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Manhunt in Australien: Bewaffneter Gewalttäter auf der Flucht

Spezialeinsatzkräfte durchkämmen die Wildnis nach dem mutmaßlichen Täter, der Polizisten erschoss und sich versteckt hält.

Neben Rettungshubschraubern setzen die Fahnder auch Drohnen und Hundestaffeln ein.
Foto: Simon Dallinger/AAP/AP/dpa

Im Süden Australiens läuft seit Tagen eine Großfahndung nach einem mutmaßlich schwer bewaffneten Gewalttäter, der mehrere Polizisten erschossen und danach die Flucht ergriffen hat. Die Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass sich der Schütze in der Wildnis versteckt hält und den selbst ernannten «Sovereign Citizens» angehört – einer ideologischen Strömung, die mit den deutschen «Reichsbürgern» vergleichbar ist. Spezialeinsatzkräfte der Polizei durchkämmen weiterhin das Umland eines abgelegenen Landguts im Bundesstaat Victoria, wo vor einer Woche die tödlichen Schüsse fielen.

«Dieser Typ ist gemeingefährlich»

Ursprünglich planten zehn Beamte der örtlichen Polizei am Dienstagvormittag die Vollstreckung eines Haftbefehls gegen den 56-jährigen Desmond Filby, der wegen Sexualdelikten gesucht wurde. Als sie ihn etwa 300 Kilometer nordöstlich von Melbourne auf einem Grundstück in der Nähe von Porepunkah aufsuchten, eröffnete er plötzlich das Feuer. Bei dem Schusswechsel wurden zwei Polizisten getötet und ein dritter schwer verletzt. Filby, auch bekannt als Freeman, flüchtete mit mehreren Schusswaffen in das Dickicht des angrenzenden Waldes. Seitdem ist er verschwunden – und die gesamte Region in Angst.

«Dieser Typ ist gemeingefährlich», warnte Australiens Premierminister Anthony Albanese im öffentlichen Rundfunk. «Er ist auf der Flucht und wir wollen, dass er gefasst wird.» Polizeichef Mike Bush sprach von einem «sehr gefährlichen» Mann, der die Beamten «kaltblütig ermordet» habe. Anwohner sollten Zuhause bleiben und extrem vorsichtig sein, Autofahrer niemanden mitnehmen oder die Gegend am besten gleich weiträumig umfahren.

Ein Alpendorf im Ausnahmezustand

In der kleinen Gemeinde Porepunkah am Fuße der Australischen Alpen herrscht seit der Bluttat Ausnahmezustand. Überall sind Streifenwagen und gepanzerte Fahrzeuge zu sehen, am Himmel kreisen Polizeihubschrauber und Drohnen, mehr als 450 Polizisten sind im Dauereinsatz. Mit ihrer martialischen Ausrüstung, den Schutzwesten und Sturmgewehren, sehen manche von ihnen eher aus wie Soldaten in einem Kriegsfilm.

Mehrere Hunde-Einheiten sind auf der Suche nach dem momentan wohl meistgesuchten Mann Australiens, dessen Gesicht mittlerweile landesweit bekannt ist. Doch aus den Angaben der Behörden ergibt sich das Bild eines robusten Eigenbrötlers, der genau weiß, wie man in der Natur überleben und sich in dicht bewaldeten Berghängen verstecken kann. In dem Gebiet gibt es zahlreiche Höhlen und stillgelegte Minen, die ihm bei winterlicher Witterung und Schneefall als Unterschlupf dienen könnten.

Tiefsitzender Hass auf die Staatsgewalt

Dass sich Filby alias Freeman schon lange vor der Tat aufs Land zurückgezogen hat, dürfte kein Zufall sein. Als «Sovereign Citizen» glaubt er, keinen staatlichen Gesetzen zu unterliegen – und Hunderte Kilometer entfernt von der nächsten Großstadt kann man sich den Strafverfolgern leichter entziehen. Sein Hass auf die Staatsgewalt ist gut dokumentiert: In Medienberichten und Gerichtsdokumenten wird er als vorbestrafter Waffennarr beschrieben, der mit pseudo-juristischen Argumenten gegen den Rechtsstaat aufbegehrt, Polizisten als «neue Gestapo» und «Nazi-Handlanger» beschimpft.

Es sind radikale Verschwörungserzählungen wie diese, die das australische Pendant der «Reichsbürger» so gefährlich machen. Zwar kann niemand verlässlich sagen, wie viele Anhänger die Bewegung auf dem riesigen Kontinent hat. Aber der Inlandsgeheimdienst warnt schon seit langem vor dem Erstarken rechtsextremer Gruppen, denen auch die «sovereign citizens» zugerechnet werden. «Es ist ein echter Grund zur Besorgnis», sagt Regierungschef Albanese. «Diese Bedrohung ist sehr real und wir müssen sehr wachsam sein.»

Filbys Ehefrau, die drei Kinder mit ihm hat und nach der Tat von der Polizei verhört wurde, hält nach eigenen Angaben nichts von Verschwörungserzählungen. In einer schriftlichen Stellungnahme sprach sie den Angehörigen der getöteten Polizisten ihr Beileid aus und äußerte sich «zutiefst bestürzt» über die Tat ihres Mannes. Zum Schluss richtete sie einen Appell an ihn, sich endlich zu stellen – damit nicht noch mehr Blut vergossen wird.

dpa