Im deutschen Fernsehen gehörte er zu royalen Trauungen wie Krone und Kirche: Rolf Seelmann-Eggebert hat als Adelsexperte ein Stück TV-Geschichte geschrieben. Nun starb er im Alter von 88 Jahren.
Ein Leben zwischen Adel und Afrika – «Sir Rolf» ist tot
«Sir Rolf» nannten ihn viele, «Königsfritze» er sich selbst: Rolf Seelmann-Eggebert war über Jahrzehnte der Adelsexperte schlechthin im deutschen Fernsehen – und hanseatisches Understatement typisch für den am Freitag im Alter von 88 Jahren gestorbenen Wahl-Hamburger. Seelmann-Eggebert starb in Hamburg, wie der Norddeutsche Rundfunk unter Berufung auf die Familie mitteilte.
Königlicher Glanz in der ARD ohne ihn undenkbar
Seelmann-Eggebert war jahrzehntelang unbestritten der Experte für deutsche Königshäuser und für viele Zuschauer wurde eine königliche Hochzeit erst durch seinen Kommentar wirklich offiziell.
Seine Popularität erklärte er ganz simpel: «Same place, same face». Und schien diese entzaubern zu wollen mit Sätzen wie: «Wenn du 30 Jahre Königshäuser machst, dann ist das so ähnlich wie wenn du den alten Mantel im Winter rausholst, weil es draußen kalt geworden ist, und du weißt, der hält dich sicher warm.»
Jahrzehntelang war königlicher Glanz in der ARD ohne Seelmann-Eggebert undenkbar. Weder Charles und Diana 1981 noch William und Kate 30 Jahre später heirateten ohne ihn. Auch in anderen Königshäusern war er präsent: Er kommentierte den langen Hochzeitskuss von Willem-Alexander und Máxima der Niederlande (2002) und brachte Schwedens Kronprinzessin Victoria (2010) unter die Haube.
Seelmann-Eggebert gehörte zu royalen Trauungen wie Krone und Kirche. «Für mich gilt eine Ehe gar nicht als ordentlich geschlossen, wenn Rolf Seelmann-Eggebert nicht mit dabei war», sagte mal der frühere ARD-Programmdirektor Günter Struve.
Königin Silvia über ihn: «Einer, der auch mit dem Herzen spricht»
Seelmann-Eggebert war ein bemerkenswertes Phänomen in der deutschen Fernsehlandschaft, seine sonore Stimme war nicht nur Adelsfans bestens bekannt. «Er ist nicht nur ein sehr kultivierter Herr, sondern einer, der auch mit dem Herzen spricht», sagte Schwedens Königin Silvia einmal über ihn.
Soziales Engagement verband die beiden – und Seelmann-Eggebert blieb damit, unter anderem als Unicef-Botschafter, Afrika treu. Denn vor seinen Stippvisiten in den Königshäusern, denen er zahlreiche TV-Reihen widmete, sah sein Journalistenleben ganz anders aus. Von 1968 bis 1976 arbeitete er als ARD-Reporter in Afrika. «Vor allem die Diskrepanz zwischen dem unglaublichen Reichtum, Wohlstand und Zivilisation in einem Land wie Deutschland und den erbärmlichen, menschenunwürdigen Zuständen in Afrika, holt mich immer wieder ein», sagte er mal.
Der in Berlin geborene und in Hannover aufgewachsene Anwaltssohn begann seine journalistische Laufbahn bereits in der Schulzeit beim NDR- und WDR-Vorgänger NWDR. Seine Heimat blieb der Norddeutsche Rundfunk, wo er in den 60er Jahren über die Hamburger Sturmflut und den ersten Staatsbesuch der Queen berichtete. Im Jahr 1978 ging Seelmann-Eggebert für knapp vier Jahre als TV-Korrespondent und Studioleiter nach London – damit waren die Grundlagen für seine späteren Erfolge als Adels-Experte gelegt.
Seelmann-Eggebert war stets vornehm und wirkte adelig
In dem Magazin «Rund um Big Ben» nahm er die Briten unterhaltsam unter die Lupe. Später machte ihn seine elfteilige Reihe «Königshäuser» bei vielen Deutschen bekannt. Er, Träger des Ordens «Commander of the British Empire (CBE)», relativierte seine Nähe zum Adel stets: «Wenn ich mit einem König auf dem Sofa sitze, dann glauben alle, ich sei nah dran. Aber das täuscht.» Aber hatte seine distinguierte Art nicht schon selbst etwas Blaublütiges?
Der Klapperstorch müsse sich damals verflogen haben und habe nicht in Berlin, sondern in einer englischen Grafschaft landen wollen, sagte TV-Journalist Wolf von Lojewski in einer Dokumentation über seinen Kollegen. Auch Entertainer Joachim «Blacky» Fuchsberger sprach über die «vornehme Erscheinung dieses Mannes» und meinte: «Der müsste längst geadelt sein!» Und die frühere Londoner ARD-Korrespondentin Hanni Hüsch befand: «Er sitzt in der Kutsche, als sei er da hineingeboren.»
Bei der privaten Queen biss er sich die Zähne aus
Beim Mythos Queen stieß aber auch er an Grenzen. «Wir können ja tun, was wir wollen, wir werden diese Nuss nie knacken», war der Blaublut-Kenner überzeugt. Auch wenn der Buckingham Palast seine Pforten inzwischen weit aufgestoßen habe, habe sich die Queen ein Stück Privatheit gesichert. «Die sind in der Beziehung so clever über all die Jahrhunderte geworden, dass man viele Dinge sicher nicht erfährt.»
In Seelmann-Eggeberts Zeit als NDR-Fernsehprogrammdirektor ereignete sich eine weniger glanzvolle Episode: Der Sender wiederholte zum Jahreswechsel 1986/1987 in der ARD die Neujahrsansprache des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl vom Vorjahr. Der NDR blieb sein Sender über all die Jahre – und Seelmann-Eggebert selbst im Ruhestand seinem Metier treu. Dem Fernsehen will er so lange erhalten bleiben, solange es auch ihn will, sagte er mal.
Jedoch im Jahr 2019 endete seine Karriere und seitdem hat er sich vollständig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und möchte auch keine Interviews mehr geben. Gemeinsam mit seinem Sohn Florian gründete der Journalist eine eigene Produktionsfirma.