Die Balearen erwarten dieses Jahr einen Besucherrekord. Das ist im Prinzip gut für die Wirtschaft der spanischen Mittelmeer-Inseln. Doch zugleich wächst der Unmut der Einheimischen.
Erneut großer Protest gegen Massentourismus auf Mallorca

Tausende Menschen haben erneut gegen Massentourismus auf Mallorca protestiert. Laut Polizeischätzung zogen am Abend rund 8.000 Menschen vom Platz Plaça d’Espanya im Zentrum der Inselhauptstadt Palma zur Flaniermeile Passeig del Born. Die abschließende Kundgebung fand dort statt.
Die Demonstranten, darunter viele Rentner und Familien mit kleinen Kindern, skandierten Slogans wie «Wer Mallorca liebt, zerstört sie nicht!» Zu der Demonstration auf der spanischen Urlaubsinsel hatte die Dachinitiative «Menys turisme, més vida» («Weniger Tourismus, mehr Leben») aufgerufen, der zahlreiche Organisationen und Gruppierungen angehören.
Der Sprecher der Initiative, Jaume Pujol, sagte der Regionalzeitung «Diario de Mallorca»: «Wir müssen dem Tourismus Grenzen setzen.» Man fordere unter anderem eine Begrenzung der Besucherzahlen, ein Kreuzfahrt-Moratorium und ein Ende der touristischen Vermietung.
Die Besucherzahlen wachsen unaufhörlich
Fast ein Jahr nach dem großen Protest von Juli 2024 sei nichts geschehen, klagte Pujol. Man sei von der Regional-Regierung komplett ignoriert worden. «Das Einzige, was sie getan hat, waren ein paar Debatten zum Thema Nachhaltigkeit, die ein Reinfall waren», kritisierte er.
Die Anzahl der Touristen steigt jedes Jahr. Es wird prognostiziert, dass die Balearen mit Mallorca, Ibiza & Co. dieses Jahr erstmals die 20-Millionen-Marke überschreiten werden. Im Jahr 2024 waren etwa 19 Millionen Besucher gekommen, eine Million oder fünf Prozent mehr als 2023.
Der Tourismus lässt die Kassen klingeln
Im vergangenen Jahr besuchten 13,5 Millionen Touristen allein Mallorca, obwohl die Insel nicht einmal eine Million Einwohner hat. Die Anzahl der deutschen Besucher auf den Balearen stieg 2024 um neun Prozent auf die Rekordmarke von über fünf Millionen.
Die Touristen gaben im Jahr 2024 auf den Inseln insgesamt 22,4 Milliarden Euro aus – das sind etwa zwölf Prozent mehr als im Jahr 2023. Auf Mallorca macht der Tourismus über 40 Prozent des Gesamteinkommens aus. Die Branche ist erfreut, aber unter den Einheimischen wächst der Unmut.
Proteste gegen Massentourismus fanden am Sonntag auch in anderen spanischen Städten statt, unter anderem in Barcelona. Dort nahmen aber nach Polizeischätzung nur rund 600 Menschen teil. Die Demonstranten zogen in der katalanischen Hauptstadt unter anderem mit Wasserpistolen durch die Straßen.