Häuser und Wohnungen verteuern sich wieder, Banken erwarten steigende Preise für Immobilienkäufer.
Stabilisierung auf dem Immobilienmarkt in Deutschland nach historischem Einbruch
Zum ersten Mal seit zwei Jahren sind Häuser und Wohnungen in Deutschland wieder teurer geworden. Nach historischen Rückgängen im letzten Jahr stabilisieren sich die Preise, wie aus neuen Zahlen des Statistischen Bundesamts hervorgeht. Insbesondere Häuser sind an vielen Orten wieder gefragt. Banken erwarten, dass sich Immobilienkäufer wieder auf steigende Preise einstellen müssen.
Im zweiten Quartal verbilligten sich Wohnimmobilien zwar im Schnitt noch um 2,6 Prozent gemessen am Vorjahreszeitraum, berichteten die Statistiker in Wiesbaden. Zum Vorquartal stiegen die Preise aber um 1,3 Prozent. «Dies ist der erste Anstieg gegenüber einem Vorquartal seit dem 2. Quartal 2022.»
Der Abwärtstrend der Preise seit Sommer 2022 dürfte beendet sein, meint Martin Güth, Ökonom bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). «Steigende Umsätze am Immobilienmarkt sprechen dafür, dass wir aktuell eine Stabilisierung der Preise erleben, die von Dauer ist.» Zuletzt seien die Hypothekenzinsen spürbar gesunken. «Mit diesem Rückenwind sollte sich die Marktbelebung in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen.»
Aufwärtstrend bei Häusern
Gemessen am ersten Quartal gab es laut Statistik nur noch bei Wohnungen in dünn besiedelten Regionen auf dem Land Preisrückgänge. Ein- und Zweifamilienhäuser verteuerten sich dagegen im Schnitt in allen Regionstypen zum Vorquartal.
In Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf erhöhten sich die Preise in den sieben größten Städten um 1,6 Prozent (Wohnungen) bzw. 2,3 Prozent (Ein- und Zweifamilienhäuser) im Vergleich zum Vorquartal. Im Vergleich zum Vorjahresquartal waren Wohnungen dort noch 1,5 Prozent günstiger und Häuser vier Prozent.
Abseits der Metropolen ist die Situation ähnlich: In den anderen kreisfreien Großstädten stiegen die Preise für Wohnungen um 1,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal, während sie im Vergleich zum Vorjahresquartal minimal um 0,1 Prozent sanken. Ein- und Zweifamilienhäuser waren 1,3 Prozent teurer als im Vorquartal, aber 4,9 Prozent günstiger als vor einem Jahr.
Hohe Preisabschläge für Häuser mit schlechter Energiebilanz
In dünn besiedelten ländlichen Gebieten sind die Auswirkungen der Immobilienkrise am deutlichsten zu erkennen. Dort stiegen die Preise für Einfamilien- und Zweifamilienhäuser im Vergleich zum Vorquartal um 0,9 Prozent, waren jedoch fünf Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum. Die Preise für Wohnungen sanken um drei Prozent im Vergleich zum Vorquartal und um 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.
Die Daten sind jedoch Durchschnittswerte. Das Preisgefälle zwischen energieeffizienten Gebäuden und Immobilien mit hohem Energieverbrauch ist beträchtlich. Während Häuser mit alten Öl- oder Gasheizungen und schlechten Energieklassen stark an Wert verloren haben, werden Objekte auf dem technisch neuesten Stand deutlich teurer verkauft.
Bauzinsen spürbar gesunken
Laut dem Statistischen Bundesamt waren die Preise für Wohnimmobilien im Jahr 2023 um 8,5 Prozent gesunken. Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) bezeichnete dies als den größten Rückgang seit etwa 60 Jahren – trotz eines historischen Booms zuvor. Im ersten Quartal des Jahres waren die Immobilienpreise im Vergleich zum Vorjahresquartal um 5,7 Prozent gefallen.
Der Hauptgrund für das Ende des Booms waren gestiegene Kreditzinsen. Viele Menschen können sich die eigenen vier Wände nicht mehr leisten, Verkäufer müssen die Preise senken.
Immobilien sind in letzter Zeit wieder etwas bezahlbarer geworden und die Anzeichen für das Ende der Immobilienkrise haben zugenommen. Die Bauzinsen sind merklich gesunken – eine Folge der Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank. Laut FMH-Finanzberatung werden für zehnjährige Immobilienkredite im Durchschnitt rund 3,3 Prozent Zinsen fällig, vor einem Jahr waren es knapp vier Prozent.
Verbraucher greifen bei Immobilienkrediten wieder zu
Laut Daten der EZB haben Verbraucher im Juli so viele Immobilienkredite angefragt wie seit zwei Jahren nicht mehr. Trotzdem hat sich am Mangel an Wohnraum und der hohen Nachfrage nichts geändert: Die Baugenehmigungen sind im Juli erneut gesunken.
Das Hamburger Gewos-Institut erwartet, dass der Umsatz mit Immobilien und die Anzahl der Käufe in diesem Jahr deutlich steigen werden. Die Commerzbank prognostiziert leicht steigende Immobilienpreise, jedoch ist kein neuer Boom in Sicht. Dafür müssten die Bauzinsen erheblich sinken. Der Finanzmarkt hat sich jedoch bereits auf fallende Leitzinsen der EZB eingestellt.
Als Kapitalanlage seien Wohnimmobilien weiter mäßig attraktiv, sagt LBBW-Ökonom Güth. «Wer aber eine Immobilie zur Selbstnutzung sucht, für den gibt es keinen Grund mehr zu warten. Nach unserer Einschätzung werden weder die Preise noch die Hypothekenzinsen im laufenden oder kommenden Jahr noch nennenswert fallen.» In Torschlusspanik brauche aber niemand zu verfallen. «Jedes Objekt will gut geprüft sein, und noch immer sind Kaufinteressenten in einer guten Verhandlungsposition.»
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