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Inflationsrate in Deutschland sinkt deutlich

Preisdruck auf Verbraucher nimmt ab. Ökonomen erwarten weiterhin stabile Preise und geringes Wirtschaftswachstum.

Die Inflation in Deutschland belastet viele Verbraucher.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Die Inflation in Deutschland ist deutlich rückläufig. Im August waren die Verbraucherpreise um 1,9 Prozent höher als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Besonders Energie war im Vergleich zum Vorjahr günstiger, während die Preise für Dienstleistungen überdurchschnittlich gestiegen sind.

Insgesamt nimmt der Preisdruck auf die Verbraucher ab. Im Juli wurde noch ein Anstieg der Verbraucherpreise um 2,3 Prozent verzeichnet, nach 2,2 Prozent im Juni und 2,4 Prozent im Mai. Im August waren die Preise insgesamt um 0,1 Prozent niedriger als im Juli. Die Kerninflation ohne Energie und Nahrungsmittel sank um 0,1 Punkte auf 2,8 Prozent.

Ökonomen hatten bereits im Sommer mit einem Trend zu stabilen Preisen gerechnet. Das Münchner Ifo-Institut erwartet für die kommenden Monate eine Inflationsrate von unter zwei Prozent in Deutschland. Die Prognose basiert auf einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage unter Unternehmen zu ihren Preisplänen.

Konsum der Verbraucher springt nicht an

Die Kauflaune der Verbraucher wird weiterhin von der Inflation belastet. Obwohl die Löhne gestiegen sind, halten viele Menschen ihr Geld weiterhin zusammen. Im zweiten Quartal ging der private Konsum laut Angaben des Statistischen Bundesamts um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zurück. Zudem hat sich im August die Stimmung der Verbraucher eingetrübt, wie aus der Konsumklimastudie der Nürnberger Institute GfK und NIM hervorgeht. Die Erwartungen in Bezug auf Einkommen und Konjunktur sind gesunken, ebenso wie die Anschaffungsneigung – hingegen ist die Sparneigung gestiegen.

Die Kaufkraft der Verbraucher ist auf lange Sicht während der Inflationswelle gesunken. Laut Angaben des Statistischen Bundesamts stieg das mittlere Haushaltseinkommen von 2022 bis 2023 um 5,1 Prozent, während die Teuerungsrate bei 5,9 Prozent lag. Die Inflation beschleunigte sich nach dem russischen Angriff auf die Ukraine Anfang 2022 rapide, hauptsächlich aufgrund der deutlich höheren Energiepreise.

Die Arbeitnehmer in Deutschland haben jedoch die Kaufkraftverluste aus den Hochinflationszeiten zunehmend ausgeglichen. Im zweiten Quartal überstiegen die Bruttolohnsteigerungen zum fünften Mal in Folge die Entwicklung der Verbraucherpreise. Die Reallohnsteigerung für das zweite Quartal beträgt laut Statistischem Bundesamt 3,1 Prozent.

Trotz der kräftigen Gehaltszuwächse bleibt der private Konsum die wichtigste Hoffnung für die deutsche Wirtschaft, die im zweiten Quartal um 0,1 Prozent geschrumpft ist. Ökonomen erwarten nur geringfügige Verbesserungen für die zweite Jahreshälfte. Die Deutsche Bundesbank prognostiziert für das laufende Jahr lediglich ein Mini-Wachstum von 0,3 Prozent.

Inflationswelle hat Spuren hinterlassen

Die extrem hohen Inflationsraten der letzten beiden Jahre sind zwar Vergangenheit. Im Durchschnitt des Jahres erwarten führende Wirtschaftsforschungsinstitute eine spürbare Abschwächung der Inflation in Deutschland auf 2,3 Prozent – nach 5,9 Prozent im Jahr 2023.

Verbraucher bemerken jedoch beim Einkaufen oder im Restaurant die deutlich gestiegenen Preise. Eine Sonderauswertung des Statistischen Bundesamts ergab, dass sich Nahrungsmittel in den letzten Jahren im Durchschnitt um mehr als 30 Prozent verteuert haben, für den Zeitraum von Januar 2020 bis Mai 2024.

Der Bundesverband der Verbraucherzentrale ist sogar der Meinung, dass die Lebensmittelpreise einer Blackbox glichen, wie es die Verbandschefin Ramona Pop sagt. Sie fordert die Einrichtung einer neuen Beobachtungsstelle bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, die die Preise und Kosten von Lebensmitteln auf den jeweiligen Herstellungs- und Handelsstufen analysieren soll.

Sinkende Inflation gibt EZB Spielraum 

Falls die Inflation im Laufe des Jahres in Deutschland und im Euroraum insgesamt abnehmen sollte, würde dies der Europäischen Zentralbank den Spielraum für Zinssenkungen geben. Im Juni senkte sie erstmals seit der Inflationswelle die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte. Im Juli beließ die EZB die Leitzinsen unverändert und ließ die Möglichkeit einer Zinssenkung bei der Ratssitzung am 12. September offen. Es wird erwartet, dass im September eine Zinssenkung der EZB an den Finanzmärkten erfolgt. Dennoch blieb die Inflation im Euroraum hartnäckig: Im Juli stieg die Rate leicht auf 2,6 Prozent.

Bei einer Inflationsrate von 2,0 Prozent sieht die EZB im Allgemeinen die Preisstabilität gewährleistet. Wenn die Raten niedriger sind oder die Verbraucherpreise sinken (Deflation), besteht die Gefahr, dass Unternehmen und Verbraucher ihre Investitionen und Einkäufe verschieben, da sie noch niedrigere Preise erwarten. Dies hätte negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum.

dpa