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Experten fordern mehr Schutz vor sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen

Eltern, Politik und Fachkräfte in der Pflicht. Gewerkschaft der Polizei fordert mehr Ermittlungsbefugnisse im Kampf gegen Kindesmissbrauch.

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Laut Kriminalstatistik bearbeitete die Polizei im vergangenen Jahr 16.354 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern. (Symbolbild)
Foto: Annette Riedl/dpa

Beim Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt ist aus Sicht von Fachleuten noch viel zu tun. Die Kinderrechtsorganisation «Save the Children Deutschland» sieht dabei nicht nur die Politik oder Fachkräfte an Schulen in der Pflicht, sondern auch Eltern: Diese sollten mit ihren Kindern über Risiken sprechen, sagte Stefanie Röhrs, Teamleiterin der Organisation im Fachbereich Schutz vor Gewalt, dem «Tagesspiegel».

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) fordert im Kampf gegen Kindesmissbrauch mehr Ermittlungsbefugnisse. «Aus Sicht der GdP muss alles dafür getan werden, solche Taten zu verhindern sowie verübte Taten aufzuklären und die Täter ihrer hoffentlich harten Strafe zuzuführen», sagte der stellvertretende GdP-Bundesvorsitzende Alexander Poitz der «Rheinischen Post».

«Wir benötigen hierfür moderne, gesetzliche Ermittlungsbefugnisse sowie Investitionen in die technische und personelle Ausstattung», sagte Poitz. Zudem müssten etwa Mindestspeicherfristen von IP-Adressen, Online-Durchsuchungen sowie Telekommunikationsüberwachung ermöglicht werden.

Lagebild zum Thema wird vorgestellt

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU), BKA-Chef Holger Münch und die Missbrauchsbeauftragte des Bundes, Kerstin Claus, legen an diesem Donnerstag in Berlin eine Lageeinschätzung und Zahlen zum Ausmaß von Kindesmissbrauch in Deutschland vor. Das jährlich veröffentlichte Lagebild «Sexualdelikte zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen» wirft auf Basis der im April veröffentlichten Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) noch einmal einen gesonderten Blick auf das Thema.

Die PKS-Zahlen zu Tatverdächtigen und Opfern aus den Kriminalitätsbereichen sexueller Missbrauch, Kinderpornografie und sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen werden genauer analysiert. Laut PKS bearbeitete die Polizei im vergangenen Jahr 16.354 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern – ein unverändert hohes Niveau im Vergleich zum Vorjahr.

«Gefahren besonders auch in der digitalen Welt»

«Kinder und Jugendliche müssen besser vor sexualisierter Gewalt geschützt werden, denn sie sind vielen Gefahren ausgesetzt – besonders auch in der digitalen Welt, die für die meisten zum Alltag gehört», führte «Save the Children»-Expertin Röhrs im «Tagesspiegel» aus. «Neben Inhalten, die für Minderjährige problematisch sind, können sie im Internet sexualisierte Übergriffe und andere Formen von Gewalt erfahren.» Von der Politik verlangte Röhrs, etwa für Rahmenbedingungen und Budgets zu sorgen, damit Schulen ihrer Aufgabe im Kampf gegen sexualisierte Gewalt nachkommen können.

In der «Rheinischen Post» mahnte zudem die Präsidentin des Kinderschutzbundes, Sabine Andresen, dass die Gesellschaft betroffenen Kindern Glauben schenken müsse.

Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) bezeichnete in der Zeitung aus Düsseldorf den Schutz junger Menschen vor sexualisierter Gewalt als «eine der dringendsten Aufgaben unserer Zeit». Kinder und Jugendliche seien nicht nur im Digitalen gefährdet. «Sexualisierte Gewalt geschieht auch im sozialen Nahraum, dort, wo Kinder sich eigentlich sicher fühlen sollten – bei Verwandten, Nachbarn oder anderen vertrauten Bezugspersonen», sagte Prien laut «Rheinischer Post».

dpa