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Gläubiger fordern 27 Millionen Euro von Schuhbecks Firmen

Im Prozess gegen Alfons Schuhbeck hat der Insolvenzverwalter seiner Firmen das Wort – und gibt Einblick in einen Abgrund.

Schuhbecks Firmen schulden Gläubigern nach Angaben des Insolvenzverwalters 27 Millionen Euro.
Foto: Peter Kneffel/dpa

Die Unternehmen von Alfons Schuhbeck haben laut Insolvenzverwalter Max Liebig einen enormen Schuldenberg hinterlassen. Gläubiger fordern derzeit rund 27 Millionen Euro, wie Liebig vor dem Landgericht München I erklärte. Diese Summe könnte sich jedoch im Laufe des Verfahrens noch ändern.

Er geht davon aus, dass nur ein Bruchteil der geforderten Summe zurückgezahlt werden kann. Liebig sprach von einer Quote im niedrigen zweistelligen Bereich. Wie viele Gläubiger es sind, kann er derzeit nicht sagen, es könnten auch noch weitere dazukommen.

Bei der Eröffnung der Insolvenzverfahren wegen «Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung» im Jahr 2021 habe er keine nennenswerte Buchhaltung für die Firmen vorgefunden. Das, was vorgefunden worden sei, sei «nahezu wertlos» gewesen, «weil die Verbuchungen oftmals fehlerhaft waren», sagte Liebig. 

Jahrelang habe es beispielsweise keinerlei Jahresabschlüsse gegeben. Die meisten Firmen seien bereits seit 2015 zahlungsunfähig gewesen. Und die Firmen seien untereinander verflochten gewesen; es habe «keine saubere Trennung der einzelnen Unternehmen» gegeben. Von Firmen, deren Konten nicht gepfändet worden seien, sei immer wieder Geld an andere Firmen überwiesen worden, um dort die drängendsten finanziellen Löcher zu stopfen. 

«Wert gab es nur durch die Marke Alfons Schuhbeck»

Voraussichtlich Ende des Jahres solle das Insolvenzverfahren abgeschlossen werden, sagte Liebig. Drei Firmen – Schuhbecks Gewürze, die Südtiroler Stuben und der Partyservice – wurden seinen Angaben zufolge verkauft, der Rest nicht. Und für den sei auch keine nennenswerte Insolvenzmasse vorhanden. «Einen echten Wert hatten die Unternehmen im Insolvenzverfahren dann nicht mehr», sagte Liebig. «Einen echten Wert gab es nur durch die Marke Alfons Schuhbeck.»

Denn im Zentrum aller Unternehmen habe in erster Linie diese Marke gestanden: «Das Interessante und Spannende war natürlich der Name und die Aura, die da drumherum gebaut wurde.» 

Star-Koch Schuhbeck muss sich unter anderem wegen Insolvenzverschleppung und Betrugs mit Corona-Hilfen vor Gericht verantworten. Die Tatvorwürfe hat er größtenteils zugegeben und erklärt, dass ihm alles über den Kopf gewachsen sei.

Geständnis ist Teil eines Deals

Schuhbeck hat zu Beginn des Prozesses ein Geständnis abgelegt, das Teil eines Deals zwischen allen Beteiligten ist. Er rechnet nun – sofern sich im Prozess nichts Gegenteiliges ergibt – mit einer Gesamtstrafe von mindestens vier Jahren bis höchstens vier Jahren und acht Monaten.

In diese Gesamtstrafe sind jedoch bereits die drei Jahre und zwei Monate einbezogen, für die das Landgericht München I Schuhbeck bereits im Jahr 2022 wegen Steuerhinterziehung verurteilt hatte. Eine solche nachträgliche Bildung einer Gesamtstrafe ist gesetzlich vorgesehen, wenn die Taten zeitlich so nahe beieinander liegen, dass sie auch bereits im ersten Prozess hätten angeklagt werden können.

Verfahren zu einzelnen Taten eingestellt 

Außerdem beschloss das Gericht auf Antrag der Staatsanwaltschaft, den Prozess zu verschlanken und die Verfahren zu einzelnen Taten, die im Prozess noch genauer hätten überprüft werden müssen, einzustellen – «auch weil wir es ihm hoch anrechnen, dass er sich trotz seines Gesundheitszustandes diesem Verfahren stellt», wie die Staatsanwältin in ihrem Antrag gesagt hatte. 

Laut seinen Anwälten leidet Schuhbeck an unheilbarem Krebs und wird außerhalb des Gefängnisses behandelt. Die derzeitige Haftstrafe wird aus gesundheitlichen Gründen bis Mitte September ausgesetzt.

Urteil könnte am 14. Juli fallen

Der Prozess wird am 14. Juli fortgesetzt. An diesem Tag könnten die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung gehalten werden und das Urteil gegen den ehemaligen Sternekoch könnte gefällt werden.

dpa