Rettungsschwimmer im Einsatz: Zahl der Badetoten in deutschen Gewässern voraussichtlich unter 400 im Jahr 2025.
DLRG rettet Menschenleben an deutschen Gewässern

Erschöpft und mit einer ausgekugelten Schulter werden die Augen eines Surfers gerettet – gerade noch rechtzeitig von Rettungsschwimmern in Heiligenhafen an der Ostsee Mitte August. Der 49-Jährige ist schwer zu erkennen bei den Wellen, und die laute Brandung erschwert die Kommunikation der Einsatzkräfte der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) per Funk. Trotzdem gelingt es ihnen, den Mann zu finden, der sich mit verletzter Schulter an sein Board klammert.
Zwei Wochen zuvor am Strandabschnitt Kalifornien im Ostseebad Schönberg: Am späten Nachmittag bemerken die Retter drei Schwimmer – aufgrund ihres veränderten Schwimmstils. Bevor sie eingreifen können, hören sie Hilferufe. Anscheinend klammert sich einer der Schwimmer an einen anderen und zieht ihn unter Wasser, während der Dritte völlig erschöpft ist. Vier Rettungsschwimmer schaffen es schließlich, die zwei Frauen und einen Mann rechtzeitig an Land zu bringen.
Weniger Badetote erwartet
In diesen Situationen werden die Menschen in Not gerettet – das trifft jedoch nicht immer zu. Trotzdem gehen die DLRG-Wasserretter für das laufende Jahr von weniger Badetoten aus als 2024 – damals wurden 411 Todesfälle in deutschen Gewässern verzeichnet. Insgesamt wird die Anzahl der Todesfälle im Gesamtjahr 2025 voraussichtlich deutlich unter 400 liegen und etwa auf dem Niveau von 2022 (356 Badetote) oder 2023 (380), wie die Organisation auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilt. Bis zum Stichtag 15. September starben laut einer Statistik 321 Menschen – 33 weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
«Die Fehleinschätzung des eigenen Könnens gehört zu den häufigsten Ursachen bei Unfällen», sagt DLRG-Präsidentin Ute Vogt. Wer nur selten schwimme oder gar nicht schwimmen könne und mögliche Gefahren nicht kenne, bringe sich schnell selbst in Gefahr, warnt sie. Besonders gefährlich sei es, wenn aufkommender Wind Strömungen verstärke – dann werde es auch für geübte Schwimmer gefährlich.
Hundertfach lebensbedrohliche Situationen
«Die angezeigten Sicherheitszeichen werden aber leider immer wieder ignoriert», sagt Vogt. Sie betont: «Vor allem, wenn die rote Flagge gehisst ist, ist das unverantwortlich.» Wer sich dann in Gefahr begebe, bringe auch die Retterinnen und Retter in enorme Schwierigkeiten. «Das ist absolut verantwortungslos.»
An den Wasserrettungsstationen der DLRG mit über 100 Badestellen an Nord- und Ostsee waren laut der Organisation im laufenden Jahr rund 6.500 Rettungsschwimmer im Einsatz – im Vorjahr waren es 5.500. Insgesamt leisten die Freiwilligen demnach 590.000 (2024: 550.000) Wachstunden. In 240 (295) Fällen sind sie im Rettungseinsatz im oder auf dem Wasser, leisten rund 11.400 (14.300) Menschen Erste Hilfe und bringen über 1.100 (1.540) Mal Eltern und Kinder zusammen, die sich aus den Augen verloren haben.
«Die etwas geringeren Einsatzzahlen im Vergleich zum Vorjahr dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass hundertfach lebensbedrohliche Situationen auftraten», betont Vogt. Etliche Menschen wären aus ihrer Sicht ohne die Rettungsschwimmer «nicht lebend aus dem Sommeurlaub zurückgekehrt». Die meisten Menschen sterben nach DLRG-Angaben in Flüssen und Seen, in den Meeren sind es im laufenden Jahr bis zum Ende Sommerferien 19, davon 14 in der Ostsee. Im gesamten Vorjahr ertrinken 30 Menschen im Meer.
Kleine Nichtschwimmer immer «in Griffweite»
Bis Ende Oktober starben zudem mindestens 13 Kinder im Vor- und Grundschulalter in Schwimmbädern und Freigewässern – viele Kinder in dem Alter könnten nur schlecht oder gar nicht schwimmen, teilt die DLRG mit. Vogt betont, Kinder müssten durchgehend beaufsichtigt werden und im Falle kleiner Nichtschwimmerinnen und -schwimmer «in Griffweite bleiben».
Die Wasserretter gehen den Angaben zufolge davon aus, dass noch immer mehr als jedes zweite Kind nicht sicher schwimmen kann, wenn es die Grundschule verlässt. Ein Grund: Bäder für den Schwimmunterricht fehlen. «Mindestens jedes zweite Schwimmbad ist sanierungsbedürftig und hunderten droht die Schließung infolge klammer Kassen der Städte und Gemeinden», kritisiert Vogt. Die bereitgestellten Gelder sollten «systematisch und nicht nach Windhund-Prinzip vergeben werden».
20 Millionen Euro zur Förderung der Schwimmausbildung
Positiv aus DLRG-Sicht: die Bundes-Förderung für Schwimmbäder. Die für 2026 vorgesehenen 333 Millionen Euro für die Sportstättenförderung habe der Haushaltsausschuss «kurzerhand» um 250 Millionen Euro für Schwimmbäder ergänzt, teilt die Organisation mit. Außerdem sollen demnach bis 2029 insgesamt 20 Millionen Euro zur Förderung der Vereine in der Schwimmausbildung fließen. Es habe sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass mehr für die Prävention gegen das Ertrinken getan werden müsse, sagt Vogt: «Die dafür wirkungsvollste Maßnahme ist es, das Schwimmen zu lehren.»








