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EZB senkt Zinsen im Euroraum

Die große Teuerungswelle im Euroraum ist vorbei, die Europäische Zentralbank kommt ihrem Inflationsziel näher. Sie senkt die Zinsen – und setzt eine Neuerung bei ihrer Geldpolitik um.

Die EZB kommt ihrem Inflationsziel in der Eurozone näher.
Foto: Boris Roessler/dpa

Die Europäische Zentralbank (EZB) reagiert auf die sinkende Inflation im Euroraum. Der Einlagenzins, der als Maßstab am Finanzmarkt gilt und den Banken zusteht, wenn sie überschüssiges Geld bei der Notenbank deponieren, wird um 0,25 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent gesenkt. Dies wurde von der Notenbank in Frankfurt bekannt gegeben. Die neuesten Inflationsdaten entsprachen den Erwartungen. Somit setzt die EZB ihren im Juni eingeleiteten Zinsumkehr fort.

Die Währungshüter erhoffen sich durch eine Zinssenkung positive Wachstumsimpulse. Unternehmen und Privathaushalte können bei niedrigeren Zinsen einfacher investieren und konsumieren. Auf der anderen Seite müssen Sparer mit sinkenden Zinsen bei ihrer Bank und niedrigeren Renditen bei Lebensversicherungen rechnen.

EZB begrenzt Korridor zwischen Leitzinsen

Zudem setzt die EZB eine technische Neuerung um: Sie führt den Einlagenzins näher an den Zins heran, mit dem sich Banken frisches Geld bei der Notenbank besorgen können («Hauptrefinanzierungssatz»). Dieser war früher als wichtigster Leitzins bekannt.

Im März beschloss die Notenbank, den Abstand zwischen den beiden Zinssätzen ab dem 18. September von 0,5 auf 0,15 Prozentpunkte zu reduzieren. Der Hauptrefinanzierungssatz wird daher um 0,6 Prozentpunkte auf 3,65 Prozent gesenkt, wie die EZB weiterhin mitteilte.

Der Zweck des engeren Zinskorridors besteht darin, Schwankungen bei den kurzfristigen Zinsen zu reduzieren und den Banken mehr Planbarkeit zu geben. Für Privatkunden wird dies voraussichtlich keine Auswirkungen haben, da sich die Banken ohnehin am Einlagenzins orientieren.

Erfolge im Kampf gegen die Inflation

Volkswirte hatten mit der Entscheidung der EZB gerechnet, denn zuletzt hatte sich die Inflation in der Eurozone dem EZB-Ziel von mittelfristig zwei Prozent genähert: Im August fiel die Teuerungsrate auf 2,2 Prozent zum Vorjahreszeitraum – der niedrigste Stand seit Sommer 2021. In Deutschland sank die Inflation besonders deutlich auf 1,9 Prozent.

Die EZB hatte im Juni die Zinswende eingeleitet und erstmals seit der Inflationswelle die Leitzinsen gesenkt. Zuvor hatte die Notenbank zehnmal in Folge die Zinsen nach oben geschraubt, um die nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hochgeschossene Teuerung in den Griff zu bekommen. Ihren Höchststand hatte die Inflation in der Eurozone im Oktober 2022 bei mehr als zehn Prozent erreicht.

Warnungen vor zu schneller Lockerung

Jedoch hält sich die von Ökonomen viel beachtete Kerninflation ohne schwankungsanfällige Preise für Energie und Nahrungsmittel zäh: Sie sank im August nur um 0,1 Prozentpunkte auf 2,8 Prozent. Die Bundesbank etwa warnt vor einer allzu schnellen Lockerung der EZB-Geldpolitik. «Noch sind wir nicht am Ziel», mahnte Präsident Joachim Nagel kürzlich.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hält die Preisstabilität in der Eurozone mit einer Inflationsrate von zwei Prozent aufrecht. Eine höhere Inflation verringert die Kaufkraft der Verbraucher. Gleichzeitig strebt die Notenbank an, niedrigere oder sogar sinkende Verbraucherpreise (Deflation) zu vermeiden: Diese könnten dazu führen, dass Unternehmen und Verbraucher Anschaffungen aufschieben, da sie noch niedrigere Preise erwarten.

dpa