Barça nutzt Räume effektiv, Bayerns Qualifikation für Achtelfinale in Gefahr. Diskussionen in München programmiert.
FC Bayern erlebt bitteren Abend gegen FC Barcelona mit Triple-Trainer Flick
Beim Wiedersehen mit Triple-Trainer Hansi Flick hat der FC Bayern mit seinem Haraki-Fußball à la Vincent Kompany einen sehr schwierigen Abend erlebt. Während Flick beim 4:1 (3:1) seines FC Barcelona mit dem herausragenden Dreifach-Torschützen Raphinha am Spielfeldrand jeden einzelnen Treffer glücklich und begeistert bejubelte, gerät für die Münchner in der Champions League nach nur drei Punkten aus den ersten drei Vorrundenspielen die direkte Qualifikation für das Achtelfinale zunehmend in Gefahr.
Noch dazu: Cheftrainer Kompanys gewagter Pressingfußball ohne Absicherung und starke Verteidiger ist international in der gezeigten Form im Gegensatz zur Bundesliga nicht für den Titel geeignet. Diskussionen in München sind vorprogrammiert. Barças Offensivstars nutzten die vielen Räume durch den Brasilianer Raphinha (1./45./56. Minute) und den ehemaligen Münchner Robert Lewandowski (36.) mit großer Effektivität.
Harry Kane, ein anfangs starker Mittelstürmer, erzielte das 1:1 (10.) vor 50.312 Zuschauern im Olympiastadion von 1992, doch als Antwort des FC Bayern war dies zu wenig. Die Bayern haben in der Champions League nur noch zweimal deutlicher verloren – jeweils mit 0:4 in Barcelona (2009) und gegen Real Madrid (2014).
Bayern-Trainer Kompany ging bei seinem Mittelfeldstar Jamal Musiala kein Risiko ein. Der deutsche Nationalspieler trainierte nach seinen Hüftproblemen nur zweimal mit der Mannschaft – und blieb deshalb eine Stunde auf der Bank.
Thomas Müller spielte für ihn auf der Zehner-Position, was bedeutete: Die Bayern hatten sieben Spieler in der Startelf, die 29 Jahre oder älter sind. Bei Barcelona waren es sechs, die 21 oder jünger sind.
Diese beiden Giganten des europäischen Fußballs ähneln sich in der Spielanlage sehr: Sie gehen ein hohes Risiko ein und setzen permanent auf Pressing. Die Abwehrreihen beider Mannschaften verteidigten an der Mittellinie.
Gegentor nach 58 Sekunden
Barcelonas Angriff zeigte die Schwächen dieses Stils bereits nach 58 Sekunden auf. Ein einfacher Steilpass von Fermin Lopez ließ den Brasilianer Raphinha völlig allein auf das Bayern-Tor zulaufen – 1:0!
Die Münchner reagierten jedoch zuerst noch reif und selbstbewusst auf diesen Rückschlag. Ein erster Treffer von Kane wurde wegen Abseits noch aberkannt (10.). Der zweite nach guter Vorarbeit von Serge Gnabry zählte dann.
Zu diesem Zeitpunkt schien es noch, dass der Engländer das Duell der beiden Super-Neuner zwischen Kane und Lewandowski gewinnen würde. Denn Bayerns aktueller Torjäger hätte bereits dreimal treffen können, bevor Bayerns früherer Starstürmer zum ersten Mal auf das Tor schoss (26.).
Aber das änderte sich, als der Tabellenführer Spaniens nach einer halben Stunde begann, sich besser auf das Bayern-Spiel einzustellen. Angeführt von der herausragenden Dreierreihe Fermin, Raphinha und Lamine Yamal, steigerte sich Barça jetzt regelrecht.
Auch beim ersten Tor von Lewandowski gegen Bayern leistete Fermin die Vorarbeit. Die Münchner protestierten nach diesem Tor noch wegen eines vermeintlichen Foulspiels gegen Min-Jae Kim. Beim 1:3 bekamen sie dann Raphinha erneut nicht unter Kontrolle.
Manuel Neuers schlechte Spieleröffnung ermöglichte dem Brasilianer gleich nach der Pause die nächste Chance (49.). Kim, der Südkoreaner, konnte diesmal noch retten.
Kompany wechselt viermal
Wenig später lief Raphinha jedoch der gesamten Innenverteidigung der Bayern davon und erzielte nach einer schönen Vorlage von Yamal sein drittes Tor. Im Sommer galt der ehemalige 58-Millionen-Transfer von Leeds United noch als Verkaufskandidat. Seit Flick sein Trainer ist, spielt der 27-jährige Brasilianer jedoch in der Form seines Lebens.
Kompany reagierte auf das Debakel mit einem Vierfach-Wechsel in der 60. Minute. Darunter waren Musiala und der kaum noch berücksichtigte Leon Goretzka.
Jedoch war der Abend für den FC Bayern vorbei. Trotz einiger guter Ansätze bei Kingsley Coman (66.) und Leroy Sané (78.) lief offensiv nichts mehr zusammen.
Im Stadion wurde es nur noch einmal richtig laut, als der herausragende Raphinha in der 75. Minute ausgewechselt wurde. Er ist nach Roy Makaay, Sergio Aguero und Cristiano Ronaldo erst der dritte Spieler, dem in einem Champions-League-Spiel drei Tore gegen den FC Bayern gelangen.