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Feierliche Wiedereröffnung der Rahmedetalbrücke an der A45 im Sauerland

Bundeskanzler Friedrich Merz und Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder durchschneiden das symbolische Band. Die neu gebaute Brücke wird für den Verkehr freigegeben.

Überall Fahrzeuge und Arbeiter: Die Baufirmen haben die neue Brücke im Rekordtempo hochgezogen.
Foto: Alex Talash/dpa

Vier Jahre nach der Sperrung der Rahmedetalbrücke an der A45 im Sauerland wird die bedeutende Nord-Süd-Verbindung heute erneut eröffnet. Bundeskanzler Friedrich Merz und Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (beide CDU) werden an der Zeremonie teilnehmen und das symbolische Band durchschneiden. Gegen Mittag wird die neu errichtete Brücke, die 170 Millionen Euro gekostet hat, für den Verkehr freigegeben.

Minister Schnieder hat kürzlich die Planungs- und Bauzeit von vier Jahren für Infrastrukturprojekte in Deutschland als rekordverdächtig bezeichnet und positiv bewertet: «Wir können Tempo in Deutschland», sagte er.

Experten führen dies darauf zurück, dass aufgrund des starken öffentlichen Drucks alle politischen Entscheidungen zügig getroffen wurden. Zusätzlich erhielten die Baufirmen, die beteiligt waren, Bonuszahlungen für die schnelle Fertigstellung.

ADAC: Tempo bei Rahmedetalbrücke muss neuer Maßstab sein

Der Automobilclub ADAC fordert, das Bautempo bei der Rahmedetalbrücke dürfe keine Ausnahme bleiben. «Eine Bauzeit zwischen zwei und drei Jahren muss der Maßstab für zukünftige Brückenersatzbauwerke sein», sagte der Leiter des Fachbereichs Verkehr und Umwelt beim ADAC Nordrhein, Roman Suthold. Entscheidend sei, dass der Staat Planung und Bau eines Projekts an einen Auftragnehmer übertrage, der dann auch für die fristgerechte Umsetzung geradestehe. «Diese integrierte Vorgehensweise spart Zeit, reduziert Kosten und minimiert Schnittstellenprobleme», betonte Suthold.

Das sei auch deshalb wichtig, weil der Sanierungsdruck angesichts der maroden Brückeninfrastruktur in ganz Nordrhein-Westfalen immens sei. «30 Prozent der mehr als 6.000 Autobahnbrücken in NRW sind sanierungsbedürftig», sagte der ADAC-Verkehrsexperte. «Die Rahmedetalbrücke war nur die Spitze des Eisbergs. Fast jede zehnte Autobahnbrücke in NRW hat ihre geplante Lebensdauer schon überschritten und liegt auf der Intensivstation.»

Deutliches West-Ost-Gefälle bei maroden Autobahnbrücken 

In Deutschland befinden sich tausende Autobahnbrücken in einem mangelhaften Zustand. Von den insgesamt etwa 28.000 Brückenteilbauwerken im deutschen Autobahnnetz weisen nach Zahlen von 2024 etwa 3.000 einen nicht ausreichenden oder ungenügenden Zustand auf. Nach einer Analyse der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken haben 43 Autobahnbrücken mit einer Länge von mehr als 50 Metern einen «ungenügenden» Zustand, was bedeutet, dass die Standsicherheit und/oder Verkehrssicherheit erheblich beeinträchtigt oder nicht mehr gegeben ist. 

Die maroden Autobahnbrücken sind ungleichmäßig über Deutschland verteilt, mit einem deutlichen West-Ost-Gefälle: Nordrhein-Westfalen ist am stärksten betroffen mit 20 der 100 marodesten Autobahnbrücken. Hier müssen in den nächsten 20 Jahren 61 Prozent aller Autobahnbrücken dringend modernisiert werden.

Hessen hat 19 marode Brücken. Baden-Württemberg hat 16 Brücken in schlechtem Zustand. Bayern und Rheinland-Pfalz haben jeweils 14 marode Brücken. Im Saarland sind fünf der 100 am meisten sanierungsbedürftigen Brücken. Diese fünf westdeutschen Bundesländer stellen 83 der 100 am schlechtesten bewerteten Brücken in Deutschland dar. Sachsen hat im Gegensatz dazu keine Autobahnbrücke in unzureichendem Zustand.

1,5 Milliarden Schaden für die Wirtschaft im Sauerland

Vor vier Jahren war die plötzliche Sperrung der einsturzgefährdeten Rahmedetalbrücke ein großer Schock für das Sauerland. Die A45 ist die einzige Nord-Süd-Achse, die die Region mit dem Ruhrgebiet und Hessen verbindet. Laut Wirtschaftsverbänden hatte die vierjährige Sperrung erhebliche Auswirkungen auf die Lieferketten, Unternehmen verzeichneten zweistellige Umsatzrückgänge. Das Institut der Deutschen Wirtschaft schätzt den Schaden für Betriebe in der Region auf etwa 1,5 Milliarden Euro.

Während der Sperrung haben sich täglich 20.000 Autos und Lastwagen über kleine Umgehungsstraßen mitten durch Orte und Wohnsiedlungen gequält – Lärm, Abgase und Staus inklusive. Damit soll nun Schluss sein. Man freue sich auf eine Zukunft, «in der unsere Region wieder frei durchatmen kann», sagte Bürgermeister Sebastian Wagemeyer (SPD).

Die Arbeiten an der Rahmedetalbrücke sind noch nicht abgeschlossen. Nur die erste Brückenhälfte ist bisher fertig. Es wird auch an einem zweiten Brückenteil gearbeitet. Bis Ende 2026 sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein.

dpa