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Neonazi-Überfall mit Machete vor Gericht

Angeklagter bestreitet Tatbeteiligung, wollte Unfall vortäuschen, vermeintliches Opfer schweigt als Zeuge.

Der Angeklagte soll einem Mann auf dessen Verlangen hin bei einem fingierten Machetenüberfall mehrere Finger abgeschlagen haben.
Foto: Sebastian Willnow/dpa

Mehr als ein Jahr nach einem erfundenen Macheten-Überfall auf einen mutmaßlichen Neonazi in Chemnitz hat ein 38-Jähriger vor dem Landgericht bestritten, an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte nach einer gemeinsamen Vereinbarung dem damals 29-jährigen mutmaßlichen Neonazi drei Finger der linken Hand abgetrennt hatte. Das vermeintliche Opfer hatte die Polizei alarmiert und behauptet, es sei von Linksextremen überfallen worden. Nach Angaben des 38-Jährigen plante der damals 29-Jährige mit der verstümmelten Hand eine Behinderung vorzutäuschen, um staatliche Unterstützung zu erhalten.

Angeklagter: Opfer wollte es als Überfall von Linken darstellen

Über seinen Verteidiger ließ der 38-jährige Angeklagte zum Prozessauftakt erklären, dass es eine derartige Absprache gegeben habe. Er habe dies zunächst nicht ernst genommen und die Bitte als «surreal» abgetan. Nach wiederholtem Nachhaken des damals 29-Jährigen habe sein Mandant aber zugestimmt und vorgeschlagen, die Tat als Unfall bei Gartenarbeiten zu verschleiern, erläuterte Rechtsanwalt Patrick Schäfer. Das vermeintliche Opfer habe dann aber vorgeschlagen, es als Überfall von Mitgliedern der linken Szene zu fingieren.

Angeklagter will aus Skrupel nicht selbst zugeschlagen haben

Der Verteidiger erklärte, dass der 29-Jährige, nachdem er seine linke Hand auf einen Müllcontainer gelegt hatte und mit einer Machete zuschlagen sollte, Skrupel bekam und den Angriff abbrach. Danach griff er selbst zur Machete und trennte sich drei Finger seiner linken Hand ab. Danach rief der Verletzte selbst den Notruf.

Der 38-Jährige ist angeklagt wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Laut Gerichtsangaben hat er eine erhebliche Vorstrafenliste, darunter Diebstahl, Drogendelikte und Sachbeschädigung. Er selbst gibt an, weder der rechten noch der linken Szene anzugehören, wie sein Verteidiger mitteilte. Der Prozess wird am 17. und 18. Dezember fortgesetzt.

Angebliches Opfer erscheint mit Handprothese, schweigt aber vor Gericht

Ein angebliches Opfer, das heute 30 Jahre alt ist, wird derzeit wegen Vortäuschens einer Straftat ermittelt. Der Mann trat am Freitag als Zeuge im Prozess gegen den 38-Jährigen auf, entschied sich jedoch, von seinem Recht zu schweigen, Gebrauch zu machen. Deutlich erkennbar war eine Teilprothese an seiner linken Hand.

dpa