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Hitzewelle heizt Deutschland bis auf 40 Grad auf

Mit Temperaturen von örtlich bis zu 40 Grad steht Deutschland der heißeste Tag des bisherigen Jahres bevor. Auch Unwetter sind wieder in Sicht. Worauf sollte man bei dieser Hitze achten?

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Am Mittwoch wird in Deutschland der Höhepunkt der aktuellen Hitzewelle erreicht.
Foto: Matthias Bein/dpa

Deutschland steht vor dem heißesten Tag des bisherigen Jahres mit Temperaturen von örtlich bis zu 40 Grad. Es wird teilweise sogar vor extremer Hitze gewarnt, aber auch mit Unwettern müssen die Menschen rechnen. Erst am Dienstag hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach eigenen Angaben die bisher höchste Temperatur dieses Jahres gemessen: 37,8 Grad wurden im bayerischen Kitzingen registriert, wie ein DWD-Sprecher auf Grundlage vorläufiger Messungen am Abend sagte.

Gibt es am Mittwoch einen neuen Hitzerekord?

Im Großteil des Landes werden am Mittwoch 34 bis 38 Grad erwartet, noch etwas heißer dürfte es im Süden werden. Auch der bisherige Jahreshöchstwert aus Kitzingen könnte dann geknackt werden, sagte ein DWD-Sprecher am Abend. Es werde voraussichtlich noch eine Spur heißer. «Dann wird der Höhepunkt erreicht, und es kann durchaus sein, dass wir lokal an die 40 Grad rankommen.»

Der Allzeit-Hitzerekord für Deutschland wurde am 25. Juli 2019 gemessen und lag bei 41,2 Grad an den DWD-Wetterstationen Tönisvorst und Duisburg-Baerl (beides Nordrhein-Westfalen). Die Prognosen deuteten aber nicht darauf hin, dass der Allzeit-Hitzerekord am Mittwoch geknackt werde, sagte der DWD-Sprecher. «Davon gehen wir aktuell nicht aus.»

Drohen wieder Unwetter?

Bereits am Mittag sind im Süden erste, teilweise sogar heftige Gewitter angekündigt. Unwetter sind dort möglich. Im Laufe des Nachmittags ziehen dann im Nordwesten und in Teilen des Nordens häufiger Gewitter mit Sturmböen auf. Auch Starkregen, Hagel und Orkanböen sind vereinzelt zu erwarten. Am Donnerstag wird es dann etwas entspannter. In der Mitte und im Nordosten wird es weiterhin Niederschläge geben, die am Nachmittag bis in den Südosten ziehen. Lokal wird vor allem durch Starkregen vor Unwetter gewarnt.

Wie geht es in Richtung Wochenende weiter?

Nach dem Höhepunkt am Mittwoch sinken die Temperaturen langsam wieder. Am Donnerstag werden im Südosten noch 29 bis 36 Grad erreicht. Im Nordwesten bleibt es mit 20 bis 25 Grad schon deutlich kühler. Am Freitag werden meist 24 bis 27 Grad erwartet, nur im Südwesten soll die 30-Grad-Marke noch erreicht werden. Zum Wochenende hin wird es nicht kälter: Am Samstag werden sogar etwas höhere Werte von 25 bis 30 Grad erwartet.

Wie hoch ist die Waldbrandgefahr?

Im Vergleich zum Vortag steigt das Risiko für Waldbrände am Mittwoch erneut an. Der DWD gibt für viele Regionen in der Südosthälfte die höchste Gefahrenstufe an. Dies betrifft hauptsächlich Brandenburg und Bayern, aber auch Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Auch im übrigen Land besteht fast überall eine hohe Waldbrandgefahr. Am Donnerstag soll das Risiko dann deutlich sinken.

Die Waldbrandgefahr wird immer mit Trockenheit in Verbindung gebracht. Eine Hitzewelle kann jedoch durch heiße und trockene Winde dazu führen, dass Brände innerhalb kurzer Zeit intensiver und größer werden und schwieriger zu bekämpfen sind. Zusätzlich trocknet die Vegetation bei Hitze schneller aus und die Bodenfeuchte geht schneller verloren.

