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Innovative Drohnen unterstützen Bergsteiger am Mount Everest

Drohnen tragen Lasten und Müll, erleichtern die Arbeit der Bergführer und machen das Klettern sicherer in dünner Luft und Eis.

Drohnen sollen helfen, die Sicherheit am Everest zu erhöhen.
Foto: Khimlal Gautam /dpa

Für Filmaufnahmen, die Beobachtung der Gletscher oder Messungen sind Drohnen im Himalaya unverzichtbar geworden, wie in anderen Hochgebirgen auch. Am 8.849 Meter hohen Mount Everest werden nun auch unbemannte Luftfahrzeuge zur Müllbeseitigung und zum Lastentragen eingesetzt. Sie sollen dazu beitragen, den höchsten Berg der Erde sauberer zu machen, die Arbeit der Bergführer aus dem Volk der Sherpa und der Träger zu erleichtern sowie das Klettern in dünner Luft, Eis und Schnee insgesamt sicherer zu gestalten.

«Unsere Drohnen werden genutzt, um Leiter, Zelte, Seile und Sauerstoffflaschen zu tragen», sagt Raj Bikram Maharjan, Chef des Unternehmens Airlift Technology, in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu. «Arbeiten, für die Sherpas sonst sieben Stunden brauchten, dauern jetzt sieben Minuten. Es ist viel leichter.»

Die beiden in China entwickelten Frachtdrohnen des Modells FlyCart 30 fliegen zwischen dem Basislager und dem in über 6.000 Metern gelegenen Camp 1. Auf diese Weise unterstützen sie die Sherpa-Teams, die jedes Jahr in der Hauptsaison im Frühjahr oder im Herbst hunderte Bergsteiger aus aller Welt dabei helfen, den Everest-Gipfel zu erreichen.

Sicherer Transport

Der Vorteil besteht darin, dass die Anzahl der erforderlichen Fahrten durch den berühmten Khumbu-Eisbruch durch den Einsatz von Drohnen reduziert wird. Diese Zone oberhalb des Basislagers, die für ihre Eistürme und Gletscherspalten bekannt ist, gilt als eine der gefährlichsten Passagen auf der nepalesischen Seite und muss von Bergsteigern während ihres Aufstiegs bewältigt werden. Die meisten von ihnen schaffen es nur, weil einheimische Spezialisten zuvor eine möglichst sichere Route gefunden und diese mit Leitern und Seilen passierbar gemacht haben.

Die Drohnen wurden dank einer Kooperation zwischen der Gemeinde Khumbu Pasang Lhamu und dem chinesischen Hersteller DJI eingeführt. Ihr ursprünglicher Zweck war die Müllentsorgung. Nach einem erfolgreichen Testlauf im Frühjahr 2024 wurden sie von Airlift übernommen.

Unterstützung des Drohnenbetriebs

Die Gemeinde unterstützt nach wie vor den Drohnenbetrieb zusammen mit dem Sagarmatha-Umweltschutz-Komitee. Es sorgt dafür, dass die Route durch den Khumbu-Gletscher begehbar ist und der Müll am Everest beseitigt wird. «Seit dem Pilotprojekt haben wir Hunderte von Kilogramm Müll vom Everest und Ama Dablam heruntergebracht», sagt der Bürgermeister der Gemeinde, Mingma Chhiri Sherpa. Der 6.812 Meter hohe Ama Dablam befindet sich in der Nähe des Everest.

Laut DJI kann eine Drohne bis zu 40 Kilogramm Ladung neun Minuten lang transportieren, wenn die Energieversorgung durch eine Batterie gewährleistet ist – und 30 Kilogramm in 18 Minuten mit zwei Batterien. Die Leistung nimmt zwar in höheren Lagen deutlich ab, aber die Anzahl der Drohneneinsätze steigt.

In der Hauptsaison vor einem Jahr brachten die Drohnen bereits Sauerstoffflaschen zum Camp 1 und kehrten mit Müll zurück. In diesem Jahr wurden sie auch benutzt, um den Khumbu-Eisbruch zu erfassen und neue Routen zu finden. «Wir können jetzt eine 3D-Kartierung vornehmen, um herauszufinden, wo sich Spalten befinden und wie tief sie sind», sagt Maharjan.

Gefährlicher Aufstieg

Die Einrichtung von Fixseilen und das Tragen schwerer Lasten kann auch für erfahrene Sherpas gefährlich sein. Nach Angaben der Organisation Himalayan Database verloren zwischen der Everest-Erstbesteigung 1953 und 2024 insgesamt 227 Menschen auf der Südseite des höchsten Bergs in Nepal ihr Leben. Ein Drittel von ihnen starb in und um den Khumbu-Eisbruch. Die meisten Opfer waren Sherpas.

Es gibt die Besorgnis, der Einsatz von Drohnen könnte sich negativ auf die Beschäftigung der Sherpas auswirken. Auch die Betreiber hätten sich darüber Gedanken gemacht, sagt Maharjan. «Doch die Sherpas sind sehr glücklich damit. Wegen der natürlichen Gefahren wollen viele nicht im Khumbu-Eisbruch arbeiten. Sie sind froh, dass die Arbeit von Drohnen gemacht werden kann.»

Leiser als Helikopter

Den deutschen Bergsteiger Jost Kobusch stören Drohnen deutlich weniger als Helikopter, aus denen auch gefilmt wird. «Die Frage ist ja, muss man unbedingt fliegen? Ich persönlich würde sagen, in diesem speziellen Einsatzfeld ist es vermutlich besser, Drohnen einzusetzen.» Gerade die Everest-Region sei intensiv mit dem Lärm von Helikoptern belastet. «Das ist wie bei einer Autobahn, wenn die Helikopter in zwei Schienen hoch- und runterfliegen.» Wenn eine Drohne hoch genug fliege, höre man sie nicht mehr. Als Profi würde er solche Mittel trotzdem nicht einsetzen, betont Kobusch, der zuletzt im Winter auf einer riskanten Solo-Tour am Everest unterwegs war.

Esel und Yaks

Jahrzehntelang waren Bergsteiger beim Durchqueren des schwierigen Himalaya-Geländes von herkömmlichen Transportmitteln abhängig. Unterhalb trugen menschliche Träger oder Esel die Lasten. In höheren Lagen bis zum Basislager waren es vor allem Yaks – eine in Hochasien beheimatete Rinderart -, die die Arbeit übernahmen. Trotz der zunehmenden Verwendung von Hubschraubern hat dieses ältere Transportsystem bis heute überlebt. Dies liegt auch daran, dass der Lufttransport bestimmten Einschränkungen unterliegt. Zudem gibt es in einigen Gemeinden Widerstand.

«Helle Zukunft für Drohnen»

Doch auch Expeditionsveranstalter begrüßen die Entwicklung. Die Drohnen seien bedeutungsvoll, weil sie helfen könnten, Leben zu retten, sagt der Veranstalter Lukas Furtenbach. «Durch jede Last, die sie nach oben schleppen können, verringert sich für Arbeitskräfte das Hin und Her durch den gefährlichen Khumbu-Eisbruch.» Auch würden Sherpas bei ihnen das gleiche Entgelt erhalten, selbst wenn Drohnen regelmäßig benutzt würden.

Dennoch, die hohen Kosten beschränken bisher den Zugang zu dieser Technologie. Bei Anschaffungskosten von rund 50.000 Dollar pro Drohne könnten kleinere Ausrüster zurückschrecken, sagt Maharjan. Der Unternehmer rechnet dennoch mit einem Drohnen-Boom. «Drohnen haben eine helle Zukunft am Everest und für den Rest des Himalaya.»

dpa