Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Deutschland feiert historischen Sieg in WM-Qualifikation

Die Nationalmannschaft überzeugt mit 6:0 gegen die Slowakei und sichert sich souverän die Teilnahme an der WM 2026 in Amerika.

In Leipzig will die Nationalmannschaft die WM-Teilnahme perfekt machen.
Foto: Jan Woitas/dpa

Im Torrausch nach Amerika! Eine wie verwandelte Nationalmannschaft hat es allen Kritikern gezeigt und die Qualifikation für die WM 2026 mit einer lange vermissten Fußball-Party perfekt gemacht. Der befreit auftrumpfende Doppelpacker Leroy Sané (36./41. Minute), Serien-Torschütze Nick Woltemade (18.) und Serge Gnabry (29.) beseitigten schon in der ersten Halbzeit alle Zweifel – und befreiten Bundestrainer Julian Nagelsmann von allen Playoff-Ängsten.

Ridle Baku (67.) und der Neuling Assan Ouédraogo (79.) erhöhten in ihrem Leipziger Heimspiel gegen den hilflosen Verfolger aus der Slowakei das Ergebnis auf 6:0 (4:0), nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung. DFB-Sportdirektor Rudi Völler klatschte beim Schützenfest vor 40.120 Zuschauern begeistert Beifall.

0:2 in Slowakei bleibt Randnotiz

Nach dem höchsten Sieg und der mit Abstand besten Leistung in einer viele Nerven und Kräfte raubenden Qualifikationsrunde kann Nagelsmann nun seine großen WM-Ziele in Angriff nehmen. Das schmerzhafte 0:2 im September gegen die Slowaken bleibt eine Randnotiz in der Historie des vierfachen Weltmeisters. Die DFB-Elf feierte endlich wieder wie zu Zeiten der Heim-EM «völlig losgelöst» mit ihren singenden Fans.

Trotz des Jubels über den Sieg, der mit Teamgeist, Zielstrebigkeit und viel Spaß errungen wurde, sind die Defizite der vergangenen Monate nicht vergessen. Um in sieben Monaten gegen die WM-Favoriten wie Argentinien, Spanien oder Frankreich bestehen zu können, muss Nagelsmann noch viel Arbeit leisten.

Lose ziehen in Washington

Der Bundestrainer reist als letzte große Amtshandlung des Jahres zur Gruppenauslosung am 5. Dezember nach Washington. Dann wird festgestellt, wer die drei Kontrahenten in der Vorrunde beim Mega-Turnier mit 48 Teams vom 11. Juni bis 19. Juli in den USA, Mexiko und Kanada sein werden. Deutschland durfte bei der XXL-WM einfach nicht fehlen.

Der Weltverband FIFA hat das Auslosungsverfahren noch nicht offiziell bestätigt. Es wird jedoch erwartet, dass die DFB-Auswahl zu den insgesamt zwölf Teams im Topf 1 gehören wird. Gruppenduelle mit Top-Gegnern sind somit sehr unwahrscheinlich und das ist sicherlich eine Erleichterung für Nagelsmann.

Um – anders als Italien – der riskanten Playoff-Mühle zu entkommen, hatte der Bundestrainer kein Risiko gescheut. Die zuletzt angeschlagenen Joshua Kimmich und Nico Schlotterbeck standen für das Alles-oder-Nichts-Spiel wieder in der Startelf. «Es ist immer ein minimales Risiko. Das würden wir nicht bei jedem eingehen. Er hat entschieden, dass er spielt», sagte der Bundestrainer vor Anpfiff im ZDF über seinen Kapitän.

Kimmich geht voran – und legt vor

Kimmich sollte die Mannschaft motivieren, um einen langsamen Start wie beim schwierigen 2:0-Sieg gegen Fußball-Zwerg Luxemburg zu verhindern. Und das hat er ausgezeichnet geschafft. Schon in den ersten 15 Minuten hatte die DFB-Elf mehrere gute Chancen. Gnabry per Kopf (4.), Schlotterbeck nach einer Ecke (9.) und Florian Wirtz (15.) nach einer starken Balleroberung von Kimmich konnten diese jedoch noch nicht verwerten.

Die deutsche Nationalmannschaft, die offensiv eingestellt war, war entschlossen, das Spiel selbst und besonders früh zu entscheiden – anstatt auf ein Unentschieden zu spekulieren. Im Gegensatz dazu begann die Slowakei überraschend defensiv und setzte wie beim spektakulären 2:0-Sieg im September auf schnelle Konter.

Gnabry vergibt und trifft

Im Gegensatz zu Bratislava war es in Leipzig jedoch die deutsche Mannschaft, die zuerst punktete. Nach einer Ecke war das DFB-Team beim zweiten Ball aufmerksam – Kimmich flankte von rechts präzise auf den Kopf von Woltemade, der mit seinen 1,98 Metern am Fünfer nur noch einnicken musste. Die Erleichterung über das erste Tor für das deutsche Team zeigte sich in der Gefühlsexplosion von Nagelsmann an der Seitenlinie.

Das Spiel war für die Zuschauer – darunter der eifrig klatschende Jürgen Klopp – weiterhin schnell und attraktiv. Eine plötzliche Unachtsamkeit nach dem ersten Tor hätte Deutschland beinahe in Führung gebracht. Torhüter Oliver Baumann lenkte einen Schuss von David Duris (21.) gerade noch so um den Pfosten.

Sané gelingt der Doppelpack

Der einzige Mini-Makel blieb bestehen, da der Einbahnstraßenfußball danach in Hochgeschwindigkeit weiterging. Gnabry, Angreifer von Bayern, verpasste zunächst eine große Chance, als er alleine auf das Tor zulief, aber wenige Minuten später machte er es besser. Nach Zuspielen von seinen Bayern-Teamkollegen Pavlovic und Goretzka traf der Routinier präzise zum 2:0 – es war ein Tor made in München.

Ab diesem Zeitpunkt ging es nur noch darum, wie hoch der Sieg ausfallen würde. Der deutsche Torhunger war ungebremst – und wurde fortan im Minutentakt gestillt. Zuerst schickte Wirtz aus der eigenen Hälfte den durchstartenden Sané – 3:0. Dann eroberte Wirtz selbst den Ball und chippte erneut zu Sané – 4:0.

«Oh wie ist das schön» im Stadion

Für den in Liverpool kriselnden Wirtz und DFB-Rückkehrer Sané war diese Halbzeit nach vielen Debatten in den vergangenen Wochen Balsam für die Seele. Das galt auch für die deutschen Fans, die in diesem Quali-Herbst viel Gerumpel gesehen hatten – und diesmal losgelöst und voller Freude «Oh wie ist das schön» singen konnten.

Nach ungefähr einer Stunde konnte Nagelsmann dann mit gutem Gewissen Kimmich und Schlotterbeck vom Platz nehmen. Der Bundestrainer umarmte seinen starken Kapitän lächelnd an der Seitenlinie – und beobachtete dann, wie Kimmichs Stellvertreter Baku nach einem Pass von Gnabry auch noch ein Tor erzielte. Das war an einem Abend, an dem alles funktionierte, auch für den Debütanten Ouédraogo, der das sechste Tor erzielte.

dpa