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Ermittlungen gegen Palliativarzt: Überprüfung weiterer Fälle

Palliativmediziner begleiten schwer kranke Menschen, um ihre Not zu lindern. Ein Berliner Arzt soll jedoch mindestens acht Patienten getötet haben. Noch ist unklar, wie viele Opfer es wirklich gibt.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt weiter gegen einen Palliativmediziner. (Symbolbild)
Foto: Fabian Sommer/dpa

Bei den Ermittlungen gegen einen Berliner Palliativmediziner, der mindestens acht Menschen getötet haben soll, werden weitere Patientenakten überprüft. Die eigens für den Fall eingerichtete Ermittlungsgruppe des Morddezernats im Berliner Landeskriminalamt (LKA) hat dabei nach Informationen der «Bild»-Zeitung mehr als 40 Patienten identifiziert, die ebenfalls als Opfer infrage kommen könnten.

Sebastian Büchner, Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, bestätigte die Zahl zunächst nicht. Bereits vor einer Woche hieß es jedoch, dass weitere Fälle überprüft werden. «Die Sichtung der Patientenakten dauert an», sagte Büchner. «Ob und gegebenenfalls wie viele weitere mögliche Fälle es gibt, ist nach wie vor Teil der laufenden Ermittlungen.»

Arzt seit Sommer im Gefängnis

Der Mediziner sitzt seit Anfang August in Untersuchungshaft. Ursprünglich stand der 40-Jährige im Verdacht, vier Patientinnen im Alter zwischen 72 und 94 Jahren in deren Wohnungen getötet zu haben. Inzwischen geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass der Arzt mindestens acht Menschen getötet habe. Sie ermittelt inzwischen wegen Mordes, wie die Behörde vergangenen Donnerstag mitteilte. Als Motiv sieht sie «Mordlust». 

Es wird behauptet, dass der Mediziner die Taten während seiner Arbeit für einen Pflegedienst begangen hat. Palliativärzte unterstützen schwerstkranke Menschen, um ihre Schmerzen zu lindern. Laut Staatsanwaltschaft waren die betroffenen Patienten zum Zeitpunkt der Tat nicht in einer akuten Sterbephase.

Brände bei Patienten lösen Ermittlungen aus 

Die Untersuchungen wurden durch die Brände ausgelöst, die der Mediziner angeblich gelegt hat, um die Patienten zu töten. Die Polizei hat wegen Brandstiftung mit Todesfolge ermittelt. Dabei wurde der Arzt immer mehr ins Visier genommen. Laut Staatsanwaltschaft haben Hinweise des Pflegedienstes, für den der Beschuldigte gearbeitet hatte, dazu beigetragen.

Zunächst ging es um vier Fälle im Zeitraum von 11. Juni und 24. Juli 2024. Nachdem Unterlagen von weiteren Patienten des Arztes ausgewertet sowie zwei weitere Leichen ausgegraben und von der Gerichtsmedizin untersucht wurden, geht die Staatsanwaltschaft von weiteren vier Opfern aus. Demnach soll der Arzt auch für den Tod von zwei Frauen im Alter von 61 und 70 Jahren sowie von zwei 70 und 83 Jahre alten Männern verantwortlich sein. Er soll ihnen jeweils ein «Gemisch verschiedener Medikamente» verabreicht haben.

Todesfälle in Pflegeeinrichtungen 

In der Vergangenheit gab es wiederholt Todesfälle in Kliniken oder Pflegeeinrichtungen, die für Schlagzeilen sorgten. Die wohl größte Mordserie der deutschen Nachkriegsgeschichte dürfte der Fall von Ex-Pfleger Niels Högel in Niedersachsen sein. Er wurde 2019 wegen 85 Morden zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Motiv für die Taten blieb unklar.

dpa