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Großbrand am Brocken – Verdacht auf Brandstiftung

Unermüdlich haben Einsatzkräfte am Wochenende aus der Luft und am Boden den Großbrand am Brocken bekämpft. Nachdem dieser weitgehend unter Kontrolle ist, rückt die Ursachenermittlung in den Blick.

Brandstiftung ist laut Experten nicht ausgeschlossen.
Foto: Swen Pförtner/dpa

Am Brocken stiegen lange Rauchschwaden auf, während Feuerwehren, Flugzeuge und Hubschrauber bei Sommerhitze ununterbrochen im Einsatz waren. Am höchsten Berg des Harzes kämpften Einsatzkräfte am Boden und in der Luft das gesamte Wochenende über gegen einen großen Waldbrand. Nachdem eine Ausbreitung des Feuers mittlerweile verhindert werden konnte, liegt der Fokus nun darauf, wie es zu dem Brand kam und welche Rolle das Totholz bei der Brandbekämpfung spielt.

Der Harzer Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse hält es für möglich, dass das Feuer absichtlich gelegt wurde. «Brandstiftung ist nicht ausgeschlossen», sagte Lohse der Deutschen Presse-Agentur. Er wies darauf hin, dass das Feuer am Freitag gleichzeitig an mehreren Stellen ausgebrochen war. Die Brandherde hatten sich später zu einer größeren Feuerfront vereinigt.

Laut Anfrage hat die Polizei bestätigt, dass ein Brandermittlungsverfahren eingeleitet wurde. Genauere Angaben zur Brandursache können jedoch erst gemacht werden, nachdem der Brandort untersucht wurde.

Hoffen auf Regen

Am Wochenende war rund um den Gipfel immer wieder das Dröhnen der Löschhubschrauber zu hören, die nacheinander Wasser über den Flammen abwarfen. Auch Löschflugzeuge waren regelmäßig im Einsatz. Schließlich gelang es den Einsatzkräften am Samstagabend, eine Ausbreitung des Feuers zu verhindern.

In der Nacht zu Sonntag wurden die Arbeiten unterbrochen, es gab jedoch Patrouillenfahrten. Das Ziel sei, den Brand am Sonntag so weit zu löschen, dass nur noch Nachlöscharbeiten notwendig seien, sagte Lohse.

Vor Ort hofften die Einsatzkräfte auf Regen am Sonntagabend. Doch es blieben Zweifel. Oft regne es sich im Westharz ab, sagte der Leiter des Krisenstabes, Immo Kramer, der dpa. «Im Ostharz bleibt oft nicht mehr so viel übrig.»

Anwohner und Gastronomen helfen bei Versorgung

Die Flugzeuge und Hubschrauber sollen bis Sonntagabend weiterhin im Einsatz bleiben. «Bis Sonnenuntergang wird weitergeflogen», sagte Kramer. Am Montag könnten dann hauptsächlich Einsatzkräfte am Boden im Brandgebiet nach Glutnestern suchen.

Kramer bedankte sich bei der Bevölkerung und den Gastronomen, die die Einsatzkräfte mit Kuchen und anderen Lebensmitteln versorgt haben. Die Anteilnahme ist groß, sagte Kramer. Die Feuerwehrleute arbeiten in Schichten und sind dankbar für die Unterstützung.

Vor zwei Jahren wurde der Katastrophenfall im Landkreis aufgrund eines Brandes am Brocken ausgerufen. Zu dieser Zeit war es genau derselbe Ort wie jetzt.

Debatte um Kosten für Löschflugzeuge

Der Krisenstabsleiter forderte mehr Engagement von EU, Bund und Ländern bei der Anschaffung von Löschflugzeugen in den nächsten Jahren. «Solche Brände werden auch andere Regionen in Deutschland treffen», sagte er. Darauf müsse man sich vorbereiten, die Refinanzierung der Kosten könnten die Kommunen nicht dauerhaft allein stemmen.

Die Diskussionen über das Totholz setzen sich fort. Laut Brandexperten ist dies einer der Gründe für die erhöhte Brandgefahr und die erschwerte Brandbekämpfung. Die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes warnte erneut vor leichtfertigem Umgang mit Totholz in den Wäldern. Der Verband forderte ein sinnvolles Flächenmanagement im Waldbau. Dies beginnt mit einer vernünftigen Kartierung, aber auch die Bewirtschaftung und das Management des Totholzes müssen verbessert werden, so hieß es.

Kramer sagte, dass stehendes Totholz wie Feuerfackeln sei. Wenn es mit trockenem Gras kombiniert wird, entstehen weite Funkenflüge, wodurch immer wieder neue Glutnester entstehen können.

500 Menschen in Sicherheit gebracht

Am Königsberg, einer Nebenkuppe des Brocken, brach das Feuer am Freitag aus und erstreckte sich über eine Strecke von etwa 1.000 Metern. Derzeit ist das Gebiet für Touristen gesperrt.

Am Freitagnachmittag wurden etwa 500 Personen mit Bussen vom Brocken in Sicherheit gebracht. Es handelte sich laut dem Landkreis Harz um Wanderer und Sportler. Der Weg zum Brocken zählt zu den am häufigsten begangenen Wanderwegen im Nationalpark Harz.

Es gab nicht nur einen Brand, der am Wochenende in Sachsen-Anhalt wütete: In Oranienbaum im Osten des Landes war eine Fläche von 50 bis 55 Hektar betroffen. Insgesamt waren etwa 280 Einsatzkräfte vor Ort, auch Löschhubschrauber unterstützten die Arbeiten. Der Waldbrand brach am Freitag in der Nähe der Bundesstraße 107, eines Wohngebietes und in der Nähe einer munitionsbelasteten Fläche aus.

dpa