Sparer müssen mit niedrigeren Tages- und Festgeldzinsen rechnen, Bauzinsen bleiben unverändert.
Leitzinsen im Euroraum sinken auf 2,5 Prozent: EZB reagiert auf schwächelnde Konjunktur
Die Leitzinsen im Euroraum sind zum sechsten Mal seit Sommer 2024 gesunken: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den für Banken und Sparer wichtigen Einlagensatz um 0,25 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent gesenkt, wie die Notenbank in Frankfurt bekannt gab. Die Bekämpfung der Inflation verläuft positiv. Niedrigere Zinsen unterstützen die schwache Konjunktur im Euroraum, da Kredite tendenziell günstiger werden.
Sinkende Zinsen für Sparer
Für Sparer ist die erneute Leitzinssenkung keine gute Nachricht: Wenn Geschäftsbanken weniger Zinsen für Gelder erhalten, die sie bei der EZB parken, senken sie in der Regel die Tages- und Festgeldzinsen für ihre Kunden. Die erneute Leitzinssenkung wird jedoch voraussichtlich keinen Einfluss auf die Bauzinsen haben, da der Zinsschritt Experten zufolge bereits eingepreist ist.
Die Tagesgeldzinsen in Deutschland sind seit dem Frühjahr des letzten Jahres stetig gesunken. Laut einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox brachten bundesweit verfügbare Angebote im Februar im Schnitt 1,48 Prozent nach 1,56 Prozent im Januar. Dies stellt den stärksten Rückgang innerhalb eines Monats seit Juli 2012 dar.
Die EZB senkt nicht nur den Einlagenzins, sondern auch den Zins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der Notenbank besorgen können, weiter: Statt 2,9 Prozent werden nach der aktuellen Entscheidung des EZB-Rates 2,65 Prozent Zinsen fällig.
Weitere Zinssenkungen bis Sommer erwartet
Volkswirte prognostizieren, dass die EZB den Einlagenzins bis zum Sommer weiter senken wird. Denn die Handelskonflikte mit den USA könnten die Wirtschaft im Euroraum zusätzlich belasten.
Die EZB sieht auch weiterhin gute Gründe für Zinssenkungen, da sie ihr Ziel stabiler Preise in greifbarer Nähe sieht. Mit einer mittelfristigen Inflationsrate von 2,0 Prozent betrachtet die EZB die Erreichung ihres Hauptziels, stabile Preise und somit eine stabile Währung im Euroraum, als erreicht.
Dieser Wert wird als ausreichend weit von der Nullmarke entfernt angesehen. Denn sowohl dauerhaft niedrige Preise als auch zu starke Preisanstiege gelten als Risiko für die Konjunktur: Unternehmen und Verbraucher könnten Investitionen verschieben in der Erwartung, dass es bald noch günstiger wird.
Im Februar stiegen die Verbraucherpreise im Euroraum laut einer ersten Schätzung des Statistikamtes Eurostat um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Zuvor war die Inflationsrate im Währungsraum vier Monate in Folge angestiegen, bis sie im Januar 2,5 Prozent erreichte.
Inflationswelle gebrochen
Ab dem Sommer 2022 hat sich die EZB mit stark steigenden Zinsen gegen eine historische Inflation im Euroraum gewehrt. Der russische Angriff auf die Ukraine führte insbesondere zu einem Anstieg der Preise für Energie und Lebensmittel. Mittlerweile ist die Inflation im Euroraum von ihrem Rekordhoch von 10,7 Prozent im Herbst 2022 wieder deutlich entfernt: Im Jahresdurchschnitt 2024 betrug sie 2,4 Prozent.
«Durch eine historisch beispiellose geldpolitische Wende haben wir dazu beigetragen, die Inflationswelle zu brechen», bilanzierte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel jüngst.
Einige Notenbanker auf der Bremse
Einige Notenbanker warnen davor, dass Zollkonflikte mit der Regierung von US-Präsident Donald Trump die Inflation anheizen könnten, weshalb sie vor allzu weitreichenden Zinssenkungen warnen.
Kürzlich hatte EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel eine Diskussion über ein Ende der Serie von Zinssenkungen angeregt: «Wir nähern uns dem Punkt, an dem wir möglicherweise bei den Zinssenkungen pausieren oder stoppen müssen», sagte Schnabel der «Financial Times».
Auch Nagel mahnte, «angesichts der jüngsten Inflationserfahrungen und der hohen Unsicherheit» einen Schritt nach dem anderen zu machen und «mit Blick auf weitere Zinssenkungen nichts zu überstürzen».