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Weihnachtstraditionen weltweit: Von Haferbrei für Gnome bis zur 43-tägigen Fastenzeit in Äthiopien

Ein Streifzug durch verschiedene Länder und ihre einzigartigen Weihnachtsbräuche, die von kulinarischen Traditionen bis zu spirituellen Ritualen reichen.

In Australien ist zu Weihnachten Sommer - und die Santas tummeln sich am Strand. (Archivbild)
Foto: Rick Rycroft/AP/dpa

Das Weihnachtsfest auf unkonventionelle Weise: Anstelle von Stollen und Spekulatius wird in Norwegen ein Haferbrei für einen Wichtel serviert. In Australien surfen die Weihnachtsmänner, die Mexikaner suchen nach einer Herberge und die Spanier sind im Lottofieber. Eine weihnachtliche Reise durch alle Kontinente.

Längste Weihnachtszeit der Welt auf den Philippinen

Von wegen vierwöchige Adventszeit: Die streng katholischen Philippinen feiern fast 130 Tage lang Weihnachten – länger als jedes andere Land der Welt. Los geht «Pasko», wie das Fest der Liebe in der am weitesten verbreiteten Sprache Tagalog heißt, am 1. September. Dann werden in Shopping-Malls riesige Weihnachtsbäume enthüllt und Schaufenster und Geschäfte mit allerlei glitzernder Deko geschmückt. 

Die Tage bis zum eigentlichen Fest werden auf bunten Leuchttafeln heruntergezählt. «Ber-Monate» wird diese Zeit genannt. Gemeint sind die vier Monate des Jahres, deren Namen mit diesen drei Buchstaben enden. Schluss ist offiziell erst nach dem 6. Januar, dem Fest der Heiligen Drei Könige.

In den letzten neun Tagen vor dem Fest strömen viele Philippiner zu nächtlicher Stunde entweder gegen Mitternacht oder um 4.00 Uhr morgens in die Kirchen. «Simbang Gabi» heißt die Tradition aus den Zeiten der spanischen Herrschaft, oder auch «Misa de Gallo» – Hahnenmesse, in Anlehnung an die Uhrzeit. Viele Gläubige hoffen, dass ihre Wünsche in Erfüllung gehen, wenn sie bis Heiligabend alle neun Messen besuchen. 

Herbergssuche in Mexiko

Die Mexikaner erinnern in der Vorweihnachtszeit mit den «Posadas» an die Herbergssuche von Maria und Josef. Singend und mit Kerzen in den Händen ziehen sie auf der Suche nach einer Herberge von Haus zu Haus. Nach einem festen Ritual weisen die Bewohner die Heilige Familie zunächst ab, schließlich öffnen sie jedoch die Tür und bitten sie hinein. 

Anschließend wird mit Tamales – einer Maismasse mit Fleisch und Mole-Sauce aus Chili, Gewürzen und Schokolade – sowie Punsch gefeiert. Die Kinder haben eine Piñata, auf die sie so lange mit einem Stock schlagen, bis sie aufplatzt und die Süßigkeiten herausfallen.

Die Tradition der «Posadas» geht auf spanische Augustinermönche zurück. Bei der Missionierung der indigenen Ureinwohner nahmen sie die Riten der Azteken auf und gaben ihnen eine christliche Bedeutung. So feierten die Azteken Anfang Dezember die Ankunft des Kriegsgotts Huitzilopochtli. Die Augustiner verbanden die traditionellen Feiern mit der biblischen Weihnachtsgeschichte.

Fasten statt Schlemmen in Äthiopien

Lebkuchen und Spekulatius, süße Plätzchen und Glühwein? In Äthiopien, wo Weihnachten nach dem orthodoxen Kalender am 7. Januar gefeiert wird, hat das nichts zu suchen. In dem Land am Horn von Afrika ist die Adventszeit nicht die Zeit freudiger Schlemmereien, sondern eine 43-tägige Fastenzeit namens «Tsome Nebiyat». 

Wer sich strikt daran hält, darf nur eine Mahlzeit pro Tag zu sich nehmen, die gemäß den Fastenregeln der äthiopischen Kirche kein Fleisch, Milchprodukte oder Eier enthält. Alkohol ist auch nicht erlaubt.

Surfende Santas in Australien 

«White Christmas»: In Australien sind damit wohl eher die überfüllten weißen Sandstrände gemeint als weißer Schnee. Denn in Down Under ist zur Weihnachtszeit Sommer. Die Menschen strömen ans Meer oder feiern in bester Aussie-Manier mit Barbecues und eiskaltem Bier. 

