Täglich neue Fälle, teils komplexe Ermittlungen mit sichergestellten Daten, die ausgewertet werden müssen. Die Staatsanwaltschaften kommen kaum noch hinterher. Die Aktenberge wachsen und wachsen.
Immer mehr unerledigte Verfahren bei Staatsanwaltschaften
Die Anzahl der unerledigten Fälle wächst laut dem Deutschen Richterbund weiter. Bis zur Jahreshälfte hat sich die Gesamtzahl bundesweit auf knapp 964.000 Verfahren erhöht. Im ersten Halbjahr 2025 kamen somit erneut rund 13.000 offene Fälle hinzu. Ende 2024 wurde ein bisheriger Rekordstand von 950.852 unerledigten Verfahren erreicht.
Die Zahlen gehen auf eine Umfrage bei den Justizverwaltungen der Länder zurück, die die vom Richterbund herausgegebene «Deutsche Richterzeitung» durchgeführt hat. Berücksichtigt wurden dabei nur die Verfahren gegen namentlich bekannte Beschuldigte, wie es hieß.
Laut Verband blieb auch die Zahl neuer Verfahren bei den Staatsanwaltschaften auf Rekordniveau: In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres kamen mehr als 2,7 Millionen neue Fälle auf die bereits bestehenden Aktenberge hinzu. «Im Ergebnis ziehen sich viele Strafverfahren in die Länge und Verfahrenseinstellungen nehmen zu», erklärte der Bundesgeschäftsführer des Richterbundes, Sven Rebehn.
Meisten unerledigten Verfahren in NRW
Nach Angaben gibt es in Nordrhein-Westfalen mit knapp 267.000 Fällen die bundesweit höchste Zahl offener Verfahren zum Stichtag 30. Juni. Dies bedeutet einen Zuwachs von rund 40 Prozent seit dem Jahr 2021 (Ende 2021: 191.604).
Laut dem Richterbund in Hamburg ist die Entwicklung besonders schwierig: Bis Ende Juni ist der Berg der unerledigten Fälle auf 64.404 Verfahren angewachsen. Demnach hat sich der Aktenstapel in den letzten dreieinhalb Jahren fast verdreifacht (Ende 2021: 22.900 offene Verfahren).
Brandenburg reduziert offene Fälle
Auch die Staatsanwaltschaften in Sachsen haben mit einer großen Anzahl an offenen Verfahren zu kämpfen: Ende Juni gab es dort laut Angaben 45.952 offene Fälle – ein Anstieg um 54 Prozent seit dem Jahr 2021. Nur in Brandenburg konnte dieser Trend umgekehrt werden und die Anzahl der offenen Fälle (30. Juni 2025: 24.039) um etwa ein Drittel reduziert werden.
Anlässlich der Zahlen fordert der Deutsche Richterbund eine schnelle Zusage der Länder für neue Stellen in der Justiz. Erst dann könnten die von der Bundesregierung zugesagten 450 Millionen Euro an zusätzlichen Mitteln fließen. «Die Strafjustiz darf nicht zum Flaschenhals bei der Kriminalitätsbekämpfung werden.»