Die deutsche Wirtschaft steckt seit langem in der Krise. Auch das dritte Quartal hat nicht die erhoffte Trendwende gebracht. Volkswirte rechnen erst 2026 mit Aufschwung – dank staatlicher Milliarden.
Flaute hält an: Deutsche Wirtschaft stagniert im Sommer

Die deutsche Wirtschaft kommt nicht in Schwung: Nach einem Minus im Frühjahr stagnierte das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal. Das Statistische Bundesamt errechnete nach vorläufigen Daten ein Wachstum von null Prozent gemessen am Vorquartal.
Eine schwache Nachfrage in wichtigen Branchen wie Autobau und Chemie macht der Industrie zu schaffen, hohe US-Zölle bremsen den Export von Waren «Made in Germany». Im Inland halten sich Verbraucherinnen und Verbraucher beim Konsum zurück – auch weil die Menschen für Dinge des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel oft mehr zahlen müssen als vor der Corona-Pandemie.
Laut den Statistikern stiegen die Investitionen in Ausrüstungen wie Maschinen und Fahrzeuge in den Monaten Juli bis September, aber die Exporte gingen im Vergleich zum Vorquartal zurück.
Mit der deutschen Wirtschaft gehe es nicht wirklich bergauf, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. «Erst im kommenden Jahr sollte das Fiskalpaket der Bundesregierung die Konjunktur anschieben, wobei das wegen der ausbleibenden Reformen nicht nachhaltig ist.»
Reformstau bremst deutsche Wirtschaft
Unternehmen ächzen unter hohen Energiepreisen und viel Bürokratie. Deutschland müsse «endlich wach werden» und «Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit in den Mittelpunkt der politischen Agenda» stellen, mahnte jüngst Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing.
Mit einem «Wachstumsbooster» für verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten und einem «Bauturbo» für schnellere Genehmigungen will die Bundesregierung die Konjunktur ankurbeln. Kanzler Friedrich Merz stellte Anfang Oktober ein hohes Tempo bei weiteren Reformen in Aussicht. «Das geht jetzt Schlag auf Schlag», sagte der CDU-Chef im ZDF-«heute journal»: «Der Herbst der Reformen hat längst angefangen.»
Doch in der Wirtschaft ist anfänglicher Optimismus der Ernüchterung gewichen – auch wegen Streitereien in der schwarz-roten Regierungskoalition. Und die Zeit drängt: Inzwischen sehen 84 Prozent der Unternehmen die marode Verkehrsinfrastruktur als Belastung, wie kürzlich eine Umfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) unter 1.100 Unternehmen ergab. «Die Verkehrsinfrastruktur ist ein Bremsklotz für die deutsche Wirtschaft geworden», sagt IW-Experte Thomas Puls.
Höchstens Mini-Wachstum 2025 erwartet
Im Jahr 2025 könnte die größte Volkswirtschaft Europas trotz der beiden Minusquartale knapp an einem dritten Jahr ohne Wachstum vorbeischrammen. Führende Ökonomen erwarten ein Mini-Plus von etwa 0,2 Prozent.
Zu Beginn des Jahres gab es noch ein Wachstum von 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal – hauptsächlich aufgrund der Tatsache, dass Unternehmen aus Furcht vor den Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump Geschäfte vorgezogen haben. Im zweiten Quartal ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) laut neuesten Berechnungen um 0,2 Prozent gesunken.
Trendwende im nächsten Jahr?
Im Jahr 2026 wird die deutsche Wirtschaft voraussichtlich etwas stärker wachsen, hauptsächlich aufgrund der geplanten Milliardenausgaben für Infrastruktur wie Straßen und Schienen sowie für Verteidigung, so Ökonomen. Während die Bundesregierung mit einem Plus von 1,3 Prozent rechnet, prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF) lediglich ein Wachstum von 0,9 Prozent.
Deutschlands führende Wirtschaftsforschungsinstitute warnten im September anlässlich der Vorlage ihrer Gemeinschaftsdiagnose: Die deutsche Wirtschaft stehe nach wie vor auf «wackeligen Beinen». Denn das für 2026 erwartet Wachstum wird vor allem durch staatliche Investitionen getrieben. Damit sich der Aufwärtstrend fortsetze, brauche es grundlegende Reformen.








