Die Angeklagten aus Niedersachsen waren im Juni 2023 zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Doch der Bundesgerichtshof hob das Urteil auf. Was bringt der neue Prozess?
Ehepaar erneut wegen Vergewaltigung der Tochter vor Gericht
In einem neu aufgerollten Prozess gegen ein Ehepaar aus Niedersachsen wegen schweren Missbrauchs der Tochter beziehungsweise Stieftochter wehrt sich die Mutter gegen die Vorwürfe. «Die angeklagten Gewalttaten gab es nicht», sagte der Verteidiger in einer Erklärung für die 54-jährige Frau. Sie habe nie die Hand gegen ihre 26-jährige Tochter erhoben, keine Gewalt an ihr geduldet und ihr auch nicht nach dem Leben getrachtet, sagte der Anwalt im Landgericht Braunschweig. Ihr 58-jähriger Mann, der angeklagte Stiefvater, schweigt.
Dem Ehepaar aus Bad Harzburg am Harz wird vorgeworfen, dass sie ihre erwachsene Tochter mehrmals vergewaltigt, misshandelt und verletzt haben. Als die Taten drohten aufzudecken, sollen die beiden laut Anklage geplant haben, das Opfer mit Tabletten zu töten. Nach Ansicht der Strafverfolger wurde sie nur durch ein vorher vereinbartes Codewort mit einer Anwältin rechtzeitig gerettet und die Eltern wurden verhaftet. Nach einem ersten Prozess erhielt die Mutter im Juni 2023 eine Gesamtfreiheitsstrafe von 13,5 Jahren, während ihr Partner zu neun Jahren und sechs Monaten verurteilt wurde.
Der Bundesgerichtshof (BGH) hat das Urteil aufgehoben, da die Beweiswürdigung aus Sicht der Bundesrichter lückenhaft war. Die Haftbefehle wurden aufgehoben, da das Paar zwar weiterhin verdächtig ist, jedoch kein dringender Tatverdacht mehr besteht.
Termine bis Ende Oktober geplant
Im Jahr 2022 wurde die Freundin der Tochter vom Landgericht Braunschweig wegen schwerer Misshandlungen zu mehr als sechs Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem sie unter anderem einen sexuellen Übergriff in besonders schwerem Fall, gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung und versuchten Totschlag auf ihre Lebensgefährtin zugegeben hatte. Erst danach gerieten die Eltern in den Fokus der Justiz.
Im neuen Prozess gegen das Paar vor einer anderen Strafkammer in Braunschweig sind Termine bis Ende Oktober geplant. Dabei liegt der Fokus insbesondere auf der Aussagetüchtigkeit und Vernehmungsfähigkeit des mutmaßlichen Opfers.
“Der Zug nach Berlin fährt um 10:45 Uhr ab.”