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Hurrikan «Melissa»: Verheerende Folgen in Jamaika befürchtet

Heftige Winde, Stromausfälle und Zwangsevakuierungen: Jamaika bereitet sich auf «Melissa» vor. Der Wirbelsturm könnte der stärkste je im Land registrierte Hurrikan werden.

Hurrikan «Melissa» gilt als ein extrem gefährlicher Wirbelsturm.
Foto: Goes-19/Cira/Noaa/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dpa

Jamaika wappnet sich für den wahrscheinlich schwersten Hurrikan, der den Karibikstaat je direkt getroffen hat. «Melissa» soll am frühen Dienstagmorgen (Ortszeit) mit der höchsten Hurrikan-Stärke 5 die Küste erreichen. «Ein Sturm der Kategorie 5 wäre eine verheerende Katastrophe», sagte Regierungschef Andrew Holness. Das Rote Kreuz warnte vor «möglicherweise beispiellosen Folgen» für das Land mit 2,8 Millionen Einwohnern, weil der Inselstaat noch nie zuvor von einem Wirbelsturm solcher Stärke getroffen worden sei. 

Das Sturmsystem war am Montagabend laut dem US-Hurrikanzentrum NHC in Miami rund 245 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Kingston mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 280 Kilometern pro Stunde. Der jamaikanische Wetterdienst prognostiziert, dass der Sturm im Südwesten der Insel zwischen den Bezirken Westmoreland und Saint Elizabeth auf Land treffen wird.

Das Gesundheitsministerium teilte mit, dass bei den Vorbereitungen auf den Hurrikan in den letzten Tagen auf Jamaika drei Menschen bei Unglücken beim Fällen von Bäumen ums Leben gekommen sind. In Haiti und der Dominikanischen Republik starben mindestens vier Menschen nach heftigen Regenfällen.

Der Sturm bewegte sich sehr langsam über Meer

«Melissa» hatte sich in den vergangenen Tagen über der Karibik zu einem extrem gefährlichen Hurrikan entwickelt. Sein Zentrum bewegte sich zuletzt mit nur rund vier Kilometern pro Stunde vorwärts. Langsam ziehende Hurrikans gelten als besonders zerstörerisch, weil sie länger über einer Region verweilen. «Ein langsames Tempo bedeutet, dass Gemeinden tagelang statt nur stundenlang unerbittlichen Starkregen ertragen müssen», teilte die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung in Genf mit. 

Den Vorhersagen zufolge wird «Melissa» Jamaika von der Südküste bis zur Nordküste durchqueren. Ebenfalls als «starker Hurrikan» werde «Melissa» später am Dienstag über den Südosten Kubas ziehen, hieß es vom NHC. Am Mittwoch werde der Hurrikan dann die Bahamas erreichen. Bereits vor der Ankunft des Sturms seien «zerstörerische Winde, Sturmfluten und katastrophale Überschwemmungen» zu erwarten. 

Wenn der Hurrikan Jamaika erreicht, rechnen die Meteorologen des NHC an der Südküste mit vereinzelt bis zu vier Meter hohen Sturmfluten. Wegen des zu erwarteten starken Regenfalls auf der Insel ist demnach zudem mit «katastrophalen Überschwemmungen» und «zahlreichen Erdstürzen» zu rechnen. 

Eine Hurrikan-Warnung wurde für Jamaika, die östlichen kubanischen Provinzen Granma, Santiago de Cuba, Guantánamo und Holguín sowie für Teile der Bahamas herausgegeben. Eine Vorwarnung gilt für die Turks- und Caicosinseln.

Tausende Menschen ohne Strom

Vor Erreichen des Festlandes sorgte «Melissa» bereits für Stromausfälle, nachdem umstürzende Bäume Stromleitungen beschädigt hatten. Mehr als 50.000 Anschlüsse waren nach Angaben des Energieministeriums ohne Elektrizität. Jamaikas Regierungschef ordnete Evakuierungen für mehrere Ortschaften an und rief die gesamte Bevölkerung dazu auf, möglichst zu Hause zu bleiben und den Anweisungen der Behörden zu folgen. Der Flughafen von Kingston wurde geschlossen. 

Auch in Kuba und den Bahamas bereiteten sich die Behörden darauf vor, Tausende Menschen aus den besonders gefährdeten Regionen in Sicherheit zu bringen.

Tropische Wirbelstürme bilden sich über warmem Ozeanwasser. Laut Experten steigert die zunehmende Erderwärmung die Wahrscheinlichkeit von starken Stürmen. Die Hurrikansaison im Atlantik startet am 1. Juni und endet am 30. November.

dpa