Heftige Böllerei mit Lebensgefahr: Wer mit Kugelbomben hantiert, kann für diesen vermeintlichen Spaß sogar sterben. Warum nur Profis diese Art von Pyrotechnik zünden sollten.
Der Tod zündelt mit – was Kugelbomben so gefährlich macht

Nach den jüngsten schweren Verletzungen und Todesfällen besteht die Sorge, dass in dieser Silvesternacht erneut Kugelbomben enorme Schäden anrichten könnten. Wie diese Pyrotechnik funktioniert, warum sie für Laien so gefährlich ist und welche Konsequenzen dies haben kann.
Was macht Kugelbomben so gefährlich?
Laut dem Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk (bvpk) enthalten Kugelbomben oder Feuerwerkskugeln verschiedene pyrotechnische Mischungen und können mehrere Kilogramm wiegen. Aufgrund der großen Menge an Explosivmasse und ihrer komplexen Funktionsweise sind diese Kugeln in Deutschland nicht für den allgemeinen Gebrauch zugelassen, sondern nur für staatlich geprüfte Pyrotechniker. Das Mindestalter für den legalen Erwerb beträgt laut bvpk 21 Jahre.
Ein unsachgemäßer Gebrauch oder technische Defekte können zu schweren Verletzungen oder sogar tödlichen Unfällen führen. Durch die extreme Sprengkraft kann sich etwa das Lid am Auge nicht schnell genug schließen. Die Folge kann ein unumkehrbarer Verlust der Sehfähigkeit sein.
Wieso wird die Pyrotechnik so bezeichnet?
Der Name stammt von der runden Form ab. Die Hülle, die mit pyrotechnischen Mischungen gefüllt ist, erzeugt Lichteffekte am Himmel, wenn sie explodiert. Diese kommen hauptsächlich bei professionellen Großfeuerwerken während Shows und Events zum Einsatz. Die Kugelbombe wird aus speziellen Rohren abgefeuert, die mit Schwarzpulver betrieben werden. Während sie aufsteigt, verbrennt eine Zündschnur, die die Ladung im Inneren der Kugelbombe entzündet, wodurch die Hülle zerbricht und die Effekte symmetrisch am Himmel verteilt werden.
Es ist nur Profis erlaubt, Kugelbomben zu benutzen. Personen ohne entsprechende Fachkenntnisse, die solche pyrotechnischen Artikel illegal zünden, riskieren eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe von bis zu 50.000 Euro.
Welche Fälle sorgten zuletzt für Aufregung?
Weil Videos von explodierenden Kugelbomben im Netz kursieren, appelliert etwa die Berliner Polizei an Eltern, Kinder zu schützen und beim Feuerwerk klare Grenzen zu setzen: «Keinesfalls darf wieder ein Kind durch eine Kugelbombe so schwer verletzt werden wie im vergangenen Jahr.» Gemeint ist der Fall eines damals siebenjährigen Junge. Er wurde in der vergangenen Silvesternacht in Berlin-Tegel lebensgefährlich verletzt, als ein 17-Jähriger versuchte, eine Kugelbombe aus einem Kunststoffrohr abzufeuern. Das Rohr fiel nach der Zündung um, wodurch die Kugelbombe quer über den Platz schoss und explodierte.
Beim Einsatz der Pyrotechnik kann es sogar zu Todesfällen kommen. In Geseke (Nordrhein-Westfalen) wurde ein 24-Jähriger bei der Zündung einer Kugelbombe mit 680 Gramm Schwarzpulverfüllung der Polizei zufolge «in Stücke gerissen». Auch in Kremmen (Brandenburg) und im ostsächsischen Boxberg kamen zuletzt junge Männer ums Leben, weil sie Silvester mit Kugelbomben hantierten.
Kugelbomben haben so eine Sprengkraft, dass sie sogar Gebäude beschädigen können: In Berlin-Schöneberg sorgten zwei Explosionen für eine zerstörte Litfaßsäule und massive Schäden an einem Wohnhaus. Die Wucht ließ Fenster flächendeckend zerbersten und machte 36 Wohnungen unbewohnbar. Ein Sprecher der Berliner Feuerwehr sprach von einem «Schlachtfeld».
Wie kommen Kugelbomben nach Deutschland?
Die Kugelbomben, die in Deutschland nicht frei verkäuflich sind, werden hauptsächlich in China hergestellt. Laut dem Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) gelangt das gefährliche Feuerwerk hauptsächlich aus benachbarten Ländern wie Polen und Tschechien über illegale Kanäle nach Deutschland. Es gibt zwei Wege: Beim klassischen Schmuggeln wurden wiederholt Funde von den Zollbehörden gemeldet, z.B. an der deutsch-polnischen Grenze vor dem Jahreswechsel 2025. Der VPI stellt jedoch auch einen zunehmenden Online-Handel mit osteuropäischen Ländern fest.
Als Grund für das florierende, illegale Geschäft nennt der Verband Gewinnmargen, die teilweise «20- bis 30-Mal höher als die Produktionskosten ausfielen». Politiker und der VPI fordern strengere Grenzkontrollen sowie konsequentere Maßnahmen gegen Schmuggel und den illegalen Vertrieb von Kugelbomben.
Gibt es Feuerwerk, das ähnlich gefährlich ist?
Neben Kugelbomben gibt es andere Formen von in Deutschland illegaler Pyrotechnik, die erheblichen Schaden anrichten können. Sogenannte Polenböller etwa enthalten oft deutlich mehr Sprengstoff als legale Knaller und können Sprengwirkungen erzeugen, die denen von Großfeuerwerk ähneln. Der Gefahrenschätzer des VPI nennt im Vergleich zu legalem Silvester-Feuerwerk einen Faktor 20 an erhöhter Gefährdung. Während eine Kugelbombe in der Regel im Himmel explodieren soll, wirken solche illegalen Böller eher am Boden — mit unmittelbarer Gefahr für Augen, Hände oder das Gehör.
Die Verwendung von Feuerwerkskörpern in Deutschland unterliegt strengen Vorschriften. Das Sprengstoffgesetz gliedert sie in vier Kategorien, die nach dem Risiko des Feuerwerkskörpers variieren – von Kleinstfeuerwerken (F1) bis zu Profi-Großfeuerwerken (F4). Zu den legal verwendbaren gehört die Kugelbombe. Zur Kategorie F2 des Silvesterfeuerwerks gehören Feuerwerksbatterien, Raketen und Knallkörper auf Schwarzpulverbasis. Sie dürfen nur von Volljährigen erworben und verwendet werden, und zwar nur wenige Tage vor Silvester ohne Genehmigung.








