Das Schicksal der in Istanbul verstorbenen Hamburger Familie hat viele Menschen berührt und schockiert. Die Angehörigen sind voller Schmerz – und Wut auf die Verantwortlichen.
Großvater nach Tod von Hamburger Familie: «Schmerz ist groß»

Der Vater des in Istanbul gestorbenen Hamburgers fordert eine lückenlose Aufklärung des Todes seines Sohnes, seiner Schwiegertochter und der beiden Kinder. Er werde so lange kämpfen wie er kann, «ob mein Leben ausreicht oder nicht», sagte Yilmaz Böcek der dpa.
Der Vater, die Mutter, der fünf Jahre alte Sohn und die drei Jahre alte Tochter reisten am 9. November nach Istanbul und wurden am 12. November erstmals in einem Krankenhaus mit Verdacht auf Lebensmittelvergiftung behandelt. Alle vier sind später verstorben. Die Behörden gehen mittlerweile von einer chemischen Vergiftung im Hotel der Familie aus. Gemäß der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu wurde dort am 11. November ein Zimmer aufgrund von Schädlingsbefall behandelt.
Ärzte konnte die Familie nicht mehr retten
Der Hamburger Böcek erklärte, dass sein Enkel heute Geburtstag gefeiert hätte und sechs Jahre alt geworden wäre. Er befindet sich immer noch in der Provinz Afyonkarahisar, wo die Familie beigesetzt wurde. Türkische Medien hatten zuvor das Alter des Jungen mit sechs Jahren angegeben.
Er sei am 13. November von Hamburg in die Türkei geflogen, erklärte der 58-jährige Böcek. Da habe die Familie bereits um ihr Leben gekämpft. Am selben Tag noch starben beide Enkelkinder, einen Tag später seine Schwiegertochter. Sein Sohn lag im künstlichen Koma, sagte er. Irgendwann hätten die Ärzte ihm gesagt, dass die Organe seines Sohnes versagt hätten und sie nichts mehr für ihn tun könnten. Sein Sohn sei «wie eine Kerze, die man anzündet, vor meinen Augen geschmolzen. Das war das Allertraurigste.» Sein Sohn starb am 17. November.
Überwachungsbilder zeigen in Hotel eingeschlossene Familie
Acht Verdächtige, darunter Lebensmittelverkäufer und der Schädlingsbekämpfer, der im Hotel gearbeitet haben soll, wurden mittlerweile festgenommen. Laut Anadolu gab der Schädlingsbekämpfer in seiner Aussage an, dass er keine spezielle Zertifizierung für die Verwendung der Chemikalien habe. Ein Kollege habe ihm gesagt, dass dies nicht erforderlich sei.
Auch die von türkischen Medien verbreiteten Überwachungsbilder sorgen für Empörung in der Türkei. Es ist zu sehen, wie die Familie nachts im Hotel eingeschlossen ist, während ein Rettungswagen vor der Tür auf sie wartet. Die Aufnahmen zeigen, wie ein Mann versucht, die verschlossene Tür der Lobby zu öffnen und dabei eines seiner Kinder im Arm hält. Er versucht auch, die Tür einzuschlagen. Anadolu berichtete, der Rezeptionist habe das Gebäude abgeschlossen, um Essen zu holen.
Die Verantwortlichen wolle er hinter Gitter sehen, auch wenn das seinen Schmerz nicht lindere, sagte Böcek der dpa. Sie kämen irgendwann wieder frei, seine Familie aber sei für immer fort. Um sich selbst zu schützen, verzichte er darauf, jegliche Medien zu konsumieren, weil die Berichte über seine Familie überall seien. «Der Schmerz ist groß, aber als Familienvater muss ich geradestehen und stark sein, egal was kommt.»








