Nach dem Krisenjahr 2024 soll es 2025 zumindest etwas aufwärtsgehen. Doch die Herausforderungen sind groß. Was sind die Rezepte der Politik? Was droht mit Trump? Und was kommt auf Verbraucher zu?
Deutsche Wirtschaft im Dauertief – Was bringt 2025?
Die deutsche Wirtschaft wird weiterhin von steigenden Insolvenzen, einer Flaute in der Industrie, der Autokrise und gestrichenen Arbeitsplätzen geplagt. Es wird prognostiziert, dass sich im Jahr 2024 zum zweiten Mal in Folge eine leichte Rezession einstellen könnte, und auch das neue Jahr wird voraussichtlich schwierig werden. Welche Auswirkungen haben die Bundestagswahlen und Donald Trump in den USA auf die deutsche Wirtschaft? Und wie wird sich die Krise auf die Verbraucher auswirken?
Was sind die Hauptprobleme der deutschen Wirtschaft?
Wichtige Branchen wie Auto, Maschinenbau und Chemie kämpfen mit geringer Nachfrage, ebenso das Baugewerbe. Nicht nur der schwache Heimatmarkt belastet Unternehmen, auch auf den Weltmärkten hakt es, da zum Beispiel China als Wachstumstreiber ausfällt. Die deutschen Exporte sanken in den ersten elf Monaten 2024 gemessen am Vorjahreszeitraum. 2025 sei allenfalls mit Stagnation zu rechnen, meint DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier.
Zusätzlich belasten hohe Energiekosten und umfangreiche Bürokratie den deutschen Standort. Verbraucher halten aufgrund von Unsicherheit ihr Geld zurück. Hinzu kommt eine marode Infrastruktur – Zugreisende können ein Lied davon singen. Die Wirtschaftskrise führt zu einem Anstieg der Firmeninsolvenzen, der laut dem Institut IWH Halle in manchen Monaten das Niveau der globalen Finanzkrise erreicht.
Wie steht Deutschland im globalen Vergleich da?
Laut Jahresgutachten des Sachverständigenrats («Wirtschaftsweise») wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den vergangenen fünf Jahren preisbereinigt nur um 0,1 Prozent. «In den USA liegt das BIP bereits heute um mehr als zwölf Prozent über dem Vor-Corona-Niveau, im Euro-Raum um gut vier Prozent», hieß es in dem Papier von November. Und der Internationale Währungsfonds prognostizierte im Oktober für Deutschland ein Nullwachstum – das schwächste aller führenden westlichen G7-Industriestaaten.
Was spricht für eine Erholung 2025?
Ökonomen erwarten, dass Europas größte Volkswirtschaft kaum in Schwung kommt. «Die deutsche Wirtschaftsleistung wird 2025 voraussichtlich auf einem ähnlichen Niveau wie vor der Corona-Krise liegen», sagte Martin Werding, Mitglied im Sachverständigenrat. Die «Wirtschaftsweisen» erwarten für 2025 ein Wachstum von lediglich 0,4 Prozent.
Die Bundesbank hat ihre Prognose auf 0,2 Prozent gesenkt. Der Konsum der Verbraucher werde angesichts steigender Reallöhne zwar stetig zulegen, aber nicht so stark wie bisher erwartet – denn viele Menschen sorgen sich um ihren Job.
Der Aufschwung für die Wirtschaft wird durch die sinkenden Leitzinsen der Europäischen Zentralbank unterstützt, die voraussichtlich ihre Geldpolitik bis 2025 weiter lockern wird. Dadurch können Verbraucher und Unternehmen günstiger Kredite aufnehmen. Die Bauzinsen sind bereits etwas gesunken, was Bauherren zugutekommt.
Zähe Inflation – was heißt das für mein Geld?
Die Inflationswelle in Deutschland hat zwar nachgelassen. Im Jahr 2024 stiegen die Verbraucherpreise im Durchschnitt um 2,2 Prozent, was deutlich weniger ist als 2022 (6,9 Prozent) und 2023 (5,9 Prozent), als die höchsten Inflationsraten seit der Wiedervereinigung erreicht wurden.
Doch die Teuerung bleibt hartnäckig, was die Menschen etwa beim Einkaufen im Supermarkt spüren. Der private Konsum kommt daher nicht recht in Schwung. Im Dezember stiegen die Verbraucherpreise überraschend stark um 2,6 Prozent. «Noch ist das Inflationsproblem nicht gelöst», meint Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.
Ökonomen prognostizieren, dass die Inflationsrate im kommenden Jahr zunächst über 2 Prozent liegen wird. Das Ifo-Institut erwartet für das Gesamtjahr eine Rate von 2,3 Prozent. Viele Sparer erhalten bei der Bank niedrigere Zinsen, wodurch ihr Geld an Wert verliert.
Steigende Arbeitslosigkeit: Wie sicher ist mein Job?
Die Krise macht sich allmählich am deutschen Arbeitsmarkt bemerkbar, der lange Zeit robust war. Im Dezember stieg die Arbeitslosenquote auf 6,0 Prozent und wird laut Arbeitsagentur weiter steigen. Gleichzeitig nimmt die Zahl der sozialversicherten Jobs weiter zu.
Die Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes hängt stark von der Branche ab, denn viele Bereiche wie Erziehung, Gesundheitswesen oder öffentlicher Dienst wachsen so stark, dass unter dem Strich die Jobverluste aus der Industrie mehr als ausgeglichen werden. Finanziert wird der öffentliche Sektor jedoch durch Steuern und Abgaben, die zunächst erwirtschaftet werden müssen.
Welche Bedeutung hat die Bundestagswahl?
Viele Unternehmen zögern aufgrund von Unsicherheiten bezüglich des zukünftigen politischen Kurses mit Investitionen. “Eine neue Regierung könnte eine Veränderung der Stimmung bei der Bevölkerung und den Unternehmen bewirken”, erklärte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger.
Deutschland benötigt jedoch einen Politikwechsel in der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Das heißt für die Arbeitgeber: weniger Bürokratie, weniger Regulierung, weniger Lohnzusatzkosten. Zusätzlich fordern Wirtschaftsverbände Entlastungen bei den im internationalen Vergleich hohen Energiekosten sowie den Steuern und Abgaben.
In den Wahlprogrammen der Parteien spielt die Wirtschaftspolitik eine große Rolle. Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind aber unterschiedlich. Während Union und FDP sich vor allem für Steuerentlastungen und weniger Bürokratie starkmachen, legen SPD und Grüne einen Fokus auf einen milliardenschweren, kreditfinanzierten «Deutschlandfonds», um Investitionen anzureizen und die teils marode Infrastruktur zu sanieren. Entlastungen bei den Energiekosten versprechen alle Parteien – von den Linken bis zur AfD.
Was droht Deutschland mit Donald Trump?
“Sollte Trump tatsächlich die Zölle auf Importe aus Europa auf 10 bis 20 Prozent erhöhen, würde dies die exportorientierte deutsche Wirtschaft besonders stark beeinträchtigen”, warnte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel. “Die Zollpläne von Trump könnten Deutschland ein Prozent der Wirtschaftsleistung kosten.”
Verglichen damit lag der durchschnittliche Zollsatz der USA in Trumps erster Amtszeit laut einer Studie der Commerzbank bei etwa 3 Prozent. Es gibt Bedenken von Ökonomen vor Handelskonflikten mit der EU, die möglicherweise mit Gegenmaßnahmen reagieren könnte. Es ist jedoch unklar, inwieweit Trump seine Pläne tatsächlich umsetzen wird.