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Deutschlands Brücken sicher – aber mit Sanierungsbedarf

Warum die Brücke in Dresden eingestürzt ist, bleibt unklar. Generell gelten Brückenbauten in Deutschland als sicher. Sanierungsbedarf gibt es trotzdem.

Jede Brücke in Deutschland durchläuft alle sechs Jahre eine Hautüberprüfung. (Archivfoto)
Foto: Stefan Sauer/dpa

Trotz des Brückeneinsturzes in Dresden können Verkehrsteilnehmer beim Überqueren von Brückenbauwerken bundesweit sicher sein – auch wenn viele Brücken sanierungsbedürftig sind. Jede Brücke muss alle sechs Jahre gemäß DIN 1076 einer Hauptuntersuchung unterzogen werden. Diese wird in der Regel bei laufendem Verkehr durchgeführt und umfasst die Überprüfung sämtlicher Bauteile. Drei Jahre später erfolgt eine einfache Prüfung. Die Ergebnisse werden schriftlich festgehalten.

Der Bereichsleiter Technik und Gesellschaft beim Verein Deutscher Ingenieure, Dieter Westerkamp, hält diesen Zyklus für ausreichend. «Angesichts der niedrigen Zahl an Vorkommnissen bei rund 130.000 Brücken in Deutschland scheint sich dieser Rhythmus zu bewähren», sagte er. 

Zustandsnoten für bundeseigene Brücken

Laut einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Urbanistik aus dem Jahr 2013 sind etwa 40.000 Brücken in der Verantwortung des Bundes. Die Kommunen sind für weitere rund 67.000 Überquerungen verantwortlich. Zusätzlich gibt es landeseigene Brücken.

Die Bundesanstalt für Straßenwesen sammelt regelmäßig Informationen über den Zustand der bundeseigenen Brücken auf Basis von Brückenprüfungen. Jede Bundesbrücke wird mit einer Note bewertet, die von sehr gut (1,0 bis 1,4) bis ungenügend (Noten 3,5-4,0) reicht. Diese Bewertung bezieht sich hauptsächlich auf äußere, sichtbare Schäden wie Risse oder den Zustand der Geländer.

Im jüngsten Zustandsbericht erhielten knapp 2.300 der rund 40.000 Brücken des Bundes die Bestnoten 1,0 bis 1,4. Lediglich etwa 200 Bauten wurden mit ungenügenden Noten zwischen 3,5 und 4,0 bewertet. Damit befindet sich der Großteil der Bundesbrücken in einem «guten» oder «befriedigenden» Zustand. 

«Wenn bei der Bauwerksprüfung eine Beeinträchtigung der Standsicherheit oder Verkehrssicherheit festgestellt wird, so werden selbstverständlich sofort entsprechende Maßnahmen getroffen, um die erforderliche Sicherheit weiterhin zu gewährleisten», heißt es in dem Bericht. 

Abwärtstrend bei der Traglast

Der Traglastindex ist eine weitere bedeutende Kennzahl für Brücken. Er gibt Auskunft über die strukturelle Leistungsfähigkeit einer Brücke und wie gut sie den Verkehrslasten standhalten kann. Wie beim vorherigen Punkten gibt es auch hier eine Skala von I bis V. Die höchste Stufe, Stufe V, weist darauf hin, dass die Brücke langfristig ersetzt werden muss.

Die Einstufung kommt auch hier von der Bundesanstalt für Straßenwesen. Auffällig ist, dass vor allem im Westen viele Bauwerke ihre Lebensdauer überschritten haben. Fachleute beobachten generell einen Abwärtstrend beim Traglastindex in Deutschland.

Bund legte Maßnahmenpaket auf

In den letzten Jahren musste der Bund insbesondere aufgrund der Sperrung prominenter Autobahnbrücken handeln. Ein Beispiel hierfür ist die Autobahnbrücke Rahmede an der Sauerlandlinie, die aufgrund schwerer Schäden vollständig gesperrt und mittlerweile gesprengt wurde. Ein Neubau ist nun geplant.

Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat im Frühjahr 2022 ein Maßnahmenpaket zur beschleunigten Modernisierung von Brücken angekündigt. Von den etwa 28.000 Autobahnbrücken müssen langfristig 8.000 modernisiert werden. Bis 2032 sollen 4.000 Bauwerke instand gesetzt werden, die restlichen bis 2042.

Der Bundesrechnungshof hat im Januar Bedenken geäußert, ob der Zeitplan für die Sanierung des Bundes eingehalten werden kann. Zusätzlich gibt es etwa 3.000 renovierungsbedürftige Brücken im Bundesstraßennetz, die in die Verantwortung der Länder fallen.

Auch in den Kommunen gibt es Sanierungsbedarf

Laut einer Befragung der Kommunen geht das Deutsche Institut für Urbanistik davon aus, dass etwa die Hälfte der Straßenbrücken in kommunaler Verantwortung in einem schlechten Zustand ist. Dieser Bericht stammt aus dem vergangenen Jahr und besagt, dass der Zustand dieser Brücken sogar schlechter ist als der der Bundesbauten. Es gibt jedoch keine zentrale Erfassung der Brückenzustände auf Landes- oder kommunaler Ebene.

Auch die Deutsche Bahn hat ein Sanierungsprogramm für Brücken. Insgesamt gibt es etwa 25.700 solcher Bauwerke in der Infrastruktur des bundeseigenen Konzerns. Fast die Hälfte davon ist über 100 Jahre alt. Bis 2029 sollen insgesamt 2.000 Brücken vollständig oder teilweise erneuert werden. Zwischen 2019 und 2029 stehen dem Konzern nach aktuellem Stand etwa neun Milliarden Euro zur Verfügung.

dpa