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Faszination Vollmond: Was ist Fantasie und was sind Fakten?

Beeinflusst uns der Mond auf geheimnisvolle Weise? Die Wissenschaft hat nicht bei jedem Aspekt schon eine klare Antwort, zum Beispiel beim Thema Schlaf. Definitiv hat der Erdtrabant mit Ostern zu tun.

Runde Sache: Vollmond in Texas
Foto: Ringo Chiu/ZUMA Press Wire/dpa

Der 13. April ist in diesem Jahr der erste Vollmond im Frühling. Seit Jahrtausenden übt der Nachthimmel eine Faszination auf die Menschen aus. Der Mond hat unsere Vorstellung von Zeit geprägt und Kreativität angeregt. Dennoch bewahrt er auch weiterhin seine Geheimnisse.

Macht uns der Mond emotional? 

Dazu verrät die Sprachgeschichte einiges: «Lunatic» steht im Englischen für einen Wahnsinnigen. Der Begriff geht auf das lateinische Wort «luna» für Mond zurück. Es spiegelt einen Volksglauben, der im Mittelalter verbreitet war: Danach hatte der Himmelskörper Einfluss auf Gefühle und Verhalten.

Im Deutschen hat sich das Wort Laune erhalten. Eindeutig emotional klingen Beethovens Mondscheinsonate oder Matthias Claudius‘ Gedicht «Der Mond ist aufgegangen». Wissenschaftlich gibt es neben Fakten aber auch noch Rätsel, ob uns der Mond wirklich bezirzen kann. 

Wie gut ist das Thema erforscht?

Der Schweizer Chronobiologe Christian Cajochen studiert die innere Uhr des Menschen an der Universität Basel, zum Beispiel mit Blick auf Schichtarbeit. «Wenn es aber um das Thema Mond und Schlaf geht, sind viele Forschende eher reserviert», sagt er. Allein schon das Aufsetzen einer seriösen Studie im Schlaflabor sei schwierig, sobald Freiwillige wüssten, dass es um den Mond gehe. «Das hat sofort einen psychologischen Einfluss und kann Ergebnisse verfälschen», sagt Cajochen der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Was weiß man über den Effekt des Vollmonds?

In Cajochen’s Institut wurde bei einer Studie, die sich eigentlich mit Alzheimer befasste, ein Vollmond-Effekt im Rückblick festgestellt. Als Kontrollgruppe übernachteten gesunde Menschen im abgeschotteten Labor.

Beim Betrachten der Daten wurde festgestellt: Die Testpersonen waren abends bei Vollmond aktiver und hatten Schwierigkeiten beim Einschlafen. Das Ergebnis überraschte Cajochen, der keine esoterische Neigung hat und lieber einen Volksglauben widerlegt hätte. Sein Zwiespalt veranlasste ihn dazu, zögerlich die Ergebnisse 2013 zu veröffentlichen.

«Das Medieninteresse war massiv groß, und das wissenschaftliche massiv klein», berichtet er schmunzelnd. 2021 lieferte eine US-Studie, die den Einfluss des Mondes auf Menschen im ländlichen Argentinien teils ohne Elektrizität mit Studierenden in der Großstadt Seattle verglich, fast identische Ergebnisse. Andere Untersuchungen verzeichneten allerdings keine solchen Effekte. 

«Es ist immer noch ein Mysterium», resümiert Cajochen. «Streng wissenschaftlich müsste man dieselben Menschen über zwei ganze Monate unter Laborbedingungen beobachten, um herauszufinden, ob sie wirklich innere Mond-Uhren haben.» Circalunar heißt das in der Wissenschaft. Forschende haben solche Uhren für manche Tierarten bereits belegt. Für Menschen bleibt der Beweis schwierig. «Für eine Studie würde es vermutlich an Freiwilligen und am Geld fehlen», sagt Cajochen. Und selbst dann gebe es wahrscheinlich nicht automatisch eine Erklärung für die Beobachtungen. 

Was hat der Mond mit der Zeitrechnung zu tun?

Es ist einfacher, die Auswirkung des Himmelskörpers auf den Kalender zu erklären: Der Mond ist bereits im Wort Monat enthalten. Es dauert ungefähr 28 Tage, bis er die Erde umkreist hat. Dies war die Grundlage für die ursprüngliche Einteilung der Monate in vielen Kalendern.

Das Sonnenjahr setzte sich mit den Römern und am Ende des 16. Jahrhunderts im Gregorianischen Kalender durch: „Danach haben die meisten Monate 30 oder 31 Tage.“ Das Osterdatum bleibt jedoch weiterhin mit dem Erdtrabanten verbunden: Es fällt auf den ersten Sonntag nach dem kirchlich definierten Frühlingsvollmond – und kann daher früher oder später im Jahr liegen. Wenn eine christliche Kirche nicht nach dem Gregorianischen Kalender rechnet, verschiebt sich das Fest noch weiter nach hinten.

Wie groß ist der Mond eigentlich?

Viele Planeten in unserem Sonnensystem haben Monde. Die Größe des Mondes im Vergleich zur Erde ist jedoch nach heutigem Wissen einzigartig und spektakulär: Mit einem Durchmesser von etwa 3.476 Kilometern macht er mehr als ein Viertel des Erdumfangs am Äquator aus. Sein Abstand zur Erde variiert aufgrund seiner elliptischen Umlaufbahn zwischen ungefähr 356.000 und 407.000 Kilometern.

Je näher der Mond der Erde kommt, desto heller und größer erscheint er, wenn auch nur minimal. Er leuchtet nicht von selbst, sondern wird von der Sonne beleuchtet. Die Größe und Helligkeit sind jedoch nichts im Vergleich zum frühen Erdzeitalter vor etwa vier Milliarden Jahren. Zu dieser Zeit war der Mond nur etwa 60.000 Kilometer von der Erde entfernt – und muss riesig erschienen sein. Es gab jedoch keine Menschen, die ein solches Schauspiel hätten bewundern können.

dpa