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Skandal um Bürgermeisterin: Haus voller Gewaltvorwürfe, Polizei im Einsatz

Beschuldigungen von beiden Seiten, Strafanzeigen wegen Körperverletzung, geplante Vereidigung am 4. November.

Nach der Messerattacke auf Iris Stalzer gibt es neue Informationen zur Vorgeschichte. (Archivbild)
Foto: Bernd Henkel/dpa

Vor dem Messerangriff auf die neu gewählte Bürgermeisterin von Herdecke haben sich die Kommunalpolitikerin und ihre Kinder gegenseitig über längere Zeit bei der Polizei der häuslichen Gewalt beschuldigt. Es habe seit Jahren immer wieder Meldungen zu Vorfällen gegeben, mehrfach seien Polizeistreifen deshalb am Haus der designierten Bürgermeisterin im Einsatz gewesen, sagte ein Sprecher der zuständigen Kreispolizei Ennepe-Ruhr. Zuvor hatten die «Westfalenpost» und der «Kölner Stadt-Anzeiger» berichtet.

Es wurden Anschuldigungen von beiden Seiten erhoben – nicht nur von der Mutter gegen ihre Kinder, sondern auch von den Kindern gegen die Mutter, sagte der Sprecher. Die Beamten haben daher Strafanzeigen unter anderem wegen Körperverletzung aufgenommen und die erforderlichen Sofortmaßnahmen ergriffen.

Der Sprecher wollte aus Rücksicht auf die familiäre Privatsphäre und die laufenden Ermittlungen nicht offenlegen, welche Maßnahmen ergriffen wurden. Es besteht grundsätzlich die Möglichkeit von Wohnungsverweisungen und Rückkehrverboten für zehn Tage. Im Juni hatte die Kommunalpolitikerin bei der Polizei reklamiert, dass ihr nicht die notwendige Unterstützung gewährt wurde, was der Polizeisprecher bestätigte.

Gequält und lebensgefährlich verletzt

Die designierte Bürgermeisterin der 23.000-Einwohner-Stadt im Südosten des Ruhrgebiets, Iris Stalzer (SPD), wurde vor zwei Wochen (7.10.) in ihrem Haus lebensgefährlich verletzt. Ihre 17-jährige Adoptivtochter steht unter dem Verdacht, sie über mehrere Stunden im Keller des Hauses bedroht und gequält zu haben. Neben 13 Messerstichen soll die 57-Jährige auch zahlreiche Kopfverletzungen erlitten haben.

Motiv weiter im Dunkeln

Es gibt keine weiteren Informationen zu den möglichen Motiven. Laut Polizei und Staatsanwaltschaft gab es familiäre Streitigkeiten innerhalb der Familie. Nach dem Angriff beschuldigte die Juristin ihre 17-jährige Adoptivtochter, obwohl sie sie zunächst nicht als Angreiferin genannt hatte.

Der 15-jährige Adoptivsohn befand sich auch zum Zeitpunkt der Tat im Haus. Es wird noch untersucht, ob er eine Rolle bei den Ereignissen gespielt hat.

Am 4. November steht die Vereidigung an

Die Juristin ist nicht mehr in Lebensgefahr. „Sie habe sich bisher nicht bei der Stadt gemeldet, sagte eine Sprecherin. Deshalb könne die Sprecherin nicht sagen, ob es Stalzer inzwischen besser gehe. Für den 4. November ist ihre Vereidigung als Bürgermeisterin geplant.“

dpa