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Gefährlicher Gendefekt bei Samenspender mit fast 200 Kindern

Eine seltene Mutation im Sperma eines dänischen Spenders erhöht das Krebsrisiko erheblich. Reporter decken auf: Der Mann ist biologischer Vater von mindestens 197 Kindern in verschiedenen Ländern.

Berichten zufolge wurden Hunderte Kinder mit Hilfe von Sperma eines dänischen Samenspenders gezeugt, der Träger einer seltenen genetischen Mutation ist. (Symbolbild)
Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Berichten zufolge wurde das Sperma eines dänischen Samenspenders, bei dem eine gefährliche genetische Mutation festgestellt wurde, zur Zeugung von knapp 200 Kindern in Europa verwendet.

Dies ist das Resultat einer umfangreichen Recherche eines investigativen Reporternetzwerks der Europäischen Rundfunkunion (EBU), einem Verbund öffentlich-rechtlicher Sender.

Krebsrisiko erheblich erhöht

Gemäß den Recherchen, an denen unter anderem Reporter der Deutschen Welle und des ORF beteiligt waren, steigert der Gendefekt im Sperma des anonymen Spenders das Krebsrisiko erheblich. Berichten zufolge wurde der Defekt in 20 Prozent seiner Spermien nachgewiesen. Es wird angenommen, dass mindestens 197 Kinder mit dem Samen des Mannes gezeugt wurden. Es ist jedoch unbekannt, wie viele von ihnen von dem Gendefekt betroffen sind.

Bei Betroffenen des seltenen Defekts im Gen TP53 sind den Berichten zufolge wegen des dadurch ausgelösten Li-Fraumeni-Syndroms regelmäßige Krebsvorsorgeuntersuchungen dringend notwendig. Krebs kann bereits in der Kindheit auftreten. Laut den Recherchen ist das Problem mit dem Sperma des als Spender 7069 oder «Kjeld» bekannten Mannes seit 2023 bekannt. Dennoch seien noch immer nicht alle potenziell betroffenen Familien kontaktiert worden.

Spender selbst ist nicht erkrankt

Der Vorfall wirft Fragen über das lukrative Geschäft mit dem unerfüllten Kinderwunsch vieler Paare auf. Die European Sperm Bank in Kopenhagen, die die Spenden an Kinderwunschzentren in verschiedenen europäischen Ländern verkauft hat, äußerte ihr tiefes Mitgefühl für die Familien, Kinder und den Spender.

Es handelt sich um eine zuvor unbekannte Mutation, die nur in einem kleinen Teil der Spermien vorkommt, so die Mitteilung weiter. Der Spender selbst und seine Familie sind nicht erkrankt und eine Mutation dieser Art kann durch genetisches Screening vorsorglich nicht erkannt werden. Als der Gendefekt bestätigt wurde, wurde der Spender sofort gesperrt und Behörden sowie Kliniken informiert. Die Kliniken sind jedoch für die Information der Betroffenen verantwortlich.

Allein in Belgien wurden 53 Babys mit dem Sperma gezeugt

Besonders viele Fälle sind den Berichten zufolge aus Belgien bekannt, wohin auch Frauen aus Deutschland zur Behandlung reisten. Allein dort sollen 53 Kinder von 38 verschiedenen Müttern mit dem Sperma gezeugt worden sein, obwohl es in dem Land ein Limit von maximal sechs Familien gibt, die Sperma eines einzigen Spenders verwenden dürfen. Etliche der Frauen sollen aus anderen europäischen Ländern für die Behandlung nach Belgien gereist sein, darunter auch aus Deutschland.

Belgiens Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke forderte laut der Nachrichtenagentur Belga eine europäische Datenbank und internationale Beschränkungen für die Verwendung von Sperma eines einzelnen Samenspenders.

dpa