Auf der unbewohnten Wattenmeer-Insel Minsener Oog ist ein Walkadaver entdeckt worden. Experten der Nationalparkverwaltung wollen den Fund prüfen – aber der Weg auf die geschützte Insel ist schwierig.
Erneut Wal auf Nordseeinsel gestrandet – schwieriger Zugang
Ein weiterer toter Wal ist erneut an einer Nordseeinsel gestrandet. Eine Sprecherin der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer in Wilhelmshaven sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass die Wasserstraßen- und Schifffahrtverwaltung einen Kadaver gemeldet habe. Nach ersten Erkenntnissen handelt es sich um einen Buckelwal.
Die Nationalparkverwaltung prüft entsprechende Fundmeldungen von der unbewohnten Wattenmeerinsel Minsener Oog südöstlich der Insel Wangerooge. Laut einer am Donnerstag veröffentlichten Luftaufnahme aus einem Hubschrauber liegt dort ein schwarzer Wal im Sand.
Die Nationalparkverwaltung hat bisher keine eigenen Erkenntnisse über den Fund. Es wird untersucht, ob und wie Experten Zugang zur Fundstelle auf der unbewohnten und abgelegenen Insel erhalten können, sagte die Sprecherin. Dazu sollen die Wasserstraßen- und Schifffahrtverwaltung sowie das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit einbezogen werden.
Kein Einzelfall
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Wale an der Nordsee stranden. Vor Kurzem wurde ein 10 bis 15 Tonnen schwerer, toter Pottwal vor Sylt entdeckt und an den Strand gebracht. Die Todesursache ist noch nicht bekannt. Das Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung hat Proben genommen und untersucht neben der Todesursache auch die Herkunft des Tieres. Experten der Tierärztlichen Hochschule Hannover sind ebenfalls an der Untersuchung beteiligt.
Zu Beginn des Jahres 2016 wurden insgesamt 30 junge Pottwale in der Nordsee gestrandet und verstorben, davon zwei am Strand von Wangerooge. Das Skelett eines dieser Tiere ist nun im Nationalparkhaus der Insel als Ausstellungsstück zu besichtigen.
Fund auf unbewohnter Vogelschutzinsel
Die Nationalparksprecherin sagte, dass es sich bei dem Tier auf dem Foto vom Donnerstag mit großer Sicherheit um einen Buckelwal handele. Ein vergleichsweise rundes Maul und eine weiße Fluke, die zu erkennen seien, würden dafür sprechen. Sie verwies auf Einschätzungen von Experten des Nationalparks und eines Tierarztes.
Buckelwale sind laut der Nationalparkverwaltung in der Deutschen Bucht eher seltene Gäste. Im letzten Sommer gab es mehrere Sichtungen eines jüngeren Buckelwals in der Nordsee – etwa vor der Insel Baltrum. Buckelwale sind 12 bis 15 Meter lang und können bis zu 30 Tonnen wiegen. Sie leben in polaren Meeren und ziehen zum Kalben bis in tropische Gewässer.
Die unbesiedelte Insel Minsener Oog befindet sich westlich der Jademündung und östlich von Wangerooge, etwa vier Kilometer vom Festland entfernt. Der Vogelschutz hat dort Priorität, das Betreten ist nicht gestattet. Seit 1986 ist die Insel Teil des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer.
Kadaver eine Gefahr für die Schifffahrt?
Die Experten planen auch zu überprüfen, was mit dem Tier geschehen soll. Wenn es sich um einen Kadaver handelt, der regungslos auf der Insel liegt, sieht der Nationalpark keinen Grund einzugreifen oder das Tier zu bewegen, so die Sprecherin. Eine andere Situation würde entstehen, wenn die Gezeiten den Kadaver bewegen und das Tier möglicherweise eine Gefahr für die Schifffahrt darstellt, wenn es im Wasser treibt. Diese Beurteilung muss jedoch von der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung durchgeführt werden.