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Erster Bericht: Kabel löste sich von Todes-Bahn in Lissabon

Drei Tage nach dem schweren Standseilbahn-Unglück in Lissabon hat eine staatliche Untersuchungskommission einen ersten und vorläufigen Bericht zur Ursache vorgelegt. Aber viele Fragen bleiben.

Nach ersten Erkenntnissen des Amtes für die Verhütung und Untersuchung von Flug- und Eisenbahnunfällen (GPIAAF) hat sich womöglich das Haltekabel vom Wagen der Standseilbahn gelöst und so das Unglück verursacht.
Foto: Armando Franca/AP/dpa

Laut einer Untersuchungskommission wurde das schwere Standseilbahnunglück in Lissabon mit 16 Toten durch einen Schaden an der Verbindung des Seils mit dem Unglückswagen verursacht. Das Seil löste sich vom gelben Wagen, wie es im Bericht des GPIAAF steht. Es ist jedoch noch unklar, warum die Bremsen das Fahrzeug nicht stoppen konnten.

Laut dem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Lusa wurde bei der Untersuchung des Wracks vor Ort sofort festgestellt, dass das Kabel, das die beiden Wagen verbindet, an seinem Befestigungspunkt im oberen Teil des Unglückswagens nachgegeben hat.

Kabel sollte erst in knapp neun Monaten ausgetauscht werden

Das Kabel, das in dieser Standseilbahn verwendet wird, besteht aus sechs Strängen mit jeweils 36 Stahldrähten und einem Faserkern mit einem Gesamtdurchmesser von 32 Millimetern. Die Bruchlast beträgt etwa 68 Tonnen. Der Kabeltyp wird seit ungefähr sechs Jahren in dieser Standseilbahn eingesetzt.

Die geschätzte Lebensdauer eines solchen Kabels beträgt 600 Tage. Das zum Zeitpunkt des Unfalls vorhandene Kabel war laut dem GPIAAF-Bericht erst seit 337 Tagen im Einsatz.

Weitere Untersuchungen notwendig 

Es muss jedoch bei weiteren Untersuchungen geklärt werden, wie es dazu kommen konnte, dass sich das Kabel vom Wagen löste. Nach Angaben ihres Direktors Nelson Oliveira beabsichtigt die Behörde, einen ausführlicheren Bericht in etwa 45 Tagen vorzulegen und einen umfassenden Abschlussbericht in einem Jahr.

Der «Elevador da Glória» ist eine der berühmtesten Touristenattraktionen Lissabons, aber auch Einheimischen nutzen ihn täglich. Jährlich befördert die im 19. Jahrhundert in Deutschland gebaute Standseilbahn rund drei Millionen Passagiere. Am Mittwochabend aber verwandelte sich die Anlage binnen Sekunden in eine Todesfalle. Der gerade die steile Straße bergab fahrende Wagen beschleunigte unkontrolliert, entgleiste, stürzte auf die Seite und krachte in einer Kurve mit einer Geschwindigkeit von rund 60 Kilometern pro Stunde gegen ein Gebäude. Von dem Gefährt blieben nur Trümmer übrig.

Elf Ausländer unter den Toten

Außer den 16 Todesopfern des Unglücks wurden auch 21 Menschen zum Teil schwer verletzt. Ein zunächst für tot gehaltener Deutscher wurde später von seinen Eltern schwer verletzt, aber lebend in einem Krankenhaus gefunden. Seine Frau wurde schwer, der gemeinsame kleine Sohn leicht verletzt.

Die Todesopfer waren fünf Portugiesen, drei Briten, zwei Kanadier, zwei Südkoreaner und jeweils ein Opfer aus der Schweiz, der Ukraine, Frankreich und den USA, wie von der portugiesischen Kriminalpolizei angegeben.

Bislang war in Lissabon noch kein Unfall mit einer der drei Standseilbahnen passiert.

dpa