Fast die Hälfte der Fahrschüler fällt durch die Theorieprüfung, mit Berlin und Sachsen-Anhalt an der Spitze. Die Kosten für einen Führerschein stiegen zuletzt deutlich.
Hohe Durchfallquote bei Auto-Theorieprüfungen in Deutschland
Fast die Hälfte der Fahrschüler besteht die Theorieprüfung für den Auto-Führerschein nicht. Im Jahr 2023 lag die Durchfall-Quote bei 45 Prozent, was dem hohen Niveau von 2022 (46 Prozent) entspricht, wie aus Daten des Tüv-Verbands hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen.
Berlin und Sachsen-Anhalt teilen sich den unrühmlichen Spitzenplatz der Bundesländer. Hier fiel jede zweite Theorieprüfung für das Auto durch. Immerhin konnte sich die Bundeshauptstadt bei der Durchfallquote von 52 auf 50 Prozent verbessern.
Laut dem Tüv-Verband waren die bundesweit 1,59 Millionen Theorieprüfungen in den Klassen B und B17 (Führerschein mit 17) so zahlreich wie noch nie. Die Durchfallquote ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Im Jahr 2015 lag sie noch bei 35 Prozent.
Die Auto-Führerscheine stellen bundesweit mit 79 Prozent der theoretischen und 72 Prozent der praktischen Prüfungen den Großteil der Prüfungen dar. Im Jahr 2024 gab es auch über alle Führerscheinklassen hinweg erstmals einen Spitzenwert von mehr als 2 Millionen Theorieprüfungen – ein leichtes Plus von 1,7 Prozent. Hier fielen 41 Prozent (2023: 42) beim Test durch.
Mehrfaches Scheitern keine Seltenheit
«Die aktuelle Statistik zeigt, dass auch mehrfaches Scheitern keine Seltenheit ist», teilte der Tüv-Verband mit. Zwei von fünf Theorieprüfungen fürs Auto waren im vergangenen Jahr ein Wiederholungsversuch. «Jeder gescheiterte Versuch steigert die mentale Belastung der Betroffenen und führt zu weiteren Kosten», sagte Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim Tüv-Verband. Immerhin: Nach dem dritten Versuch haben demnach 91 Prozent der Bewerber die Theorieprüfung, nach dem vierten sind es 96 Prozent bestanden.
Ein Blick auf die zuletzt deutlich gestiegenen Kosten für einen Führerschein zeigt, wie teuer das Scheitern sein kann. Trotz des unterschiedlichen Schulungsaufwands gibt es keine pauschalen Preise, und die Fahrschulen haben die Freiheit, die Preise für Fahrstunden oder Unterricht selbst festzulegen. Laut ADAC beliefen sich die Kosten für einen Auto-Führerschein zuletzt auf 2500 bis 4400 Euro.
2021 wurde der Führerschein fast 10 Prozent teurer
Die Preise stiegen in letzter Zeit deutlich schneller als die allgemeine Inflation. Die größte Differenz gab es im Jahr 2021, als der Führerschein um 9,6 Prozent teurer wurde – bei einer allgemeinen Preisentwicklung von 3,1 Prozent, wie aus Daten des Statistischen Bundesamts hervorgeht.
Der Tüv-Verband fordert unter anderem elektronische Lernstandskontrollen in den Fahrschulen, um die Quote der Durchfaller zu reduzieren. So könne man sicherstellen, dass Fahrschüler erst dann eine Prüfung antreten, «wenn sie nachweislich ausreichend vorbereitet sind», sagte Goebel.
Bei der praktischen Prüfung fallen weniger Fahrschüler durch. In der Klasse B waren es wie in den Vorjahren 37 Prozent der Fahrschüler. Über alle Klassen hinweg lag die Quote bei knapp 1,8 Millionen Fahrprüfungen bei 41 Prozent (2023: 42 Prozent).
Unter 18-Jährige rasseln deutlich seltener durch die Prüfung
Unter 18-Jährige schneiden sowohl bei der theoretischen als auch bei der praktischen Prüfung deutlich besser ab. In der Theorie für den Pkw fielen 36 Prozent durch – 9 Punkte weniger als im Durchschnitt. Bei der praktischen Prüfung scheiterte nur knapp jeder Vierte (24 Prozent). Laut dem Tüv-Verband ist dies ein deutliches Argument für das begleitete Fahren ab 17 Jahren.
Bei den 18-24-Jährigen ist die Quote dagegen so hoch wie in keiner anderen Altersgruppe. Hier fällt mehr als jeder zweite (52 Prozent) durch die Theorieprüfung fürs Auto.
Um nicht durch die theoretische Prüfung zu fallen, greifen immer mehr Fahrschüler auch auf unerlaubte Mittel zurück. So nehme die Zahl der Täuschungsversuche deutlich zu, teilte der Tüv-Verband mit. Im vergangenen Jahr seien fast 4.200 unerlaubte Tricks registriert worden – zwölf Prozent mehr als im Vorjahr.
Knopf im Ohr oder Spickzettel – Es wird tausendfach getrickst
«Ergaunern sich die Fahrschüler ihren Prüfungserfolg und verfügen nicht über die entsprechenden Kenntnisse im Straßenverkehr, birgt das ein erhebliches Risiko für die Sicherheit anderer», sagt Goebelt. Häufig werden Hilfsmittel wie Spickzettel oder unerlaubte Technik, etwa ein Knopf im Ohr – eingesetzt. In jedem vierten Fall gibt sich jemand als der eigentliche Prüfling aus, um für ihn die Prüfung abzulegen.
Laut dem Verband ist es besorgniserregend, dass 58 Prozent der Täuschungen professionell durchgeführt werden. Abgesehen von der strafrechtlich relevanten Stellvertreter-Täuschung wird Betrug jedoch weder als Straftat noch als Ordnungswidrigkeit bestraft. Goebelt fordert, dass die Fahrerlaubnisbehörden den rechtlichen Rahmen konsequent ausschöpfen sollten.
Die Ergebnisse stützen sich auf Daten aller technischen Prüfstellen in Deutschland und wurden bis zum 31. Januar gesammelt. Aufgrund möglicher Nachmeldungen können Abweichungen auftreten.