Im Fall der verunglückten Maschine in Muan sind noch viele Fragen offen. Südkoreas Regierung will nun die Flieger der Airline genauer unter die Lupe nehmen. Denn erneut hatte eine Maschine Probleme.
Suche nach Ursache für Flugzeugunglück in Südkorea
Die Ermittler suchen weiterhin nach der Ursache des tödlichen Flugzeugunglücks im Südwesten Südkoreas. Laut der Nachrichtenagentur Yonhap haben die Behörden mehr als 140 der insgesamt 179 Todesopfer identifiziert, nachdem die Maschine der Billigfluglinie Jeju Air am Sonntagmorgen (Ortszeit) am Flughafen von Muan an einer Mauer zerschellte. Dieser Vorfall im Südwesten des Landes wird als das bisher tödlichste Flugzeugunglück auf südkoreanischem Boden betrachtet.
Die Ermittler erhoffen sich weitere Erkenntnisse von den beiden geborgenen Flugschreibern, von denen einer jedoch bei dem Aufprall beschädigt wurde. Laut Yonhap könnte die Analyse Monate dauern. Es wird vermutet, dass ein Vogelschlag zu Problemen am Fahrwerk geführt hatte.
Mayday kurz nach Warnung
Direkt vor der Landung des Fluges 7C2216 aus Bangkok hatte der Tower vor Vogelschlägen gewarnt. Kurz darauf gaben die Piloten jedoch bereits einen Mayday-Notruf ab. Letztendlich führten sie eine Bruchlandung auf dem Rumpf durch, ohne das Fahrwerk ausgeklappt zu haben. Die Boeing 737-800 kam jedoch nicht rechtzeitig zum Stillstand und prallte gegen eine Mauer, an der das Flugzeug zerschellte und in Flammen aufging.
Nur zwei Besatzungsmitglieder von insgesamt 181 Passagieren überlebten und waren anfangs außer Lebensgefahr. Die meisten an Bord waren koreanische Staatsbürger und zwei Thailänder.
Probleme an weiterer Maschine
Nur einen Tag nach dem schweren Unglück berichtete Yonhap über ein weiteres Flugzeug von Jeju Air mit Fahrwerkproblemen. Der Inlandsflug 7C101 war von Gimpo – westlich der Hauptstadt Seoul – auf dem Weg zur Insel Jeju im Süden der koreanischen Halbinsel. Nach dem Start kehrte die Boeing 737-800 jedoch wieder zum Startflughafen zurück.
Die Regierung Südkoreas plant, alle Boeing 737-800 Flugzeuge inländischer Fluglinien zu überprüfen, um sicherzustellen, dass die Airlines die geltenden Regelungen für diesen Flugzeugtyp einhalten, wie das Verkehrsministerium bekannt gab. Dies beinhaltet die Überprüfung von Wartungsaufzeichnungen und Nutzungsraten.
Gemäß Yonhap ist der Flugzeugtyp bei Billigfluglinien in Südkorea weit verbreitet. Laut Joo Jong Wan, dem Chef für Regelungen in der Luftfahrt im Verkehrsministerium, ist Jeju Air für die hohe Rate an Einsätzen seiner Maschinen bekannt, wie Yonhap berichtete.
US-Behörden wollen unterstützen
Unterstützung bei der Untersuchung der Ursache des Unglücks von Muan wird auch aus den Vereinigten Staaten angeboten. Der US-Flugzeughersteller Boeing hat bereits kurz nach dem Vorfall Kontakt mit der Fluggesellschaft aufgenommen.
Der scheidende US-Präsident Joe Biden erklärte per Mitteilung, dass die Gedanken und Gebete der Amerikaner bei jenen seien, die von der Tragödie betroffen seien. «Die Vereinigten Staaten stehen bereit, notwendige Hilfe bereitzustellen», hieß es darin weiter. Nach Angaben der südkoreanischen Regierung wollen sich US-Behörden an der Aufklärung des Unglücks beteiligen.
Staatstrauer angeordnet
Nach dem Unglück am Flughafen herrschte große Trauer. Die Airline entschuldigte sich bei den Angehörigen und ihr Chef übernahm die Verantwortung. Die Körper der Toten wurden in einer temporären Leichenhalle aufgebahrt. Das Unglück trifft Südkorea während einer schweren Staatskrise, in der Präsident Yoon Suk Yeol suspendiert wurde. Der geschäftsführende Präsident Südkoreas, Choi Sang Mok, rief eine siebentägige Staatstrauer aus. Am Montag beriet er mit dem Sprecher des Parlaments, Woo Won Shik, über mögliche Hilfsmaßnahmen für die Opfer des Unglücks.