Gerichtsvollzieher im Außendienst benötigen verbesserte Ausbildung, Schutzausrüstung und Privatsphärenschutz aufgrund steigender Gewaltvorfälle.
Deutscher Gerichtsvollzieher Bund fordert besseres Schutzkonzept

Nach der Tötung eines Gerichtsvollziehers im Saarland fordert der Deutsche Gerichtsvollzieher Bund ein besseres Schutz- und Sicherheitskonzept für Mitarbeiter im Außendienst. Als drei «Hauptanliegen» nennt der DGVB-Vorsitzende Matthias Boek im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur eine verbesserte Ausbildung, bessere Schutzausrüstungen wie etwa stich- und schusssichere Westen sowie einen höheren Schutz der Privatsphäre von Gerichtsvollziehern.
Diese seien im beruflichen Alltag größtenteils alleine unterwegs und daher besonders gefährdet. Immer wieder komme es zu Gewalt gegen Gerichtsvollzieher. «Verbale Angriffe sind eigentlich an der Tagesordnung. Das gehört mit zu unserem Alltag», sagt Boek. Dazu komme auch körperliche Gewalt: «Das fängt mit Spucken, Kratzen und Schubsen an» und könne dann auch weiter eskalieren. «Das heute ist natürlich ein außergewöhnlich trauriger und dramatischer Vorfall, aber Gewaltvorfälle erleben Gerichtsvollzieher eigentlich das ganze Jahr über», so der DGVB-Vorsitzende weiter.
In Bexbach im Saarland wurde am Dienstag ein Gerichtsvollzieher getötet. Der 58-Jährige soll nach aktuellem Ermittlungsstand «anlässlich einer Räumung im Wege der Zwangsvollstreckung» in einer Wohnung gewesen sein. Dort soll er mit einem Messer getötet worden sein. Der Beschuldigte wurde festgenommen.
Deeskalationstraining, Schutzwesten und Anonymität
Der Deutsche Gerichtsvollzieher Bund hat laut Boek konkrete Vorschläge, um die Lage für Mitarbeiter im Außendienst zu verbessern. «Wir als Verband fordern schon seit vielen Jahren eine bessere Ausbildung für unsere Kollegen», sagt Boek. Dazu gehöre auch ein Deeskalationstraining und das Lernen von Abwehrtechniken. Bisher sei dies aber «nur in sehr rudimentärem Umfang Bestandteil der Ausbildung», die in jedem Bundesland anders geregelt ist. Die Verwaltungen seien zwar in dem Bereich sensibler geworden, könnten aber «sicherlich noch effektiver sein».
Auch Schutzwesten hält Boek für sinnvoll. Bislang seien Gerichtsvollzieher meist in Zivil, also ohne Uniform unterwegs, auch zum Schutz der Schuldner vor Stigmatisierung. «In dem Moment, wo wir die Schutzwesten tragen, sind wir aber auch als Gerichtsvollzieher natürlich nach außen erkennbar. Und die Anonymität des Kunden, des Schuldners ist damit natürlich gegenüber seiner Nachbarschaft nicht mehr gewahrt.»
Boek wünscht sich jedoch auch mehr Anonymität für die Gerichtsvollzieher, deren Privatleben durch ihre Arbeit beeinträchtigt werden kann. „Es ist relativ einfach, eine Anfrage beim Melderegister zu stellen“, so dass Schuldner die Wohnanschrift eines Gerichtsvollziehers herausfinden könnten. Boek ist der Meinung, dass es für Mitarbeiter im Außendienst einfacher sein sollte, eine Meldesperre zu beantragen, um dies zu verhindern. Bisher waren die Bemühungen seines Verbandes beim Bundesinnenministerium in dieser Hinsicht jedoch nicht erfolgreich.








