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Deutsche Gesundheitsexperten warnen vor mangelnder Bewegung und ungesunder Ernährung

Nur 2% der Deutschen erfüllen die Kriterien für einen gesunden Lebensstil. Frauen schneiden besser ab als Männer.

Auch beim Weg zur Arbeit sitzen viele Menschen. (Illustration)
Foto: Arne Dedert/dpa

Gute Ernährung, ausreichend Bewegung und wenig Stress sind das A und O für ein rundum gesundes Leben – viele Menschen in Deutschland sind davon aber noch weit entfernt. Das zeigen Ergebnisse des Reports «Wie gesund lebt Deutschland?» der Deutschen Krankenversicherung (DKV), der dieses Jahr zum achten Mal erscheint. Für die Analyse wurden rund 2.800 Menschen ab einem Alter von 18 Jahren befragt, unter anderem zu ihrer Ernährung, der körperlichen Aktivität und dem Sitzverhalten.

Nur ein Drittel verzichtete auf Alkohol

Die Experten stellen fest, dass lediglich 2 Prozent der Bevölkerung die Anforderungen für einen vollständig gesunden Lebensstil erfüllen. Frauen (3 Prozent) schneiden dabei besser ab als Männer (1 Prozent). Während 37 Prozent der Frauen komplett auf Alkohol verzichten, schaffen das nur 21 Prozent der Männer. Zudem ernähren sich Frauen laut den Ergebnissen gesünder. Männer treiben dafür häufiger Sport.

Der Schnitt ist auch deshalb mit 2 Prozent so niedrig, weil der Höchstwert für einen gesunden Umgang mit Alkohol nur erreicht werden kann, wenn man vollständig auf Alkohol verzichtet, wie es im Bericht steht. Das Gleiche gilt für das Rauchen. Laut der aktuellen Umfrage geben etwas weniger als ein Drittel (29 Prozent) der Befragten an, vollständig auf Alkohol zu verzichten.

In den vorherigen Berichten wurde gelegentlicher Alkoholkonsum noch als akzeptabel angesehen. Laut diesen Kriterien würden in der aktuellen Umfrage 6 Prozent der Befragten ein insgesamt gesundes Leben führen. Das sind jedoch immer noch weniger als bei der letzten Umfrage im Jahr 2023: Damals waren es 9 Prozent.

Mehr als zehn Stunden Sitzen pro Tag

Laut einer Umfrage verbringen Menschen heutzutage zu viel Zeit im Sitzen, was eine der größten aktuellen Herausforderungen darstellt. An einem Werktag sind es im Durchschnitt mehr als zehn Stunden, fast zwei Stunden mehr als vor zehn Jahren. Zudem sorgen viele nicht ausreichend für einen Ausgleich. Nur etwa 30 Prozent der Vielsitzer – die mindestens acht Stunden am Tag sitzen – kompensieren das lange Sitzen durch eine Stunde oder mehr Bewegung pro Tag.

«Sitzen ist das neue Rauchen», sagte Ingo Froböse, Professor an der Deutschen Sporthochschule Köln während einer Pressekonferenz. Er nannte die Ergebnisse «tragisch» und «gesundheitsgefährdend». Auch zwei bis drei Sporteinheiten pro Woche könnten die langen Sitzzeiten nur bedingt ausgleichen. Nötig für diese Menschen seien mindestens 60 Minuten körperlicher Aktivität pro Tag, erklärte die wissenschaftliche Leiterin der Studie, Birgit Sperlich von der Uni Würzburg.

Der Bericht wurde in Kooperation mit der Deutschen Sporthochschule Köln und der Universität Würzburg erstellt. Die Umfragen fanden im Februar und März 2025 statt.

Lieber mit dem Fahrrad als mit dem Auto zur Arbeit

Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten sind im Alltag ausreichend aktiv, um gesundheitliche Vorteile zu erzielen, unabhängig von der Sitzzeit. Dies entspricht insgesamt 150 Minuten moderater Aktivität pro Woche, so Froböse. Dies kann beispielsweise durch Radfahren zur Arbeit oder durch zügige Spaziergänge nach Feierabend erfolgen.

Der Anteil aller Befragten, der die Empfehlungen für minimale Ausdaueraktivität und zweimal wöchentlichem Muskeltraining erreichen, liegt bei 32 Prozent. «Das sind eindeutig zu wenig», meinte der Sportprofessor. Um fit zu bleiben, sei die Kombination von Ausdauer- und Muskeltraining unerlässlich.

Jeder Fünfte bewegt sich kaum

Knapp jeder Fünfte bewegt sich in der Freizeit und auf Transportwegen so gut wie gar nicht. Demnach gaben 19 Prozent an, dass Bewegungen in diesem Bereich nie länger als 10 Minuten andauern. «20 Prozent ist für uns natürlich deutlich zu viel, weil daraus viele Probleme resultieren, die wir mittlerweile im Bereich der chronischen Erkrankung finden», so Froböse.

Nur etwa 33 Prozent erfüllen die Kriterien für eine gesunde Ernährung. Ein gesunder Ernährungsstil wird erreicht, wenn mindestens 20 von insgesamt 30 möglichen Punkten erzielt werden. Es wurde abgefragt, wie viel Obst und Gemüse täglich konsumiert wird, wie viele Süßigkeiten und Snacks in der vergangenen Woche gegessen wurden und wie viel Flüssigkeit üblicherweise pro Tag getrunken wird. Beim Thema Stress schafft es nur jeder Fünfte, gesund mit der täglichen Belastung umzugehen.

dpa