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Grenzkrieg in Südostasien: Thailand und Kambodscha in Kriegsszenario

Aus einem jahrzehntelangen Grenzstreit ist der bislang schwerste militärische Konflikt zwischen Thailand und Kambodscha seit Jahrzehnten geworden. Kämpfe, F‑16-Bombardements, massive Vertreibungen – und globale Alarmstufe Rot. Erfahre, wie der Streit begann, worum es wirklich geht und wie die Welt reagiert.

Foto: Depositphotos

Ein jahrzehntealter Streit explodiert

Der Ursprung des aktuellen Konflikts liegt weit zurück: Seit den 1950er-Jahren streiten Thailand und Kambodscha über Grenzverläufe rund um den Tempel Preah Vihear, ein kulturelles Juwel in der Region. Obwohl der Internationale Gerichtshof den Tempel 1962 offiziell Kambodscha zusprach, blieb das umliegende Gebiet ein ständiger Zankapfel. Immer wieder kam es zu diplomatischen Spannungen – mal schwelend, mal offen aggressiv.

Die Eskalation im Sommer 2025

Ende Mai 2025 erreichte die Situation einen neuen Höhepunkt. Ein Schusswechsel bei einem Grenzposten eskalierte. Als Anfang Juni ein abgehörtes Telefonat zwischen Thailands Premierministerin Paetongtarn Shinawatra und dem kambodschanischen Ex-Premier Hun Sen an die Öffentlichkeit gelangte, wurde die Lage politisch hochexplosiv. In Bangkok kam es zu Massenprotesten, Oppositionsparteien forderten Neuwahlen.

Nur wenige Wochen später, ab dem 23. Juli, begannen massive Kampfhandlungen entlang mehrerer Grenzabschnitte. Thailand setzte erstmals seit Jahrzehnten wieder F-16-Kampfjets ein, Kambodscha antwortete mit Raketenartillerie. Ziele waren sowohl militärische Stellungen als auch zivile Einrichtungen.

Hunderte Verletzte – Zehntausende auf der Flucht

Die Bilanz ist erschütternd: Mindestens 16 Todesopfer, darunter mehrere Kinder und Zivilisten. Mehr als 120.000 Menschen mussten ihre Dörfer verlassen. Hilfsorganisationen sprechen bereits von einer humanitären Katastrophe. Besonders betroffen ist die thailändische Provinz Surin, in der zahlreiche Granateinschläge Wohnhäuser und Infrastruktur zerstörten. In Kambodscha wurden wiederum Grenzstationen und militärische Depots schwer beschädigt.

Schuldzuweisungen und diplomatische Eiszeit

Beide Seiten geben sich gegenseitig die Schuld. Während Thailand behauptet, kambodschanische Truppen hätten zuerst das Feuer eröffnet, spricht Kambodscha von „brutaler thailändischer Aggression“ – und wirft dem Nachbarn sogar den Einsatz von international geächteter Streumunition vor. Ein von Malaysia vermittelter Vorschlag für einen Waffenstillstand wurde bislang nur von Kambodscha akzeptiert. Thailand lehnt jede Einmischung von außen ab.

Politische Hintergründe und Machtspiele

Hinter der militärischen Auseinandersetzung steckt ein vielschichtiges politisches Ränkespiel. In Thailand kämpft Premierministerin Shinawatra mit sinkender Zustimmung und interner Kritik. In Kambodscha hingegen versucht Premierminister Hun Manet, Sohn von Langzeitherrscher Hun Sen, seine Machtbasis zu festigen. Der Konflikt dient beiden Regierungen auch zur Ablenkung von innenpolitischen Problemen wie Inflation, Korruption und wirtschaftlicher Stagnation.

Die internationale Gemeinschaft schlägt Alarm

Die USA, China, Frankreich und mehrere ASEAN-Staaten zeigten sich alarmiert. Der UN-Sicherheitsrat wurde kurzfristig einberufen, mehrere Staaten fordern eine sofortige Feuerpause. Auch der Internationale Strafgerichtshof beobachtet die Vorwürfe des Streubomben-Einsatzes mit Sorge. Bisher blieb eine globale Vermittlung jedoch ohne durchschlagenden Erfolg.

Die Lage bleibt brandgefährlich

Die Situation an der thailändisch-kambodschanischen Grenze ist labil. Beobachter warnen, dass eine weitere Eskalation zu einem Flächenbrand in Südostasien führen könnte – mit unkalkulierbaren geopolitischen Folgen. Ob die Konfliktparteien zur Vernunft zurückfinden, bleibt fraglich. Klar ist nur: Der Weg zurück an den Verhandlungstisch ist länger denn je.

TS