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Das Weltwirtschaftsforum in Davos: Mächtige Elite trifft sich für globale Themen

Geopolitische Herausforderungen und wirtschaftliche Ängste prägen das Spitzentreffen in den Schweizer Alpen.

Das Weltwirtschaftsforum soll Regierungen und Unternehmen helfen zu verstehen, was in diesem Jahr auf die Welt zukommt. (Archivbild)
Foto: Salvatore Di Nolfi/KEYSTONE/dpa

In dieser Woche versammelt sich in Davos, einem Schweizer Wintersportort, die politisch-ökonomische Weltelite, darunter Staats- und Regierungschefs, CEOs großer Unternehmen und einflussreiche Nichtregierungsorganisationen. Sie alle kommen auf Einladung des Weltwirtschaftsforums zusammen, das sich zum Ziel gesetzt hat, eine bessere Welt zu schaffen.

Die geopolitischen Rahmenbedingungen des Treffens sind schwierig wie lange nicht: Russlands Krieg in der Ukraine, die wackelige Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen, die deutsche Wirtschaftsflaute und die ersten Amtstage des dann frisch vereidigten US-Präsidenten Donald Trump – sie alle werden das Davoser Spitzentreffen prägen. Und auch die Bundestagswahl wirft ihre Schatten voraus.

Was ist das Weltwirtschaftsforum?

Das Weltwirtschaftsforum (WEF) ist eine Stiftung, die 1971 vom deutschen Wirtschaftswissenschaftler Klaus Schwab gegründet wurden. Sie finanziert sich über Mitgliedsbeiträge und öffentliche Zuschüsse. Der Anspruch ist riesig: Das WEF will nach eigenen Angaben «den Zustand der Welt verbessern». Zentrale Veranstaltung ist das am Dienstag beginnende Jahrestreffen in Davos, abgeschieden in den Schweizer Alpen.

Was passiert in Davos?

Eigentlich sollen sich die Mitglieder des Weltwirtschaftsforums, überwiegend große Firmen, hier Gedanken über ihren Beitrag zur Lösung weltweiter Krisen machen, auch beim Klima und mit Blick auf soziale Ungleichheit. Doch WEF-Präsident Borge Brende räumte im Interview einer Schweizer Zeitung ein, dass es häufig auf ums Geschäft geht. Seit Jahren nutzen außerdem Politiker aus aller Welt das Forum für Gespräche in informellem Rahmen. «Hier treffen sich Regierungen, Unternehmen und die Zivilgesellschaft, um gemeinsam besser zu verstehen, was in diesem Jahr auf die Welt zukommt», sagte Brende. Immer wieder gab es auch weltpolitisch bedeutende Durchbrüche, etwa in Bezug auf das Ende der Apartheid in Südafrika. 

Was ist in diesem Jahr wichtig?

Das Motto lautet «Zusammenarbeit für das intelligente Zeitalter», auf dem offiziellen Programm stehen Cyberkriminalität, künstliche Intelligenz und technologische Veränderungen. Doch eigentlich könnte man das WEF auch mit einem Namen überschreiben: Donald Trump. Wenig wird das Treffen in diesem Jahr so sehr prägen wie das Comeback des US-Präsidenten und seine mit Spannung erwarteten ersten Entscheidungen. Besonders die angedrohten Importzölle gegen China und andere wichtige Handelspartner lassen Ökonomen um das weltweite Wirtschaftswachstum bangen. Provoziert hat Trump zuletzt auch mit der Forderung, die übrigen Nato-Staaten müssten deutlich mehr Geld für Rüstung aufbringen – was höhere Staatsschulden verursachen und Zinsen in die Höhe treiben könnte. Die Angst: In vielen Staaten könnte die Inflation wieder angefacht werden. 

Kommt Trump selbst zum WEF?

Der wiedergewählte US-Präsident bevorzugt Deals gegenüber fein ausgehandelter Diplomatie, daher schätzt er das Weltwirtschaftsforum. Während seiner ersten Amtszeit (2017-2021) war Trump der erste amtierende US-Präsident, der persönlich an dem Forum teilnahm. Am Donnerstag wird der 78-Jährige wieder in Davos sprechen, jedoch nur digital zugeschaltet. Das Forum findet zu nah an seiner Amtseinführung statt, nach der er sofort mit politischen Entscheidungen beginnen will. Ob Trump-Berater Elon Musk nach Davos kommt, ist noch unklar.

Wer spricht noch?

Laut WEF werden etwa 900 CEOs und 60 Staats- und Regierungschefs erwartet. Eine ähnlich wichtige Rolle wie in den Vorjahren soll der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spielen. Er tritt bereits am Dienstag auf – genauso wie Bundeskanzler Olaf Scholz. Der SPD-Politiker ist nicht der einzige deutsche Kanzlerkandidat, der eine Rede halten wird: Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ist für Mittwoch im Programm vorgesehen, während Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz – angekündigt als deutscher Oppositionsführer im Bundestag – am Dienstagabend sprechen wird.

Das WEF bringt auch einflussreiche Vertreter aus dem Nahen Osten zusammen: Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog und der palästinensische Ministerpräsident Mohammed Mustafa haben ihre Teilnahme angekündigt. Der Außenminister der Übergangsregierung Syriens sowie der saudische Außenminister und der Vizepräsident des Irans werden erwartet. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nimmt ebenfalls an dem Treffen in Brüssel teil.

Welche Bedeutung hat das Forum?

In den letzten Jahren schien das WEF an Bedeutung zu verlieren, während die Münchner Sicherheitskonferenz mehr Aufmerksamkeit erhielt. In Davos fehlten zuletzt prominente Persönlichkeiten wie US-Präsident Joe Biden. Im Jahr 2023 war Scholz der einzige Staats- oder Regierungschef eines G7-Staates, der anreiste, 2024 kam er nicht. Mit Trumps zweiter Amtszeit scheint das WEF jedoch wieder in den Fokus der politischen Elite zu rücken.

Welche Kritik gibt es?

Das Treffen wird als zu elitär kritisiert, da viele der wirklich wichtigen Meetings hinter verschlossenen Türen stattfinden. Dass das WEF von außen kaum zu durchschauen ist, öffnet auch Türen für Verschwörungstheorien. Die oft als «globale Elite» bezeichneten Teilnehmer sind dabei Feindbild Nummer eins, es wird Angst geschürt vor angeblich geheimen Zirkeln, die eine neue Weltordnung nach ihrem Gusto anstreben. 

Viele Mythen kommen durch ein Buch zustande, das WEF-Gründer Schwab im Jahr 2020 veröffentlichte. Verschwörungstheoretiker wittern schon im Titel dunkle Absichten: «The great reset» – der große Umbruch. Der ganze Titel lautet allerdings: «Covid-19 – der große Umbruch». Inhalte aus dem Buch werden aber oft verzerrt: Aus einem Appell, Fahrzeuge öfter mal zu teilen, bekannt als «Sharing Economy», wurde zum Beispiel die Lüge, das WEF wolle Privatautos verbieten.

dpa