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Indigene Feuerwehrleute kämpfen in Brasilien gegen Flammen

Rekordbrände und toxischer Rauch bedrohen das Pantanal, das größte Feuchtgebiet der Welt. Doch die Bewohner eines indigenen Territoriums innerhalb dieses Gebiets in Südamerika wehren sich.

Das Feuer richtet Verwüstung in der gesamten Region an.
Foto: Diego Cardoso/dpa

Die Luft flimmert vor Hitze, während sich die Flammen durch das trockene Gras fressen. Der Himmel über den endlosen Weiten des Pantanal, dem größten tropischen Feuchtgebiet der Welt, ist von dichten Rauchwolken verhüllt. «Ich denke an die vielen Tiere, die darunter leiden, an die Kinder im Dorf, für die der Rauch besonders schädlich ist», erzählt Laércio Fernandes während einer kurzen Verschnaufpause. Das Gesicht des indigenen Feuerwehrmanns ist von Ruß gezeichnet, seine Augen gerötet. «Wir müssen unsere Umwelt verteidigen, wer soll es sonst machen?», sagt er. 

Fernandes ist einer von vielen Einsatzkräften, die aus den umliegenden Dörfern des indigenen Territoriums Kadiwéu im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul gegen die Flammen kämpfen. Mit 538.000 Hektar ist es das größte indigene Gebiet im Pantanal. Eine Fläche mehr als doppelt so groß wie das Saarland. Auf knapp 63 Prozent davon hat es dieses Jahr bereits gebrannt, wie aus Daten der Bundesuniversität Rio de Janeiro hervorgeht.

Einer der beiden Feuerwehrstützpunkte innerhalb dieses Gebiets befindet sich in Tomazia. Das Dorf mit etwa 350 Einwohnern liegt ungefähr zwei Autostunden von der nächstgrößeren Stadt Bonito entfernt. Im Gegensatz zur Stadt, die für ihre kristallklaren und tiefblauen Gewässer bekannt ist, wirkt Tomazia wie durch einen Sepiafilter betrachtet.

Der Duft von Asche liegt in der Luft. Die Schule musste deshalb schon mehrmals abgebrochen werden, berichtet die Lehrerin Rosangela, die im Dorf lebt. Wann sie zuletzt die Sonne in ihrer vollen Pracht gesehen hat, kann sie nicht sagen. Denn umhüllt von dichten Rauchschwaden erscheint sie nur noch wie ein blasser, rötlicher Kreis.

Die Einsätze der 85 größtenteils indigenen Feuerwehrkräfte werden von hier aus koordiniert. Sie sind in mehreren Einheiten für das gesamte Territorium verantwortlich. Die anhaltenden Brände setzen nicht nur riesige Mengen an Kohlenstoff frei, sondern gefährden auch zunehmend die Lebensräume dieser indigenen Gemeinschaften.

Fernandes trinkt noch einmal Wasser, bevor er mit seinem Gebläse der Linie folgt, die das Feuer im trockenen Gebiet hinterlassen hat. Seine Kollegen mit Löschrucksäcken und anderer Ausrüstung folgen ihm. Es sind keine Vögel oder andere Tiere in dem Einsatzgebiet zu sehen. Vor Kurzem wurden zwei verkohlte Landschildkröten entdeckt.

Drohnen unterstützen indigene Feuerwehrkräfte

Eine Einheit ist fast einen ganzen Tag im Einsatz, bevor sie vom Helikopter abgeholt und ins Dorf zurückgebracht wird. Im Kampf gegen die Brände erhalten sie jetzt Unterstützung von einer Drohne. Mit ihrer Hilfe können Feuerausbrüche erkannt und gelöscht werden, bevor sie sich weiter ausbreiten. Dies dient letztendlich auch der Sicherheit der Einsatzkräfte.

«Das Pantanal kann sehr undurchlässig sein, umgefallene Bäume können Wege sperren. Mithilfe der Drohne sehen sie nicht nur, wohin sich das Feuer ausbreitet, sondern auch, wie sie dorthin gelangen», erklärt Heideger Nascimento von der Nichtregierungsorganisation Environmental Justice Foundation (EJF). Er bildet die Einsatzkräfte seit September in einer theoretischen und praktischen Schulung für den Umgang mit der Drohne aus. 

EJF stattet neben den Feuerwehrleuten in Kadiwéu auch weitere Feuerwehren in einem anderen indigenen Gebiet mit den Flugobjekten aus. Das Ziel ist, auch anderen indigenen Gemeinschaften im Pantanal Schulungen und Ausrüstungen zu ermöglichen.

Rekordwaldbrände im Pantanal

Das Pantanal ist eines der artenreichsten Gebiete der Welt und beherbergt seltene Arten wie Jaguare, Tapire und Hyazinth-Aras. Es erstreckt sich von Brasilien auch in die Nachbarländer Bolivien und Paraguay und besteht aus einem komplexen Netzwerk von Flüssen und Seen. Es ist ein einzigartiges Natur- und Touristenparadies.

In diesem Jahr verzeichnet die Region eine besonders starke Waldbrandsaison. Laut dem brasilianischen Weltrauminstitut Inpe gab es allein in den ersten sechs Monaten 3.538 Feuerausbrüche. Dies ist ein Rekordwert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1.999. Im September allein gab es etwa 2.700 Ausbrüche, im Vergleich zum Vorjahresmonat mit 373.

Marina Silva, Brasiliens Umweltministerin, sagt, dass hauptsächlich menschliches Handeln für die Brände verantwortlich ist. In diesem Gebiet wird hauptsächlich Rinderhaltung betrieben. Die Farmer verbrennen traditionell Waldgebiete, um neue Weideflächen zu schaffen. Wenn diese Brände außer Kontrolle geraten, können riesige Flächenbrände entstehen. Die Situation wird in diesem Jahr durch eine schwere Dürre verschärft, die Experten zufolge mit dem Wetterphänomen El Niño und dem Klimawandel zusammenhängt.

Brandherde in ganz Südamerika

Aber nicht nur im Pantanal, sondern in ganz Südamerika gibt es Brandherde. Im brasilianischen Amazonasgebiet toben die schwersten Brände seit knapp 20 Jahren. Rauchschwaden breiten sich dabei über den gesamten Kontinent aus. Die Millionenmetropole São Paulo hatte deswegen kürzlich die schlechteste Luftqualität weltweit. Auch in anderen Ländern wie Bolivien, Ecuador, Peru oder Argentinien brennen die Wälder. Ecuadors Präsident Daniel Noboa hatte deswegen seinen Besuch bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York abgebrochen.

In die Stadt am Big Apple kamen vor wenigen Tagen auch indigene Vertreter von Völkern mehrerer Länder Südamerikas zusammen. Sie hatten auf die verheerenden Waldbrände und die zunehmende Zerstörung ihrer Lebensräume aufmerksam gemacht. Urvölker spielen im Kampf gegen die Erderwärmung eine Schlüsselrolle. Indigene gelten auch aufgrund ihrer Lebensweise als «Hüter des Waldes». Die Welt müsse jetzt handeln, forderte Raoni Metuktire, Kayapó-Häuptling und Vertreter der Anliegen indigener Völker am Amazonas. «Nicht nur um unseretwillen, sondern für die Zukunft des gesamten Planeten.»

dpa