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Humboldt Forum in Berlin: 20-Jähriger stirbt nach Schägerei

In Berlin eskaliert eine Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen am Humboldt Forum. Ein 20-jähriger Mann stirbt an Stichverletzungen, seine Begleiter werden verletzt. Die Polizei sucht die Täter.

Schlägerei am Humboldt Forum
Foto: Newsflash24 (KI)

Am frühen Freitagabend, dem 12. September 2025, ereignete sich im Herzen Berlins eine tödliche Auseinandersetzung, die bundesweit für Entsetzen sorgte. Gegen 19.35 Uhr gerieten nach Angaben der Berliner Staatsanwaltschaft am Humboldt Forum im Berliner Stadtschloss zwei Gruppen aneinander. Augenzeugen berichten, dass rund 20 Personen, darunter offensichtlich junge Afghanen und Syrer, aufeinander losgingen und Messer gezogen wurden. Ein 20-jähriger Mann erlitt dabei mehrere Stichverletzungen und musste noch am Tatort von Rettungskräften reanimiert werden. Obwohl er sofort in ein Krankenhaus eingeliefert und intensivmedizinisch behandelt wurde, erlag der junge Mann in der Nacht seinen schweren Verletzungen. Zwei Begleiter des Opfers im Alter von 22 und 23 Jahren wurden nur leicht verletzt.

Die Hintergründe der Eskalation sind bislang unklar. Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft erklärte, seien die Verletzungen des Getöteten durch „scharfe oder spitze Gewalt“ verursacht worden. Die Ermittler machten bisher keine Angaben zu den verwendeten Tatwaffen, es wird jedoch von Messern ausgegangen. Ein Polizeisprecher erklärte in einem Video auf X (ehemals Twitter), dass Anrufer von etwa 20 Beteiligten berichtet hätten. Nach den Tätern wird gefahndet; bisher gab es keine Festnahmen. Die Mordkommission hat ein Ermittlungsverfahren wegen Totschlags eingeleitet. Laut Polizei deuteten erste Erkenntnisse darauf hin, dass eine Gruppe afghanischer Jugendlicher eine kleinere Gruppe syrischer Männer attackiert haben könnte.

Das Humboldt Forum ist ein erst vor wenigen Jahren eröffnetes Kulturzentrum im rekonstruierten Berliner Stadtschloss. Es beherbergt Museen, Ausstellungen und Veranstaltungsräume und liegt direkt an der Spree gegenüber dem Lustgarten und dem Berliner Dom. Rund um das Forum halten sich viele Menschen auf – Touristen, Museumsbesucher, aber auch Jugendliche, die die weitläufigen Freiflächen nutzen. Unmittelbar daneben befindet sich eine viel besuchte Uferpromenade und eine Berufsschule, sodass sich am frühen Abend oft zahlreiche Passanten in der Gegend aufhalten. Für sie wurde der Ort des Austauschs an diesem Freitagabend zum Tatort. Die Polizei sperrte weiträumig ab und nahm zahlreiche Zeugenaussagen auf. Wer Hinweise geben kann, wird gebeten, sich bei den Ermittlern zu melden.

Bereits vor knapp drei Wochen war es an gleicher Stelle zu einer Messerstecherei zwischen zwei Gruppen gekommen. Damals wurden laut Polizei sechs Männer im Alter von 20 bis 26 Jahren verletzt, ein 24-jähriger Mann erlitt eine lebensgefährliche Rückenverletzung und musste operiert werden. Die übrigen Opfer erlitten Schnitt- und Stichverletzungen an Händen, Beinen, Becken und Oberkörper. Beobachter sprachen schon damals von einer zunehmenden Verrohung und Gewaltbereitschaft in der Berliner Innenstadt. Dass nun erneut ein tödlicher Angriff am Humboldt Forum stattgefunden hat, verstärkt die Sorge, dass sich der geschichtsträchtige Ort zu einem Brennpunkt rivalisierender Gruppen entwickelt.

Die Behörden warnen allerdings vor voreiligen Schlüssen. Weder zur Nationalität aller Beteiligten noch zu einem möglichen politischen Hintergrund wollten sich Polizei und Staatsanwaltschaft äußern. Das Opfer war nach bisherigen Informationen syrischer Staatsangehörigkeit, doch ob der Angriff gezielt war oder aus einer zufälligen Konfrontation entstand, ist unklar. „Wir stehen ganz am Anfang der Ermittlungen“, sagte ein Sprecher. „Die Spurensicherung und die Auswertung der zahlreichen Videoaufnahmen wird einige Zeit in Anspruch nehmen.“ Auch das Sicherheitskonzept am Humboldt Forum wird nun überprüft. Politik und Kulturverwaltung beraten darüber, ob eine verstärkte Polizeipräsenz nötig ist und welche präventiven Maßnahmen man ergreifen kann, um weitere Gewalttaten zu verhindern.

Die wiederholte Gewalt am historischen Stadtschloss ist nicht nur eine lokale Angelegenheit. In Berlin wird seit Jahren über Jugendgewalt und den Einfluss krimineller Clans diskutiert. Expertinnen und Experten weisen darauf hin, dass viele Auseinandersetzungen auf Streitigkeiten zwischen einzelnen Jugendlichen oder Gruppen zurückgehen, die sich schnell hochschaukeln. Dabei spielen soziale Benachteiligung, Perspektivlosigkeit und mangelnde Bildungsangebote eine Rolle. In diesem Zusammenhang werden auch Freizeiteinrichtungen und schulische Angebote als wichtige Präventionsinstrumente genannt. Eine sichere Schule und gut ausgestattete Treffpunkte für junge Menschen können helfen, Konflikte friedlich zu lösen. Zugleich mahnen Behörden, dass jeder Gewaltvorfall ein Einzelfall bleibt und generalisierende Schuldzuweisungen nicht weiterhelfen.

Solange die Täter nicht gefasst sind, bleibt vieles Spekulation. Sicher ist nur, dass ein junger Mann gewaltsam aus dem Leben gerissen wurde und Angehörige um ihn trauern. Die Polizei bittet daher Zeugen, sich unter der Rufnummer des Landeskriminalamtes zu melden. Wer am Freitagabend in Berlin-Mitte unterwegs war und die Auseinandersetzung beobachtet oder gefilmt hat, kann zur Aufklärung beitragen. Die Ermittler hoffen, dass sich weitere Zeugen melden und die Täter bald vor Gericht zur Verantwortung gezogen werden.

Ricardo Bohn