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Elfmeterheldin Ann-Katrin Berger führt DFB-Team ins EM-Halbfinale

Deutschland gewinnt K.o.-Duell gegen Frankreich mit 6:5 im Elfmeterschießen. Spanien wartet im Halbfinale.

Giovanna Hoffmann (l.) stürmt gegen Frankreich von Anfang an
Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Elfmeterheldin Ann-Katrin Berger hat die deutschen Fußballerinnen nach einem aufregenden K.o.-Duell gegen Frankreich ins EM-Halbfinale gebracht. Nach dem Nervenspiel vom Punkt und einem 6:5 im Elfmeterschießen durfte das großartig kämpfende DFB-Team im Viertelfinale jubeln. Nach 120 Minuten stand es 1:1 (1:1, 1:1).

Auf deutscher Seite verwandelten neben Berger auch Kapitänin Janina Minge, Linda Dallmann, Rebecca Knaak, Klara Bühl und Sjoeke Nüsken. Berger parierte gegen Amel Majri und Alice Sombath vor 34.128 Zuschauern im ausverkauften Baseler St. Jakob-Park. Sara Däbritz (Latte) vergab als einzige Deutsche.

Jetzt gegen Weltmeister Spanien

Das Team von Bundestrainer Christian Wück musste fast die gesamte Spielzeit in Unterzahl kämpfen. Zudem verschoss Sjoeke Nüsken einen Elfmeter in der regulären Spielzeit. Im Halbfinale trifft der achtfache Titelgewinner am Mittwoch im nächsten Giganten-Duell auf Weltmeister Spanien in Zürich.

Der Krimi für den achtfachen Titelgewinner begann früh mit Rot für Kathrin Hendrich, die ihrer Gegenspielerin am Zopf gezerrt hatte. Und ging weiter mit Sjoeke Nüskens verschossenem Elfmeter nach der Pause. Trotzdem wehrte sich das DFB-Team über 120 Minuten furios.

Hendrich sah wegen eines Fouls im Strafraum Rot, Grace Geyoro (15. Minute) verwandelte den fälligen Elfmeter für das Team von Trainer Laurent Bonadei. Nüsken erzielte das 1:1 für die deutsche Elf (25.) vor 34.128 Zuschauern im ausverkauften Baseler St. Jakob-Park, verpasste aber später auch einen Foulelfmeter (69.).

Wück überrascht: Hoffmann statt Schüller

Die ersten Überraschungen gab es beim Blick auf die deutsche Aufstellung. Statt Bayern-Torjägerin Lea Schüller durfte Giovanna Hoffmann ran. Die 26 Jahre alte Leipzigerin war in den Gruppenspielen stets in der Schlussphase für Schüller (54 Länderspiel-Tore) eingewechselt worden. «Vorne brauchen wir Giovannas Körperlichkeit und ihre Präsenz als Mittelstürmerin», hatte Wück kurz vor Anpfiff in der ARD erklärt.

Im defensiven Mittelfeld sollte die bisher als Innenverteidigerin eingesetzte Janina Minge für mehr Sicherheit sorgen. «Es geht darum, dass wir stabil in unserem Spiel werden», erklärte Wück.

Hendrich zieht Frankreichs Kapitänin an den Haaren

Der Matchplan funktionierte nur bis zur 13. Minute. Hendrich zog Frankreichs Kapitänin Griedge Mbock Bathy im Strafraum an den Haaren, sah Rot und ihr Team kassierte das 0:1 durch einen mittig verwandelten Elfmeter von Geyoro. Torhüterin Ann-Katrin Berger war noch mit der linken Hand am Ball, jedoch nicht entscheidend. Die deutschen Spieler bildeten einen Kreis, um zu besprechen, wie sie zu zehnt weitermachen sollten. Das Ergebnis: Minge rutschte erneut eine Position nach hinten.

Die Defensive, die ohnehin personell knapp besetzt war – Giulia Gwinn verletzt, Carlotta Wamser rotgesperrt – wurde nach 20 Minuten noch dünner: Sarai Linder musste verletzt vom Platz, Sophia Kleinherne übernahm rechts. Auf der linken Seite hatte Wück der 20-jährigen Franziska Kett zum EM-Debüt verholfen. Die Verteidigerin aus Bayern spielte fehlerfrei.

In Unterzahl kämpfte das DFB-Team intensiv gegen die favorisierten Französinnen und zeigte außerdem Effizienz. Nüsken verwertete eine scharf getretene Bühl-Ecke per Kopf zum Ausgleich. Etwa 10.000 deutsche Fans jubelten. Es war die einzige Torchance des DFB in der ersten Halbzeit, die immer schneller und hitziger wurde. Wücks Spielerinnen zeigten nun die Energie, die beim 1:4-Debakel gegen Schweden so schmerzlich vermisst worden war.

Auch nach der Pause blieb die Abwehr stabil – dank intensivem Kampf, der Torhüterin Berger und ein wenig Glück. Als Geyoro nach zwei großartigen Paraden von Berger doch ein Tor erzielte, wurde der Videobeweis angefordert: Abseits! Wück freute sich über die Entscheidung fast so sehr wie über ein eigenes Tor.

Nüsken vergibt gegen Peyraud-Magnin

Kurz darauf wäre es fast soweit gewesen. Nüsken hatte die Top-Chance zum Doppelpack per Elfmeter, aber scheiterte an Pauline Peyraud-Magnin im französischen Tor. Zuvor hatte Selma Bacha Jule Brand gefoult, die stark spielte. Auch Bühl verpasste aus guter Position das mögliche 2:1.

Die Deutschen kämpften leidenschaftlich bis tief in die Schlussphase hinein und erzwangen die Verlängerung. In dieser Situation nahm Wück die extrem fleißige Hoffmann vom Platz – Schüller kam für ihr 79. Länderspiel. Und sie sah, wie Berger mit einer starken Flugparade einen Minge-Kopfball aufs eigene Tor gerade noch entschärfte. Melvin Malard drosch den Ball in der Nachspielzeit der Verlängerung an die Latte.

dpa