Nach dem Absturz eines Hubschraubers mit Bundeswehrangehörigen ist das Fluggerät zwar geborgen. Doch noch immer sind die entscheidenden Fragen offen.
Hubschrauberwrack geborgen – Weiter Suche nach Vermisstem
Der Hubschrauberabsturz während eines Übungsflugs der Bundeswehr in Sachsen bleibt weiterhin ein Rätsel. Auch am dritten Tag nach dem Unglück suchten am Donnerstag etwa 200 Personen nach einem vermissten Besatzungsmitglied, wie die Luftwaffe mitteilte. Das Wrack des Helikopters wurde zwar aus dem Fluss Mulde bei Grimma geborgen. Es gibt weiterhin keine offiziellen Informationen zur Absturzursache.
Die Maschine war am Dienstagvormittag nach einer Tiefflugübung im Ortsteil Bahren in den Fluss gestürzt. Zwei Bundeswehrangehörige wurden danach tot geborgen, ein drittes Besatzungsmitglied wurde vermisst. Wie die «Leipziger Volkszeitung» berichtete, durchkämmten Feuerwehrleute ein erweitertes Suchgebiet in der Hoffnung, die vermisste Person flussabwärts zu finden. Der militärische Sicherheitsbereich sei inzwischen aufgehoben, dort habe nun die Polizei einen Sperrbezirk eingerichtet.
Militärs untersuchen Unfallursache
Ein Sprecher der Luftwaffe teilte am Donnerstagnachmittag auf dpa-Anfrage mit, ein Zugang zur Absturzstelle sei weiter nicht möglich: «Momentan laufen sowohl die Bergungsarbeiten nach den Wrackteilen als auch die Suche nach der immer noch vermissten dritten Person. Bis wann diese Arbeiten andauern werden, ist derzeit nicht absehbar.»
Die offizielle Untersuchung der Ursache des Unglücks wird vom General Flugsicherheit in der Bundeswehr durchgeführt – das militärische Pendant zur zivilen Flugunfalluntersuchung. Laut dem Bundesverteidigungsministerium werden bei einer solchen Untersuchung alle möglichen Kategorien überprüft, wie beispielsweise Bauwerke in der Nähe, die Technik des Geräts oder menschliches Verhalten.
An der Stelle wurde schon häufiger geflogen
Der Luftwaffensprecher erklärte, an Spekulationen werde man sich nicht beteiligen, sondern den Abschluss der Untersuchung abwarten. Er fügte hinzu: «Der Bereich der Absturzstelle ist ein ausgewiesener Flugbereich für Hubschrauber der Bundeswehr und wurde im Rahmen der Aus- und Weiterbildung schon häufig beflogen.»
In der «Leipziger Volkszeitung» wurde spekuliert, ob ein über den Fluss gespanntes Stahlseil am Pegel Golzern bei dem Absturz eine Rolle gespielt haben könnte. Es dient dem Bericht zufolge dazu, die Durchflussmenge des Wassers zu messen. Der Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt sagte dem Blatt jedoch, Hubschrauber verfügten über ein Kabelkappsystem, das vor Unfällen und Kollisionen mit Seilen, Drähten oder Kabeln schützen solle. Auf Karten des Piloten seien Hindernisse auch eingezeichnet.
Unfallort nahe einer Autobahnbrücke
Der Vorfall ereignete sich in der Nähe einer Brücke der A14 über die Mulde. Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums betonte, dass das Trainingsprogramm für Hubschrauberbesatzungen auch das Durchfliegen von Leitungen oder Brücken beinhalten kann. Die Polizei hatte eine Plattform für potenzielle Augenzeugen eingerichtet.
Zu Alter und Geschlecht der verunglückten Personen machte die Bundeswehr keine Angaben. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), der am Dienstagabend nach Grimma gekommen war, sprach von «zwei jungen Leben», die im Dienste der Bundeswehr ein jähes Ende gefunden hätten. Die Besatzung gehörte zum Hubschraubergeschwader 64 aus Holzdorf, an der Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Brandenburg.