Ein Knall schreckt Anwohner aus dem Schlaf. An einem Kölner Mehrfamilienhaus hat es eine Explosion gegeben. Die Hintergründe sind unklar. Gibt es einen Zusammenhang mit einer jüngsten Serie?
Erneut Explosion in Köln – 20 Anwohner evakuiert
Das Geschäft ist komplett abgebrannt, die Schaufensterscheiben sind zerstört, Teile der zerfetzten Außenverkleidung hängen locker herunter: In Köln hat es erneut eine Explosion gegeben, diesmal in Pesch am Stadtrand. Anwohner berichteten in der Nacht um 2.45 Uhr von einem lauten Knall, wie die Polizei mitteilte. Kurz darauf stand das Café im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses in Flammen. Die Ursache ist noch unklar. Auch ob der Vorfall in Verbindung zu der jüngsten Explosionsserie steht, wird laut einem Sprecher noch geprüft.
Die Polizei und die Feuerwehr waren am Morgen mit einem großen Einsatz vor Ort. Als die Feuerwehr eintraf, war die Lokalität bereits stark beschädigt, wie ein Feuerwehrsprecher sagte. Etwa 20 Personen mussten aus ihren Wohnungen evakuiert werden. Etwa eine Stunde später, gegen 4 Uhr, war das Feuer gelöscht. Danach konnten die Bewohner zurück in ihre Wohnungen. Zwei Bewohner wurden leicht verletzt und mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung vor Ort behandelt. Anschließend wurden sie von den Rettungskräften entlassen.
Der Tatort wurde mit rot-weißem Flatterband abgesperrt, die Ermittler sicherten Spuren. Das Café wurde erst vor ein paar Monaten eröffnet, die Besitzer sind derzeit im Urlaub, so berichtete eine Mitarbeiterin einer nahe gelegenen Bäckerei. Es ist unklar, ob auch andere Geschäfte und Wohnungen in dem Gebäude beschädigt wurden, so die Polizei. Die Ermittlungen sind noch im Gange, die Polizei bittet um Zeugenaussagen.
«Beispiellose Fälle der Gewalt und Schwerkriminalität»
Polizei und Staatsanwaltschaft untersuchen derzeit eine Reihe von Sprengstoffanschlägen, die Köln in letzter Zeit erschüttert haben. In der vergangenen Woche gab es innerhalb weniger Tage zwei Explosionen in der Innenstadt. Eine fand vor einem Modeladen in der Ehrenstraße statt, Zeugen sahen einen Mann von etwa 1,80 Metern Größe davonlaufen.
Am Hohenzollernring explodierte ein weiterer Brandsatz vor einer Diskothek. Auch am Wochenende gab es in Köln und Umgebung mehrere Vorfälle.
«Wir stehen hier als Polizei Köln aktuell vor großen Herausforderungen durch beispiellose Fälle der Gewalt und Schwerkriminalität, die es bis dato in Köln so noch nicht gegeben hat», sagte der Chef der Kölner Kriminalpolizei, Michael Esser, in der vergangenen Woche. Mehr als 60 Ermittlerinnen und Ermittler bearbeiteten den Komplex.
Ermittler vermuten Zusammenhang zu verschwundenen Drogen
Hintergrund der Vorfälle sind demnach Konflikte zwischen Banden. «Es gibt offensichtlich im Milieu offene Rechnungen, die noch beglichen werden», sagte Esser. Eine dieser offenen Rechnungen bezieht sich nach Einschätzung des Oberstaatsanwalts Ulrich Bremer von vergangener Woche auf das Verschwinden von schätzungsweise 300 Kilogramm Cannabis. Die Gruppierung, die um diese Drogen geprellt worden sei, versuche nun, das Cannabis zurückzubekommen oder Schadenersatz zu erhalten. In diesem Zusammenhang sind auch zwei Geiselnahmen von Ende Juni/Anfang Juli in Hürth bei Köln und im Kölner Stadtteil Rodenkirchen zu sehen.
Einige Medien sprechen im Kontext der Taten von der «Mocro-Mafia». Staatsanwaltschaft und Polizei verwenden den Begriff jedoch nicht.