Wer ist bei Hitze besonders gefährdet?

Das Herz-Kreislauf-System wird bei Hitze stark beansprucht. Personen mit chronischen Vorerkrankungen in diesem Bereich sollten daher besonders vorsichtig sein. Mit zunehmendem Alter verlangsamt sich die Regulation der Körpertemperatur, und es gibt weniger Schweißdrüsen – die körpereigene Klimaanlage funktioniert also schlechter. Auch bei Babys und Kleinkindern besteht ein Risiko für Flüssigkeitsmangel und geringere Schweißproduktion.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) sind ältere Menschen überproportional von hitzebedingten Todesfällen betroffen. Sie haben eine verminderte Temperaturregulation und spüren Durst nicht so stark. Hitze kann außerdem zu Wechselwirkungen von Medikamenten führen, zudem leiden diese Personen häufiger an Vorerkrankungen und haben eingeschränkte Mobilität sowie kognitive Beeinträchtigungen.

Im Zeitraum von 2023 und 2024 sind laut Schätzungen des Umweltbundesamts und des Robert Koch-Instituts voraussichtlich jeweils rund 3.000 Menschen aufgrund von Hitze gestorben – insbesondere Personen über 75 Jahren mit Vorerkrankungen wie Demenz, Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen.

Wie steht es um Schülerinnen und Schüler?

Mit Blick auf junge Menschen fordert der Lehrerverband auch mehr Engagement für Hitze-Maßnahmen an Schulen, wie Außenjalousien und Lüftungsanlagen. Die meisten Schulgebäude seien schlecht gegen die Hitze gerüstet, sagte der Präsident des Lehrerverbandes, Stefan Düll, der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten» (Mittwoch). «Momentan bleiben den Schulleitungen oft nur die Notoptionen: kürzere Schulstunden und den Nachmittagsunterricht ausfallen lassen.»

Worauf sollte man beim Schwimmen achten?

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) warnt davor, aufgrund der aktuellen Hitze in Deutschland unmittelbar ins Meer oder in den Badesee zu springen, ohne sich zuvor abzukühlen. Andernfalls könnte es lebensgefährlich sein. Der plötzliche Sprung mit einem aufgeheizten Körper ins kalte Wasser könnte zu einem lebensbedrohlichen Kälteschock und Kreislaufversagen führen. Dies betrifft nicht nur ältere Menschen, sondern auch jüngere und gesunde Personen.

Zudem sei es wichtig, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, sich nicht zu lange der Sonne auszusetzen und auf Alkohol und andere Drogen beim Baden zu verzichten, sagte DLRG-Präsidentin Ute Vogt der «Neuen Osnabrücker Zeitung». «Wir können nicht jeden Quadratmeter See, jeden Meter Flusslauf und jeden Kilometer unserer Küsten überwachen», so Vogt.

Wie sieht es in anderen europäischen Ländern aus?

Die Hitze hat Frankreich derzeit in einen Ausnahmezustand versetzt. Am Dienstag hat der Wetterdienst Météo France für große Teile des Landes Warnstufen ausgerufen. Auch in Italien hat das Gesundheitsministerium für mehrere Städte die höchste Hitzewarnstufe ausgerufen – darunter Rom, Mailand, Bologna und Florenz.

In den letzten Tagen wurden in Spanien mehrere Hitzerekorde gebrochen. „Am Samstag wurde in der südspanischen Stadt El Granado an der Grenze zu Portugal mit 46 Grad ein neuer nationaler Hitzerekord für einen Juni-Tag verzeichnet.“ In Barcelona am Mittelmeer wurde am Montag ein lokaler Temperaturrekord von 37,6 Grad für einen Tag im Juni erreicht. Auch in Kärnten, Österreich, wurden mit 38 Grad neue regionale Temperaturrekorde aufgestellt.

dpa