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Frau kämpft nach 60 Jahren gegen Zungenbiss-Urteil

Der Fall gilt als einer der kontroversesten in der Geschichte Südkoreas: Eine Frau, die sich bei einem Vergewaltigungsversuch wehrte, wird verurteilt. 60 Jahre dauert es, bis sie in Berufung geht.

Das 60 Jahre alte Urteil gegen die Frau gilt in Südkorea als höchst umstritten. (Symbolbild)
Foto: Lee Jin-man/AP

Eine Frau in Südkorea soll erneut vor Gericht gestellt werden, weil sie einem Mann während eines Vergewaltigungsversuchs einen Teil der Zunge abgebissen hat. Ein Gericht in der Stadt Busan hat dem Berufungsantrag der heute 78-jährigen Frau stattgegeben, wie in einer Mitteilung unter der Woche bekannt gegeben wurde.

Der Fall wird als einer der kontroversesten in der Geschichte des Landes angesehen, da das Urteil damals ein Opfer sexueller Gewalt nicht geschützt hatte. Laut der amtlichen Nachrichtenagentur Yonhap hatte im Jahr 1964 ein 21-jähriger Mann versucht, die damals 18-jährige Frau in der Nähe ihres Hauses zu überfallen und zu vergewaltigen. Als sich die Frau verteidigte, biss sie dem Mann angeblich 1,5 Zentimeter von seiner Zunge ab.

Frau muss ins Gefängnis

Während des Prozesses argumentierte die Frau angeblich für Notwehr. Laut Yonhap wurde sie jedoch im Jahr 1965 wegen schwerer Körperverletzung zu mehreren Monaten Haft und zwei Jahren Bewährung verurteilt. Der Mann wurde lediglich wegen unerlaubten Betretens eines Grundstücks und Erpressung schuldig befunden und erhielt ebenfalls mehrere Monate Gefängnisstrafe mit zwei Jahren Bewährung.

Jahrzehnte später begann die Frau laut Medienberichten, zu studieren und schrieb sich 2013 mit über 60 Jahren an einer Universität ein. Während des Studiums habe sie das Ausmaß der Ungerechtigkeit verstanden, die ihr widerfahren sei, und sich entschieden, für die Wiederaufnahme ihres Falls zu kämpfen, hieß es im «Korea Herald». 

Berufung scheitert zunächst

Die Frau legte 2020 vor einem Gericht in nächster Instanz erfolglos Widerspruch ein, mit dem Vorwurf, die Strafverfolgung habe sie damals widerrechtlich festgehalten und gezwungen, ein Geständnis abzulegen.

Im vergangenen Dezember überstimmte Südkoreas höchstes Gericht nach Jahren juristischen Hin und Hers die Entscheidung jener Instanz und gab den Fall zurück, wie Yonhap berichtete. Nach Ansicht der Richter war es demnach «sehr wahrscheinlich», dass die Festnahme damals ohne einen Beschluss erfolgt war.

dpa