Auch Strandpicknicks mit der Familie sind beliebt, wo surfende Santas mit Weihnachtsmütze die Wellen reiten. Noch mehr Weihnachtsmänner nehmen an den sogenannten Santa Pub Crawls teil, bei denen sich Kostümierte von Bar zu Bar trinken.

KFC-Hype in Japan

Zu Weihnachten in Japan, einem Land, das vom Shinto und Buddhismus geprägt ist und wo nur die wenigsten den christlichen Hintergrund von Weihnachten kennen, ist vor allem eine Zeit des Konsums und Genusses. Jedes Jahr zur Weihnachtszeit gönnen sich Millionen japanische Familien knusprige Hähnchen der amerikanischen Fast-Food-Kette KFC (Kentucky Fried Chicken), was längst zu einer landesweiten Tradition geworden ist.

Im Dezember ist auch in Japan der Umsatz von KFC hoch. Um die speziellen KFC-Weihnachtsgerichte zu erhalten, ist es oft notwendig, sie lange im Voraus zu bestellen.

Lottofieber in Spanien

Alljährlich fiebern die Spanier der großen Weihnachtslotterie «El Gordo» (deutsch: der Dicke) entgegen: Am 22. Dezember ist es wieder so weit, dann verfolgen viele Menschen die live aus Madrids prächtigem Opernhaus Teatro Real übertragene Ziehung der Glückszahlen gebannt im Fernsehen und hoffen auf ein Stückchen von dem diesmal 2,7 Milliarden Euro schweren Lottokuchen. Die meisten Lose werden in Spanien verkauft, aber online beteiligen sich auch immer mehr Ausländer. 

Die 1812 in Cádiz ins Leben gerufene Lotterie gilt als die älteste der Welt und aufgrund der ausgespielten Gesamtsumme auch als die größte. Allerdings sind die Einzelgewinne nicht so hoch wie in manchen anderen Lotterien, da viele Menschen nur ein Zehntellos – den «Décimo» – erwerben; dafür gibt es aber jede Menge Gewinner. Wer leer ausgegangen ist, hat am 6. Januar noch einmal eine Chance bei einer anderen spanischen Traditionslotterie: «El Niño», die Jesuskind-Lotterie am Dreikönigstag.

Ein Gnom namens Nisse in Norwegen

An Heiligabend stellen Familien mit kleinen Kindern in Norwegen gerne einen Teller mit Haferbrei («grøt») vor die Tür. Dieser ist für den Gnom, der dem Volksglauben zufolge im Stall lebt und über die Tiere wacht. Sein norwegischer Name ist Nisse, und es gibt verschiedene Versionen von ihm. Wenn er keinen «grøt» bekommt, kann der Wichtel den Menschen böse Streiche spielen.

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Figur des Nisse mit dem aus Deutschland über Dänemark nach Norwegen gekommenen Weihnachtsmann verschmolzen. Heute ist es der Weihnachtsnisse mit der roten Mütze, der die Geschenke bringt. Wer jedoch den Brei isst, wird für die Kinder wohl ein Rätsel bleiben.

Süßes Brot in Italien

Jedes Jahr stapeln sich in den Supermärkten Italiens die Kartons mit Panettone. Das süße Brot, das eher einem Kuchen ähnelt, ist in vielen italienischen Familien ein Muss zur Weihnachtszeit und eine eingetragene Marke. Ursprünglich stammt der Panettone, der aus Weizensauerteig hergestellt wird, aus Mailand.

Er wird mit Rosinen und kandierten Früchten in speziellen Papiermanschetten gebacken – dadurch steigt die süße Delikatesse 20 Zentimeter in die Höhe. Die Panettone-Tradition ist ein lukratives Geschäft für die Lebensmittelindustrie: Im vergangenen Jahr wurden mehr als 20 Millionen Stück verkauft.

Noch mehr Süßes in Frankreich

In der Provence in Südfrankreich wird zu Weihnachten der süße Brauch gepflegt, 13 Desserts aufzutischen – als Erinnerung an Jesus und seine zwölf Jünger. Obwohl das Weihnachtsessen selbst aufwendig und reichhaltig ist, erfordern die traditionellen Nachtische weniger Aufwand.

Die Zutaten umfassen Nüsse, Feigen, Mandeln, Rosinen und Trockenfrüchte, aber es gibt keine genaue Vorgabe. Es heißt, dass man von jedem Dessert ein wenig naschen soll, um im neuen Jahr Glück zu haben.

dpa