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Gegen Hitze: Athen reaktiviert römisches Aquädukt

Der römische Kaiser Hadrian war ein großer Philhellene und hinterließ den Griechen viele Bauwerke. Ein fast 2.000 Jahre altes Aquädukt soll nun wegen der Klimakrise wieder in Betrieb genommen werden.

Das Bauwerk verläuft zum größten Teil unterirdisch, ist gut erhalten und führt Wasser.
Foto: --/Archäologisches Amt West-Attikas (EFADA)/dpa

Im Juni 2024 war es in Athen unerträglich heiß. Tagsüber erreichten die Temperaturen weit über 40 Grad Celsius und nachts fiel das Thermometer nicht unter 30 Grad. Es handelte sich um den heißesten Juni seit Beginn der Aufzeichnungen. Eine Maßnahme zur Linderung soll in Zukunft die Reaktivierung des 2.000 Jahre alten, rund 23 Kilometer langen römischen Hadrianischen Aquädukts sein.

Der größte Teil des Bauwerks verläuft unterirdisch, ist gut erhalten und führt Wasser. Es gibt immer noch viele oberirdische Brunnen, an denen die Menschen früher Wasser holen konnten. Kaiser Hadrian (76 bis 138 n. Chr.) beauftragte den Bau des Aquädukts, der für viele beeindruckende Bauwerke in der Hauptstadt verantwortlich war und als großer Athen-Fan bekannt war. Das Aquädukt wurde kurz nach dem Tod des Kaisers fertiggestellt.

Unterstützung von der EU

Das Projekt zur Wiederbelebung des Aquädukts in der Athener Vorstadt Chalandri, an dem Fachleute der Athener Wasserwerke arbeiten, ist besonders weit fortgeschritten. Ein Bericht des Senders ERT zeigt den Fortschritt auch am Athener Olympiastadion. Das Aquädukt endet schließlich im Nobelstadtteil Kolonaki im Stadtzentrum.

Die Maßnahme wird vom Athener Kulturministerium und von der EU unterstützt. Das Projekt #WaterWiseEU ist dort angesiedelt, um angesichts der wachsenden Belastungen für die europäischen Wassersysteme für mehr Wasserschutz, Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit zu werben.

Bewässerung von Parks und Gärten

Das Wasser, das durch die Nutzung des Hadrianischen Aquädukts gewonnen werden soll, ist Nutzwasser. Die Bewohner können es zur Bewässerung von Gärten, Parks und Landwirtschaft nutzen und dadurch das kostbare Trinkwasser schonen. Es wird geschätzt, dass auf diese Weise jährlich bis zu 80.000 Kubikmeter Wasser allein in Chalandri eingespart werden könnten.

Umdenken notwendig

Dafür müssen etliche neue Leitungen verlegt werden, damit das Wasser vom Aquädukt zu den Menschen kommt – ein Mammutprojekt. Doch die Verantwortlichen planen ohnehin langfristig: Sie wollen nicht nur das Aquädukt und sein Wasser nutzen, sondern durch die Reaktivierung des archäologischen Bauwerks bei den Bewohnern des Großraums Athen auch ein Umdenken bewirken. «Letztlich wollen wir eine neue Kultur schaffen – mehr Grünflächen und weniger Verschwendung von Trinkwasser», sagt Giorgos Sachinis, Strategiechef der Athener Wasserwerke. 

Grünflächen gegen Hitze

Das Hadrianische Aquädukt bedient sich nicht nur dem Wasser vom Gebirge Parnitha, sondern sammelt vor allem auch Grundwasser entlang der Strecke. «Das ist wichtig, denn je mehr Wasser verbraucht wird, desto mehr kommt nach», erklärt Projektleiter Christos Giovanopoulos. Entlang des Verlaufs des Aquädukts, so der Plan, könnten sehr viel mehr Grünflächen entstehen, die sich positiv auf die Wärmeinsel Athen auswirken.

Bislang fließt das Wasser ins Meer

Dabei soll jede Gemeinde entlang des Aquädukts selbst entscheiden können, wie genau dieses in die Wasserversorgung eingebunden werden soll – auch, um die Menschen teilhaben zu lassen. «Es ist eine architektonische Errungenschaft seiner Zeit», sagt die Chefin der Wasserwerke, Katerina Dimitrou. «Und heute ist es obendrein eine praktische Antwort auf die Anforderungen, die sich durch Wasserknappheit ergeben.» Die Athener müssten sich darüber klar werden, dass Trinkwasser ein wertvolles Gut ist. Nicht zuletzt deshalb, weil das Wasser des Hadrianischen Aquädukt bislang ungenutzt ins Meer fließt.

dpa