Wie konnte es passieren, dass Polizisten einen Soldaten bei einer Übung anschießen? Bayerns Innenminister nennt neue Details – die auch für die Staatsanwaltschaft eine Rolle spielen dürften.
Herrmann: Schuss auf Soldat war Reaktion auf Platzpatronen

Laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann waren die Schüsse auf Bundeswehrsoldaten bei einer Übung in Erding eine Reaktion der Polizei auf Feuer mit Platzpatronen. Nach dem Notruf einer Anwohnerin wegen der Sichtung eines bewaffneten Mannes gaben die Beamten zunächst Warnschüsse ab und forderten die Männer in Tarnkleidung auf, ihre Waffen niederzulegen. Dies wurde im Innenausschuss des bayerischen Landtags berichtet. Die Soldaten reagierten darauf zunächst auch.
«Nach dem aktuellen Stand der Untersuchung eröffnete dann aber eine der Personen das Feuer mit Manövermunition, also sogenannten Platzpatronen», sagte Herrmann. «Hierauf kam es dann zur Schussabgabe durch Polizeibeamte mit den bekannten Folgen.» Ein Teil der Soldaten vor Ort sei wohl davon ausgegangen, «dass sie sich in einem Übungsszenario befinden».
Schuss traf Soldat im Gesicht
Am 22. Oktober wurde ein Bundeswehr-Soldat bei einem Schusswechsel durch eine Kugel aus einer Polizeiwaffe im Gesicht getroffen und leicht verletzt. Die Bundeswehr hatte der Polizei zuvor nicht mitgeteilt, dass bewaffnete Soldaten bereits vor Ort sein könnten. Die Polizei ging davon aus, dass die Übung in der Region erst am nächsten Tag beginnen würde. Die Übung in Bayern wurde nach dem Vorfall kurzzeitig unterbrochen und erstreckte sich über mehrere Tage.
Die Anwälte des Soldaten stellten im Nachgang Strafanzeige gegen drei beteiligte Polizisten, die Staatsanwaltschaft Landshut geht unter anderem dem Vorwurf des versuchten Totschlags nach. In einer Mitteilung schrieben die Juristen, es gebe Hinweise, dass die Soldaten zum Zeitpunkt der Polizeischüsse «als solche erkennbar waren und sich Teile bereits ergaben oder am Boden befanden, als weiter geschossen wurde».
Herrmann: Polizisten gingen von «Echtlage» aus
Herrmann sagte im Innenausschuss, die Polizei wisse aus Erfahrung, «dass auch Täter von Gewaltstraftaten Tarnkleidung und Langwaffen nutzen». Die Beamten seien deshalb «zunächst von einer Echtlage» ausgegangen.
Was genau am 22. Oktober in Erding passiert sei, ermittelten aber weiter Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt, sagte Herrmann. «Wir müssen die richtigen Schlüsse aus dem Vorfall ziehen. Die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Polizei sowie den übrigen bayerischen Behörden muss noch enger werden.»








