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EZB hält Kurs: Leitzinsen sinken erneut

Schlecht für Sparer, gut für Schuldner: Die EZB senkt abermals die Zinsen, weitere Schritte nach unten dürften folgen. Doch der Kurs der Notenbank ist ungewisser geworden – auch wegen Trump.

Notenbank beschließt erneute Zinssenkung (Archivbild)
Foto: Boris Roessler/dpa

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat beschlossen, den Einlagensatz um 0,25 Prozentpunkte auf 2,75 Prozent zu senken, was die fünfte Zinssenkung im Euroraum seit Sommer 2024 ist. Diese Maßnahme soll der schwachen Konjunktur im Euroraum helfen.

Volkswirte gehen davon aus, dass dies nicht die letzte Zinssenkung im laufenden Jahr sein wird. Handelskonflikte mit den USA unter Präsident Donald Trump könnten die schwache Wirtschaft im Euroraum, die im vierten Quartal 2024 stagnierte, zusätzlich belasten. Gleichzeitig könnten die von Trump angedrohten Zölle jedoch die Inflation anheizen, die die Euro-Währungshüter mittelfristig bei 2,0 Prozent halten wollen.

Hausbauer profitieren, aber weniger Zinsen für Sparer

Die erneute Senkung der Leitzinsen – die vierte in Serie – hat Auswirkungen auf Sparer: Wenn Geschäftsbanken weniger Zinsen für bei der EZB geparkte Gelder erhalten, verringern sie die Tages- und Festgeldzinsen für ihre Kunden. Laut einer Analyse des Vergleichsportals Verivox fielen die Zinsen für bundesweit verfügbare zweijährige Festgelder Ende Januar im Durchschnitt auf 2,24 Prozent. Dies ist der niedrigste Stand seit zwei Jahren. Auch die Tagesgeldzinsen sanken entsprechend: auf durchschnittlich 1,56 Prozent bei bundesweit tätigen Banken.

Die EZB reduziert nicht nur den Einlagenzins, sondern auch den Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB beschaffen können: von 3,15 auf 2,9 Prozent. Niedrigere Leitzinsen haben tendenziell eine positive Auswirkung auf die Wirtschaft: Kredite werden günstiger, Unternehmen und Privatpersonen – wie zum Beispiel Bauherren – erhalten günstigere Finanzierungsmöglichkeiten. In den letzten Monaten sind die Bauzinsen leicht gesunken.

Furcht vor hohen Zöllen – Risiko Trump

Ökonomen hatten mit der erneuten Zinssenkung der EZB gerechnet. Da die große Teuerungswelle im Euroraum vorbei ist, hat die Notenbank mehr Spielraum. Zudem macht ihr die schwache Konjunktur Sorgen. Für dieses Jahr sagt die Notenbank nur 1,1 Prozent Wirtschaftswachstum in der Eurozone voraus und für 2026 ein Plus von 1,4 Prozent.

Trumps Drohung, hohe Zölle auf Importe aus Europa zu erheben, birgt ein Risiko für Konjunktur und Inflation. Die EU könnte mit Gegenschritten reagieren. „Höhere US-Zölle auf Waren aus dem Euroraum könnten die weitere Preisentwicklung im Währungsraum beeinflussen“, warnte kürzlich EZB-Direktorin Isabel Schnabel. Besonders Deutschland als Exportnation wäre von einem Handelskonflikt betroffen.

Inflation sollte im Jahresverlauf wieder sinken 

Im Dezember stiegen die Verbraucherpreise sowohl in Deutschland als auch im gesamten Euroraum wieder deutlich stärker. Die Inflationsrate im Euroraum erreichte mit 2,4 Prozent den höchsten Wert seit Juli 2024.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde zeigte sich jedoch jüngst beim Weltwirtschaftsforum in Davos zuversichtlich, dass die Teuerung im Jahresverlauf wieder sinken wird. Das von der EZB angepeilte Zwei-Prozent-Ziel sei «weiter in Sicht». Volkswirte rechnen daher mit weiteren Zinssenkungen der EZB auf ein Niveau von 2,0 Prozent beim Einlagenzins im Sommer. 

Die Inflation im Euroraum ist seit ihrem Rekordhoch von 10,7 Prozent im Herbst 2022 deutlich gesunken, hauptsächlich aufgrund des stärksten Zinsanstiegs seit 25 Jahren, den die EZB eingeleitet hat. Die jahrelange Null- und Negativzinspolitik endete im Juli 2022, als die EZB die Zinsen zehnmal erhöhte. Diese Maßnahme verteuert Kredite, was die Nachfrage drosseln und die Inflation eindämmen kann. Im Juni 2024 senkte die EZB erstmals wieder die Leitzinsen.

dpa