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EZB senkt erneut Zinsen im Euroraum – fallende Inflation

Die Inflation im Euroraum sinkt, während die Konjunktur schwächelt. Die Europäische Zentralbank reagiert mit der nächsten Zinssenkung.

Die EZB kommt beim Kampf gegen die Inflation im Euroraum voran (Archivbild).
Foto: Boris Roessler/dpa

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erneut die Leitzinsen im Euroraum gesenkt. Der Einlagenzins, der am Finanzmarkt als Richtwert gilt und den Banken für bei der Notenbank geparktes Geld erhalten, wurde um 0,25 Prozentpunkte auf 3,25 Prozent gesenkt. Dies ist eine Reaktion auf die sinkende Inflation im Euroraum.

Der Zinssatz, zu dem Banken Geld bei der Notenbank aufnehmen können, wird ebenfalls um 0,25 Prozentpunkte auf 3,4 Prozent gesenkt, wie die EZB nach einer auswärtigen Sitzung in Slowenien bekannt gab. Dies ist das dritte Mal, dass die Notenbank in diesem Jahr die Zinsen senkt. Die EZB vermied Hinweise auf weitere Zinsschritte im Jahresverlauf und erklärte, dass Entscheidungen weiterhin datenabhängig getroffen werden.

Kredite etwa für den Hausbau könnten günstiger werden

Sinkende Leitzinsen haben eine zeitverzögerte positive Auswirkung auf die Konjunktur und sind daher eine gute Nachricht für die schwache deutsche Wirtschaft. Unternehmen können durch günstigere Kredite leichter investieren und Verbraucher können sich günstiger verschulden – zum Beispiel beim Hausbau. Auf der anderen Seite müssen Sparer mit niedrigeren Zinsen bei ihrer Bank rechnen und niedrigere Renditen bei Lebensversicherungen akzeptieren.

Mit der Zinssenkung habe die EZB den Konjunktursorgen im Euroraum stärker Rechnung getragen, sagte Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes. Er warnte umgehend vor Illusionen: «Leitzinssenkungen werden die hartnäckige, weil strukturelle Wachstumsschwäche nicht beseitigen. Stattdessen braucht gerade Deutschland entschlossene wirtschaftspolitische Weichenstellungen», sagte Herkenhoff. 

Erfolge im Kampf gegen die Inflation

Die Zinssenkung der EZB wurde von Ökonomen erwartet, da die Inflation im Euroraum sinkt: Im September sank die Teuerungsrate laut Eurostat auf 1,7 Prozent. Dies war weniger als in der ersten Schätzung und deutlich niedriger als im August (2,2 Prozent). Erstmals seit Mitte 2021 lag die Inflation unter der Zielmarke von zwei Prozent, die die EZB im Euroraum anstrebt. Vor allem günstigere Energiepreise drückten die Teuerungsrate und führten auch in Deutschland zu einem deutlichen Rückgang der Inflation.

Gleichzeitig bereitet die schwache Konjunktur in der Eurozone der EZB Sorgen. Die Notenbank erwartet für das laufende Jahr nur ein Mini-Wachstum von 0,8 Prozent – etwas weniger als im Sommer prognostiziert. Die schwache Wirtschaft in Deutschland wirkt dabei wie ein Bremsklotz. Erst in den kommenden Jahren soll sich die Konjunktur im Währungsraum erholen, so die Notenbank.

 «Wir können die Wachstumsabschwächung nicht ignorieren», hatte EZB-Direktorin Isabel Schnabel jüngst gesagt. Ein nachhaltiger Rückgang der Inflation zum Ziel von zwei Prozent werde «in angemessener Zeit wahrscheinlicher». Auch Bundesbank-Präsident Joachim Nagel, der sonst eher für einen vorsichtigen Kurs der EZB plädierte, hatte sich zuletzt offen für Diskussionen über eine Zinssenkung gezeigt.

Restrisiken bleiben

Trotz der Fortschritte im Kampf gegen die Inflation sehen Ökonomen die EZB noch nicht am Ziel: Denn die Kerninflation ohne schwankungsanfällige Preise für Energie und Nahrungsmittel hält sich im Euroraum zäh. Sie sank im September nur leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 2,7 Prozent. Die EZB erwartet zudem, dass die Inflation zum Jahresende wieder etwas anzieht.

Die Zentralbank hatte im Juni die Zinswende eingeleitet und erstmals seit der Inflationswelle die Leitzinsen gesenkt. Im September wurde der Einlagenzins erneut gesenkt. Zuvor hatte die EZB seit Juli 2022 zehnmal in Folge die Zinsen erhöht, um die im Zuge des Ukraine-Kriegs stark angestiegene Inflation zu bekämpfen. Im Oktober 2022 erreichte die Inflation in der Eurozone mit mehr als zehn Prozent ihren Höchststand.

dpa