert. Denn die Erde schiebt sich auf ihrer Bahn um die Sonne zwischen Mond und Sonne, wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erläutert. «Mond, Erde und Sonne befinden sich nahezu auf einer Linie und der Kernschatten der Erde wandert über den Mond.» 

Es handelt sich im Wesentlichen um dasselbe Prinzip wie bei einer Sonnenfinsternis, bei der der Mond zwischen Sonne und Erde steht. Da der Durchmesser der Erde jedoch etwa viermal größer ist als der des Mondes, gilt dies auch für den Schatten. Daher dauert die Finsternis auf der Mondoberfläche länger.

Wann startet die Finsternis, wann endet sie?

Der Beginn der Mondfinsternis ist um 17.27 Uhr, wenn der Mond in den Halbschatten der Erde eintritt. Eine Stunde später tritt er in den Kernschatten ein. Die Totalität beginnt gegen 19.30 Uhr.

Die Mondfinsternis dauert bis ungefähr 20.53 Uhr. Dann tritt der Vollmond aus dem Kernschatten hervor, bevor er ihn um 21.57 Uhr vollständig verlässt.

Ist sie bei freier Sicht gut zu beobachten?

«Leider hat die Mondfinsternis dieses Mal einen riesengroßen Haken», sagt Carolin Liefke, stellvertretende Leiterin des Hauses der Astronomie in Heidelberg. «Egal wo: Der Mond geht schon komplett verfinstert auf.» Weil er auch kein außergewöhnlich großer «Supermond» ist, könnte er gerade direkt am Horizont schlecht zu erkennen sein – sondern erst, wenn er höher am Himmel, über den Dunstschichten steht. «Es ist sogar möglich, dass man ihn erst sehen kann, wenn er schon aus der totalen Finsternis raus ist.»

In Berlin erfolgt der Mondaufgang zum Beispiel um 19.37 Uhr, in München um 19.40 Uhr, in Hamburg um 19.52 Uhr und in Köln um 20.01 Uhr. «Je weiter im Osten man ist, desto besser», sagt Liefke mit Blick auf den Aufgang. 

Einige Sternwarten wie in Berlin und Stuttgart oder das Bodensee Planetarium in Kreuzlingen bei Konstanz öffnen speziell wegen des Naturschauspiels.

Warum sieht man den Mond trotz Finsternis?

Ursache ist die Atmosphäre der Erde, wie die Volkssternwarte Darmstadt auf ihrer Internetseite erklärt. Das Sonnenlicht werde durch die Luftschichten der Erdatmosphäre nach innen abgelenkt. Vor allem der kurzwellige blaue Anteil des Sonnenlichts werde durch Streuung in der Atmosphäre geschwächt. «Somit bekommt der Mond vor allem den rötlichen Anteil des Sonnenlichts ab.»

Welche Farbe hat der Mond dann?

Rötlich-bräunlich. Liefke erwartet einen relativ tiefroten Mond. «Das wird stark davon abhängen, wie die Verhältnisse vor Ort sind.» Smog in Großstädten oder aufgewirbelter Staub aus der Landwirtschaft könnten hier eine Rolle spielen. Vor allem aber sei der Mond nicht knallrot, erklärte Liefke. Daher findet sie die Bezeichnung «Kupfermond» treffender als das geläufige «Blutmond».

Was passiert während der Finsternis auf dem Mond?

Wären Menschen während der Mondfinsternis auf dem Mond, würden sie wegen der Lichtbrechung keine vollständige Dunkelheit erleben. Das rötliche Licht spielte weniger eine Rolle – die Astronautinnen und Astronauten würden das Spektakel laut dem DLR anders erleben: «Für sie wäre es eine von der Erde verursachte Sonnenfinsternis – denn die Sonne verschwindet ja dann hinter der dunklen Erdscheibe», schreiben die Fachleute auf der Homepage. «Beobachten wir also von der Erde aus eine Mondfinsternis, dann sehen Menschen vom Mond aus gleichzeitig eine Sonnenfinsternis.»

Wann ist die nächste totale Mondfinsternis?

Wer jetzt das Ereignis verpasst, muss entweder weit reisen oder ein paar Jahre warten. Am 3. März 2026 kann man eine totale Mondfinsternis von Amerika und Asien aus sehen, wie Liefke sagt. In Deutschland gibt es die Chance erst wieder am 31. Dezember 2028.

Immerhin: Am 28. August des kommenden Jahres kann man von Deutschland aus zumindest eine partielle Mondfinsternis beobachten. Allerdings müsse man dafür in den sehr frühen Morgenstunden – gegen 4.30 Uhr – aufstehen, so Liefke.

Sind Mondfinsternisse für die Forschung von Bedeutung? 

Für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist ein solches Naturschauspiel nicht so spannend. «Die Forschung weiß, was da passiert», sagt Liefke. Aber es sei ein schönes Ereignis, das jeder auch ohne Teleskop sehen könne – und das Interesse an Astronomie wecken könne.

dpa